Wer von der Ansicht von knallig grünen Teeplantagen nicht genug kriegen kann reist nach Munnar im Bundesstaat Kerala in Indien.
Von der Hillstation auf 1.500 Metern Seehöhe geht’s bei Wanderungen noch ein Stück weiter nach oben. Immer zwischen den grün schillernden Bäumchen hindurch. Eine kühle Oase inmitten des hektischen, indischen Lebens.
Wir sind nicht sicher, in welche Richtung unsere Wanderung führen soll. Fabian aus Braunau und ich sind etwas ratlos welcher Weg zu den Teeplantagen führt. Wir haben uns in Kochi kennen gelernt und sind gemeinsam nach Munnar ins Gebirge gereist.
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Schon bei der mühsamen Anreise mit dem Bus hat uns der Anblick der Teeplantagen beeindruckt.
Jetzt stehen wir mitten in Munnar und es ist keine einzige Teeplantage zu sehen. Obwohl die Stadt auf 1.500 Metern Seehöhe liegt ist sie von noch höheren Bergen umgeben. Berge der “Western Ghats”, bewachsen mit Gras und Büschen. Aber keine Teeplantage ist in Sicht.
“Nehmen wir den Weg links hinauf auf den Hügel oder doch lieber rechts an der Kirche vorbei Richtung Hospital?” Wir entscheiden uns für die Route Richtung Krankenhaus und biegen instinktiv in einen Schotterweg ab. Nach weniger als zehn Minuten Fußmarsch ändert sich die Landschaft schlagartig, wir stehen in einem der am höchsten gelegenen Teeanbaugebiete der Welt.
Die Hänge sind nun mit hüfthohen Teesträuchern bedeckt. Tausende von ihnen. Wie ein Teppich aus kleinen, runden Polstern überziehen sie die Hänge. Die Blätter schillern in unzähligen Grünschattierungen in der Sonne. Große, dunkle Teeblätter und helle kleine Blättchen.
Die Sträucher sind durch ein Netz von kleinen Wegen getrennt. Hier können die Teebauern die Pflanzen pflegen und reife Blätter für den “Chai” ernten.
Auf den Feldern ist heute kein einziger Arbeiter zu sehen. Ob die Blätter noch nicht erntereif sind?
„Heute ist Sonntag, da haben alle frei und viele gehen in die Kirche“ erklärt uns ein Passant. Außerdem ist der 26. Januar „Tag der Republik“ und somit Nationalfeiertag in Indien. Da arbeitet sowieso niemand.
Der Kirchgänger entpuppt sich als kundiger Teebauer. Er erklärt uns, dass in der Umgebung von Munnar unterschiedliche Teesorten angebaut werden. Das Alter und die Größe der Blätter sind für die Qualität des Tees verantwortlich, das ganze Jahr über werden die Teeblätter geerntet.
Auch bei einer Wanderung fernab der großen Städte durch indische Teeplantagen entkommt man nur selten der Musik aus Lautsprecherboxen. Von weit her trägt der Wind fetzen von indischer Popmusik. Wenn die Fetzen sich dann zu Musikstücken zusammensetzen und laut zu hören sind, dann ist eine Feier nicht mehr weit.
Kinder haben uns entdeckt und zerren uns zu einem kleinen Platz mitten in den Teeplantagen. Hier verbringt eine Großfamilie den Feiertag. Etwa 20 Frauen sitzen in bunten Kleidern an einem Fleck zusammen, die Männer begrüßen uns. Aus einem Metallgefäß schöpft eine der Frauen süßen Klebereis auf ein Bananenblatt.
Wir sind zum Mitfeiern eingeladen. Und müssen fotografieren. Die Männer, die Kinder und die Oma. Mit und ohne Enkel. Zwei links, eins rechts – und umgekehrt.
Mit einem Handzeichen wird uns erklärt, dass die anderen Frauen nicht fotografiert werden möchten. Schade, gerade sie sind besonders festlich gekleidet.
Zum Abschied werden Adressen ausgetauscht, in ein paar Wochen sollte die Familie von mir dann einen Brief mit den Fotos bekommen. Die Kinder wollen uns nicht gehen lassen. Sie sind die einzigen die etwas Englisch sprechen.
„Are we friends now?“ fragt mich einer der Buben, als er auf meine Visitenkarte starrt. „Yes, my friend.“
Reisetipps für Munnar und die Teeplantagen:
- Die Anreise ist mit klapprigen Bussen möglich, z.B. regelmäßig ab/nach Busbahnhof Ernakulam (Kochi) via Aluva (ca. 5 Stunden), mehrmals täglich ab/nach Kottayam (ca. 5 Stunden) oder Trivandrum (ca. 9 Stunden).
- In Munnar ist es wesentlich kühler als im Flachland, in der Nacht können die Temperaturen auf weniger als 10 Grad sinken. Im Schatten ist es auch tagsüber kühl. Bei Wanderungen in den Teeplantagen unbedingt gut vor der Sonne schützen – Sonnenbrandgefahr!
- Vom Ort Munnar aus sind Teeplantagen in ca. 10 Gehminuten zu erreichen. Eine der Möglichkeiten: Vorbei an der Mount-Carmel-Kirche, oder direkt über den Vorplatz, die Straße Richtung Westen nehmen, Richtung Krankenhaus. Kurz vor dem Krankenhaus führt eine Schotterstraße links weiter in die Teeplantagen.
- Der Ort Munnar hat wenig zu bieten, auch das Nachtleben ist unspektakulär. Alkohol wird nur in wenigen, lizenzierten Bars ausgeschenkt. 22 Uhr ist Sperrstunde.
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Alex says
Bin zwar nicht unbedingt ein Teetrinker (es sei denn ich bin krank), aber das “…kann man stundenlang…”-Foto hat schon was! :)
Wohl bekomm’s!
Kathrin says
Das sieht ja ganz schön abenteuerlich aus! Der Besuch einer Teeplantage ist bestimmt spannend.
lg kathrin
Sebastian Sachs says
Wow was ein genialer und ausführlicher Bericht.
Die Fotos dazu sind einfach nur traumhaft und machen so tierisch lust selber mal dieses wunderschöne Land zu bereisen.
Dazu muss ich noch sagen:
Ich wechsel langsam vom “Kaffeetrinker” zum “Teetrinker” von daher fand ich den Artikel auch sehr lehrreich.
Viele Grüße
Olivia says
Sehr interessanter Artikel! Ich habe es wirklich genossen, dieses Blog zu lesen!
Christina says
*___* Woah, von solchen Teeplantagen träum ich auch schon eine Weile. Die sehen wirklich hübsch aus und in Kombination mit einem indischen Volksfest finde ich es noch genialer. ;D
Liebe Grüße
Christina
Andersreisender says
– Alex: Also wenn’s um das Getränk geht würde ich mich auch eher auf Kaffeeplantagen herumtreiben. ;-)
– Kathrin: Vor allem die unendliche Weite der Teeplantagen hat’s mir angetan. Und die beeindruckenden Landschaftsformen. :-)
– Sebastian: Unbedingt Munnar in Südindien besuchen!
– Olivia: Vielen Dank für die Blumen. ;-)
– Christina: Das Fest in Mitten der Teeplantagen war auch für uns das absolute Überraschungsmoment. Und wenn man dann noch mitfeiern darf ist es perfekt. :-)
Michael says
Hi, tolle Bilder und sicher kommt dort nicht jeder Reisende hin. Wie sieht es denn dort betreffend Pestiziden aus?
LG, Michael
Andersreisender says
Michael: Danke für Deinen Besuch. Hmm… ich muss ehrlich gestehen: Ich weiß es nicht. Ich habe ins Video hinein geschaut. Ob die Büsche wirklich nach 14 Tagen schon wieder voller Blätter stehen? In Munner hatte ich den Eindruck, dass die Büsche sehr hoch waren und sowohl kleine, zarte Blätter als auch dunkle, alte trugen. Ein Passant hat uns auch kurz erklärt, dass die “kleinen” die besseren Blätter sind.
Diese Zeilen sind die Beobachtungen eines Laien, den die gepolsterten Hänge optisch sehr beeindruckten. Und ja: Ich kann mir gut vorstellen, dss auch hier ordentlich mit Pestiziden gearbeitet wird. Außer es ist eine Bio-Tee-Plantage – und selbst dann wäre ich mir nicht sicher. ;-)