Im ecuadorianischen Otavalo habe ich das Gefühl, dass die ganze Stadt ein einziger, riesiger Markt ist. Noch farbenfroher und vielseitiger kann ein Handelsplatz kaum sein.
Am Samstag ist in Otavalo Markttag, dann strömen die Besucher auch zum wöchentlichen Tiermarkt.
Komm‘ mit zu einem Bilderbummel durch die Märkte in Otavalo!
Schon früh machen sich die Otavaleños, so werden die Einwohner Otavalos genannt, am Samstag auf zum Markt. Die Bezeichnung Otavaleño wird unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit verwendet. Der Großteil der Bewohner der Provinz Imbabura gehören dem indigenen Volk der Kichwa (Quechua) an oder sind Mestizen.
An diesem Samstag tauche ich auf den Märkten ein in ein Meer von Hüten und schwarzen Zöpfen ein. Die Schuhe der Menschen sind im Gedränge zwischen den Marktständen schwer zu erkennen, traditionell tragen Männer weiße und Frauen zu ihren Kleidern schwarze Schuhe.
Auch wenn sich Jeans, Sneakers und westliche Kleidung immer mehr durchsetzt, sind die typischen Hüte und die geflochtenen Zöpfe der Männer überall präsent.
Im Stadtzentrum ist an jedem Tag in Otavalo Markt, aber am Samstag geht es besonders rund. Dann ist offizieller Markttag und die Stände ziehen sich vom Plaza de Ponchos weit in die Seitengassen. Es scheint das ganze Stadtzentrum ein einziger, riesiger Platz zum Handeln zu sein.
Obst und Gemüse wechseln sich mit kleinen Essensständen ab, bei denen man durch die lateinamerikanische Küche gustieren kann.
Langsam ändert sich beim Bummel durch die Stände das Bild, die Früchte werden zunehmend von Textilien und Souvenirs verdrängt.
So mancher Bewohner deckt sich hier mit Kleidung ein. Nein, die Kichwa kaufen nicht die Yoga-Hosen und Ponchos. Und auch nicht die “authentische” Kleidung und Jacken, die man angeblich im Hochgebirge Indiens und Nepals trägt. Auch wenn diese Kleidung bequem ist, das ziehen Heimische nicht an.
Wer nichts für diese Kleidung, Souvenirs und Kunsthandwerk übrig hat geht einfach eine Straße weiter. Dort sind dann die schwarzen und weißen Schühchen und originale Hüte zu finden. Authentische Kleidung, die aber zum Stil der Europäer weniger passt.
Ich lasse mich weiter durch die Gassen zum Plaza Bolivar treiben. Hier entspannen sich die Otavaleños etwas vom quirligen Marktleben. Aber auch im Park ist viel los und man findet kaum Platz auf den zahlreichen Bänken.
Ich habe den Eindruck, dass am Samstag die ganze Region auf den Beinen ist. Auch Richtung Tiermarkt reißt der Besucherstrom nicht ab. Der Tiermarkt Otavalo liegt an der Panamericana außerhalb des Stadtzentrums.
Jeden Samstag werden früh am Morgen die Tiere dort hin gebracht. Hier wird fast alles verkauft, was Beine hat. Schweine, Lamas, Hühner, Rinder, Hunde, Katzen und Meerschweinchen werden gehandelt.
Manche Tiere werden gekauft und landen kurze Zeit später im Kochtopf. Andere werden noch längere Zeit gefüttert, um sie ein paar Wochen später wieder mit Gewinn am Markt zu verkaufen.
Quiekende Ferkel zerren an der Leine und wollen nicht recht mit dem Käufer mitgehen, die gemästete Sau wird von einem Transporter gehoben.
Hühner schauen neugierig aus einem Korb, nebenan holt eine Verkäuferin ein Meerschweinchen aus dem Sack.
Zwei Frauen sehen sich das Tier genau an und beginnen zu verhandeln. Offenbar wird man nicht handelseins, die Verkäuferin legt das Meerschweinchen wieder in den Sack zurück.
Neben dem Verkauf von Nutztieren erfüllt der Tiermarkt in Otavalo auch die Funktion der Tierhandlung für Haustiere.
Ein Junge bürstet Katzen und Hunde und zeigt sie Kaufinteressierten. Einer der Hunde saust zum Nachbarstand und kläfft eine Ente an, die kuschelt sich quakend zwischen die Hühner, die am Boden liegen.
Die Otavaleños schleppen Kisten, begutachten Tiere und verhandeln. Dann wird die Leine eines Lamas vom Zaun gebunden, es hat nun auch einen neuen Besitzer.
Es ist ein beeindruckender Bummel am Markt in Otavalo – zwischen Gemüseständen, Kunsthandwerk und über den abenteuerlichen Tiermarkt. Letzterer ist bestimmt nichts für schwache Nerven. Für diejenigen, die gerne ins Lokalkolorit eintauchen, aber sehenswert.
Tipps für die Märkte in Otavalo:
- Eigentlich ist es nicht nur ein Markt, Otavalo hat übers Stadtgebiet verteilet verschiedene Märkte.
- Bester Tag für den Besuch ist Samstag. Dann findet auch der Tiermarkt an der Panamericana statt und die Stände ziehen sich im Stadtzentrum vom Plaza de Ponchos bis weit in die Gassen.
- Die beste Zeit für einen Besuch am Tiermarkt am Samstag ist der Morgen, spätestens bis 10 Uhr solltest Du dort sein.
- Otavalo liegt in der Provinz Imbabura ca. 100 Kilometer nördlich von der Hauptstadt Quito.
Die Erfahrungen, Tipps und Hintergrundinformationen in diesem Beitrag wurden im Rahmen einer individuellen Pressereise auf Einladung von Quito Tourismus recherchiert. Wie immer bleibt meine Meinung in der Berichterstattung davon unberührt.
Simone says
Schöne Erinnerungen, Gerhard. Ich hab mal 2 Wochen in einem Apartment direkt am Gemüsemarkt gewohnt. Schon ein paar Jährchen her, aber wenn ich die Fotos anschaue, hat sich nicht viel verändert.
Liebe Grüße, Simone
Alex says
Interessanter Artikel und danke, dass es auch uns möglich war hier einzutauchen. Das mit den weißen Schuhen bei den Männern und schwarz bei den Frauen ist das immer so oder vor allem am Markt-Samstag? Genial finde ich, wenn eine Tradition bestehen bleibt, so wie die Zöpfe bei den Männern.
Und am beeindruckensten war für mich der Tiermarkt.
Katja says
Hallo Gerhard,
schöner Beitrag. Da kommen wieder Erinnerungen hoch. Wir waren vor unserem Besuch dort skeptisch, weil es hieß Otavalo sei schon von Touristen überlaufen, aber es hielt sich in Grenzen und im Vergleich zu anderen ecuadorianischen Städten hat sich die Tradition hier noch bewahrt, was wirklich sehr schön ist. Hoffe das bleibt noch lange so. Markttage empfinden wir immer als die besten Tage, um die Einheimischen in ihrer Tracht zu sehen. Die Menschen kommen aus den umliegenden Dörfern extra in die Stadt und machen sich oft besonders chic. Kein Wunder, denn neben dem Kauf und Verkauf von Produkten und Vieh, trifft man sich zum Austausch und Socializing.
Hast du dir so eine schöne bunte Mütze mitgebracht? Die waren schon witzig. Beinahe hätten wir eine gekauft, aber man setzt so etwas in DE ja doch nicht auf… Viele Grüße
Sascha says
Wirklich tolle und beeindruckende Fotos in dem Bericht.
Vielen Dank
Gruß Sascha
Andersreisender says
– Simone: Wow! Appartement direkt am Gemüsemarkt in Otavalo hört sich aber auch spannend an! Ist es in der Nacht einigermaßen ruhig? Ich habe die Nacht etwas außerhalb in einer Hacienda verbracht.
– Alex: Die Schuhe habe ich auch an anderen Tagen gesehen. Ich finde es auch schön, wenn Traditionen und Besonderheiten erhalten bleiben. Wenn es überall gleich ausschaut wäre Reisen eher langweilig.
– Katja: Bunte Mütze habe ich keine mitgenommen. Sie schauen zwar lustig aus, aber ich würde sowas eher nicht tragen. ;-) Aber dafür haben ich drei Kissen als Souvenir gekauft. Sie zieren meine Couch und ich denke immer gerne an den Besuch in Ecuador zurück. :-) Und Du hast die Wollmütze als Mitbringsel mit nach Hause gebracht?
– Sascha: Danke Dir!
Katja says
Moin Gerhard, wir haben lange überlegt, aber am Ende auch keine der bunten Mützen mitgenommen, aber dafür ein witziges Erinnerungsfoto, das ich zur allg. Belustigung und Veranschaulichung :) hier gar nicht hochladen kann. Alles Gute und viele Grüße
Andersreisender says
Katja: Nein, Bilder-Uploade gibt’s hier leider (noch) nicht. Aber ich habe da ein lustiges Bild vor meinem geistigen Auge. ;-)
Nord-Peru Reisen says
Tolle Fotos, die die Atmosphäre gut wieder geben.
Isabell says
Ein richtig gelunger Beitrag über den Markt in Otavalo! Der Markt ist wirklich so wie du ihn schilderst… ich habe mit Gulliver Expeditions einen Tagesausflug von Quito nach Otavalo gemacht und war sehr begeistert! Ich kann jedem nur empfehlen, sich selbst ein Bild von diesem tollen Textil- und Kunsthandwerkermarkt zu machen. Beste Grüsse, Isabell
Susanne aka Wortgestalten says
Hallo Gerhard,
gerade hab ich den Artikel zu Otavalo entdeckt. Hätte ich den mal schon 2015 gelesen. Ich war Ende 2015 in Ecuador – allerdings habe ich mich gegen einen Besuch in Otavalo entschieden bzw. für eine Rundreise, die so gut wie keine Städt beinhaltet. Mir war in dem Falle die Natur auf Galapagos und im Regenwald wichtiger.
Dennoch wäre ein Besuch sicher nicht verkehrt gewesen. Vielleicht hab ich ja nochmal die Chance.
Viele Grüße
Susanne aka Wortgestalten
MrsChaibo says
wow wunderschöne Bilder, sieht toll aus