Hier ist alles ganz entspannt, im „Government Botanical Garden“ in Ooty (Udagamandalam). Der riesige Park ist ein grüner Ruhepol am Rande der hektischen Hillstation.
Das wissen auch die vielen indischen Touristen zu schätzen, für sie gehört der Park zum fixen Ausflugsprogramm in Ooty. Sie streifen in der Abendsonne den Hang hinauf und hinunter oder sitzen in Gruppen gemütlich im Gras.
Hier ist alles sauber. Spucken verboten. Rauchen verboten. Plastikflaschen verboten. Ein Kontrast zum „Alltagsleben“ in Ooty, das von einem stinkenden Fluss durchzogen wird. Zwar ist die Nilgiri Region als plastikfreie Zone deklariert, aber das Wort „Öko“ ist auf vielen Schildern nur ein mageres Lippenbekenntnis.
Der Botanische Garten, am Fuße des Doddabettas, ist ein Überbleibsel aus der britischen Kolonialzeit. Zur Monsunzeit, dem tropisch-feuchten Sommer in Indien, ist es in 2.200 Metern Höhe angenehm kühl.
1847 wurde der Botanische Garten eröffnet. Auf Terrassen schlängeln sich die Wege auf 2.500 Meter hinauf. Im Winter kann die Temperatur bis zum Gefrierpunkt fallen, im Sommer liegen die Tageshöchstwerte bei 30 Grad. Ein ideales Klima für die verschiedenen Grünpflanzen aus aller Welt.
Je weiter ich vom Eingang den Berg hinauf wandere umso ruhiger wird es. Erst ist der Straßenlärm nicht mehr zu hören, dann verstummt auch das Hupen und wird vom ausgelassenen Schnattern der Parkbesucher abgelöst.
Je steiler der Weg wird, desto weniger Menschen schnaufen den Berg hinauf. Nur noch ein Affe begleitet mich entlang des Weges und hofft auf eine Banane.
Beim Blick über den Park sind jetzt nur noch Bäume zu erkennen. Keine Häuser, keine Autos keine Menschen. Keine Musik dröhnt aus Lautsprecherboxen und kein Straßenlärm stören das raschelnde Geräusch der Blätter im Wind. Nur Vögel krächzen, sie dürfen die Ruhe unterbrechen.
In den hektischen Städten Indiens gibt es kaum einen Platz an dem Ruhe herrscht. Maximal in einem Park. Eine eingezäunte, grüne Oase, in der sich die Gäste wie in einer anderen Welt benehmen.
Beim Ausgang erfasst mich das Chaos sofort wieder. Hupen, in die Ecke pinkeln, achtloses Müll wegwerfen.
Auf Reisen passe ich mich, aus pragmatischen Gründen, sehr schnell an die hygienischen Umstände und die örtlichen Gepflogenheiten an und stelle bei manchen Themen auf “Durchzug”. Trotzdem stelle ich mir als Gast aus dem deutschsprachigen Raum doch die Frage: Warum klappt’s mit der Sauberkeit in einem Park, nicht aber im Alltagsleben?
Ich möchte es ja auch bei mir zu Hause, vor meiner Haustüre, schön haben und und nicht bis zum Knöchel im Dreck versinken. Und dann für eine schöne Umgebung nicht hunderte Kilometer weit in einen Park – in eine andere Welt – fahren müssen.
Manche Gedankengänge können wir offenbar nicht nachvollziehen. Inder wären vermutlich peinlich berührt wenn ich sie auf den Dreck ansprechen würde. Sie wissen es ja selbst wie es um die Sauberkeit ihrer Städte bestellt ist.
Aber leider wird gegen die Missstände nicht viel getan. Außer in ausgewiesenen Sonderzonen wie z.B. in Parks, Tempeln wie in Tirumala oder im Botanischen Garten in Ooty.
Praktische Reisetipps für den Government Botanical Garden in Ooty (Udagamandalam):
- Der Botanische Garten befindet sich am nordöstlichen Ende von Ooty.
- Eintritt für Erwachsene 30 Rupien, für Kinder 15 Rupien.
- Gebühr für Fotokamera 50 Rupien, Videokamera 100 Rupien
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Alex says
Man könnte sich fragen, wieso sie es sonst nicht hinkriegen, wenn es denn doch auch im Park sauber sein kann. Aber Hauptsache es gibt hier und da ein Platz der Idylle. Vor allem weg von dem ewigen Gehupe! :D
Andersreisender says
Alex: Eine echt gute Frage. Seit dem Beitrag über Ooty fällt mir der schlechte Umgang mit dem Thema Dreck noch extremer auf. Kaum fiel der Müll auf die Straße wurde ich von den gleichen Menschen darauf angesprochen, dass es leider in Indien so verdreckt ist. Da weiß ich echt nicht, was ich darauf noch antworten soll…