Eigentlich sollte es nur ein Reiseabenteuer sein. Ein Unterwasser-Erlebnis, auf den Andamanen in Indien ein bisschen „mit den Fischen fliegen“. Darum habe ich einen Tauchkurs* gemacht. Doch nach meiner Rückkehr aus Asien ging mir das Tauchen nicht mehr aus dem Kopf und ich sprang in den eiskalten Attersee. Es ist im Gebirge ein völlig anderes Gefühl als im Meer zu Tauchen. Der aufregende Sport hat mich nun durch das ganze Jahr begleitet.
Den Moment, das erste Mal unter Wasser zu atmen und schwerelos zu schweben, vergisst man wohl nie. Die Fische rund um mich sehe ich bei meinem Open Water Tauchkurs Anfangs kaum, zu sehr bin ich mit der Technik beschäftigt.
Mit der Pressluftflasche am Rücken und dem Regler im Mund muss ich mich auf die richtige Atmung konzentrieren. Und im Jacket muss sich die richtige Menge Luft befinden, dann klappt es mit dem scheinbar schwerelosen „schweben“ im Wasser.
Mit etwas Übung funktioniert das Spiel mit den Kräften ganz gut und ich kann mich bald über die bunte Unterwasserwelt beim Tauchen auf den Andamenen freuen. An manchen Stellen habe ich den Eindruck, als würde ich über die Landschaft unter Wasser regelrecht hinweg fliegen. Und die Fische fliegen mit mir.
Je tiefer ich in die Szene eintauche umso größer sind Schwämme und bunten Pflanzen zu sehen. Ein beeindruckendes Schauspiel in einer Umgebung, in der wir Menschen ohne technische Hilfsmittel nicht überleben könnten.
Bald muss ich dann Asien verlassen. Es geht zurück ins kalte Mitteleuropa. Mitte März ist die kälteste Zeit des Winters zwar überstanden, aber der Schnee bedeckt immer noch die Berge und es weht ein eisiger Wind. Ich denke an die Tauchabenteuer auf den Andamanen zurück und möchte so bald wie möglich wieder Tauchen.
Ob das auch im vier Grad kalten Attersee klappt? Im 29 Grad warmen Wasser in Südostasien ist nur ein kurzer Tauchanzug als Kälteschutz notwendig.
Bei frostigen Temperaturen werde ich für den ersten Tauchversuch in einen Trockentauchanzug gesteckt. So lassen sich die winterlichen Temperaturen aushalten. Für mich als Anfänger ist es gar nicht so einfach mit dem speziellen Trockentauchanzug umzugehen. Statt Wasser auf der Haut umgibt den Körper eine wärmende Luftschicht. Nur im Gesicht spüre ich das eiskalte Wasser. Die Luft muss für eien gute Tarierung richtig im Anzug verteilt sein, gar nicht so einfach.
Das Tauchen im Meer ist völlig anders als das Erlebnis in einem Gebirgssee. Die technische Ausrüstung ist aufwändiger, der Kälteschutz überlebensnotwendig und unter Wasser wirkt alles entspannter und ruhiger als im Meer.
Statt durch bunte Fischschwärme zu tauchen muss man aufmerksam sein, um einen Fisch zu erspähen. Manche Fische kennt man nach mehreren Tauchgängen am selben Ort „persönlich“, z.B. den Hecht unter der Plattform beim Tauchplatz „Dixi“. Ich habe das Gefühl, er ist bei jedem Besuch ein Stück größer.
Jeder Tauchplatz ist unterschiedlich. Bei manchen sieht man aufregende Felsformationen, andere warten mit alten Autowracks oder versunkenen Schiffen auf. Mancher Gebirgssee ist kristallklar, wie z.B. der Grüne See (leider mittlerweile Tauchverbot). Der Grüblsee in 1.160 Metern Seehöhe ist ein Unterwasser-Erlebnispark inklusive Unterwasser-Streichelzoo und Geocache.
Der eisig-kalten Erstversuch im März konnte mich nicht abschrecken. Etwa alle zwei Wochen zieht es mich an einen See in der Umgebung. Die Freude über das Tauchen lässt mich am Anfang die Kälte im See vergessen. Ich mag es im Nasstauchanzug zu tauchen, also das Wasser auf der Haut zu spüren und auch die Temperaturunterschiede zu erleben.
Der kälteste Moment ist im Frühling das Umkleiden an Land Wenn man sich aus dem nassen Tauchanzug schält freut man sich über warme Kleidung und eine Haube oder Kapuze, die man die nächsten Stunden dann nicht mehr absetzen möchte.
Im Hochsommer ist das Umziehen beim Tauchen kein Problem mehr. Im Gegenteil, dann versuche ich so schnell wie möglich der Hitze zu entkommen. Im schwarzen Taucheranzug wird’s an Land ziemlich heiß, der See verspricht Abkühlung. Beim Abtauchen ändern sich Temperatur und Sicht spontan bei den sogenannten Sprungschichten.
Der Temperaturunterschied von 35 Grad Lufttemperatur auf 7 Grad Wassertemperatur in 20 Metern Tiefe fühlt sich extrem an. Im Gesicht fühlt sich das so an, als würde man von einer warmen Schihütte direkt in den Schneesturm hinaustreten. Man spürt ein Stechen auf den Wangen, an das sich der Körper aber bald gewöhnt.
In der Zieltiefe angekommen ist das kalte Erlebnis schon wieder vergessen. Markus und ich tauchen bei der “Franzosenschanze” am Wolfgangsee die nächsten 40 Minuten durch eine beeindruckende Felslandschaft, die sich von der Oberfläche nicht erahnen lässt.
Markus? Das ist mein Buddy. So nennt man seinen Tauchpartner. Mit ihm habe ich diesen Sommer einige tolle Tauchgänge erlebt. Wir haben uns über das Tauchen kennen gelernt, daraus hat sich nun eine Freundschaft entwickelt. Mit einem vertrauten Tauchpartner, auf den man sich verlassen kann, macht es Spaß Neues unter Wasser auszuprobieren.
Unser Revier sind die Seen rund um den Attersee. Bei der Tauchbasis der „Austrian Divers“ treffen wir uns zu Beginn gemütlich zum Kaffee, füllen die Flaschen mit Luft und planen den Tauchgang.
Mittlerweile hat der Herbst Einzug gehalten, ich leihe mir für den nächsten Tauchausflug einen Trockentauchanzug aus. Diesmal geht es an den Pichlinger See in Linz. Er ist nur wenige Meter tief und mit den Gebirgsseen nicht zu vergleichen.
Dafür ist der Badesee dicht bewachsen und zwischen den grünen Pflanzen verstecken sich Fische. Markus hat seine Action-Cam dabei und ich beschäftige mich mit den Eigenheiten des Trockentauchanzugs.
Mit jedem Tag werden die Seen nun kälter, der Winter steht vor der Türe. Ich mag es, das Wasser und die verschiedenen Kräfte beim Tauchen zu spüren. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich im Winter Lust aufs Tauchen habe. Ins eiskalte Wasser zu steigen. Bei Schneefall auf einem Parkplatz die warme Winterjacke gegen den Tauchanzug zu tauschen.
Aber vielleicht haben genau diese Extreme ihren Reiz? Mal sehen, ob mich Markus zu einem eisigen Tauchgang bei Punsch und Lebkuchen überreden kann oder ob ich eine kurze Winterpause beim Tauchen einlegen werde.
Im Jänner geht für mich aber definitiv die Tauchsaison wieder los. Dann werde ich Euch von Kuba und Mexiko erzählen. Die Cenoten auf Yucatan zählen zu den faszinierendsten Tauchplätzen der Welt.
Und wie sieht’s bei Dir aus? Hast Du Deinen Tauchschein oder ist in naher Zukunft ein Tauchkurs geplant*?
Walter says
sehr interessant!
Alex says
Ich tauche dann mal unter! :D
Zumindest bei diesem Thema.
Auch wenn ich gestehen muss, dass die Schwerelosigkeit unter Wasser schon genial ist. Aber dann lieber im Schwimmbad und nicht in wilder, freier Natur! ;)
Anja says
Das ist sieht ja schön.. Ich würde gerne mal tauchen aber hab ja schon Panik wenn ich mal paar Sekunden unter Wasser bin :-). Aber das ist bestimmt auch was anderes, trauen müsste man sich…
Andersreisender says
– Walter: Absolut! Schon ausprobiert?
– Alex: Oh ja… ich weiß. Das ist leider nicht Dein Thema. Aber der nächste Beitrag wird trockener – versprochen! :-)
– Anja: Einfach mal das Tauchen ausprobieren. Es gibt z.B. auch Schnuppertauchen*. Vielleicht ist das ja doch etwas für Dich? :-)
Tabitha says
Oh, das beeindruckt mich! Ich habe mich nach dem OWD in Bali nicht in kalte deutsche Gewässer gewagt. Obwohl das Bild vom Grünen See wirklich mutig machen könnte…
Andersreisender says
– Tabitha: Im Grünen See gibt es ab 2016 leider ein Tauchverbot. Aber es gibt andere, tolle Seen, wo Du das ausprobieren kannst. :-)
Kerstin says
Kann ich bestätigen. Unter Wasser atmen zu können ist einfach unfassbar. Und dann kommen die vielen neugierigen kleinen Fische.