In Kuba prägen Warteschlangen das Alltagsleben. Viele Waren sind knapp, die Regale in den Geschäften oft leer und die Arbeitsgeschwindigkeit sehr langsam. Im sozialistischen Kuba muss man für so ziemlich alles Schlange stehen. Für Lebensmittel, Prepaid-Karten fürs WLAN und auch Fahrkarten.
Auch wenn viel Zeit fürs Warten draufgeht läuft in Kuba alles fair ab, dafür sorgt “El ultimo”.
Die Wartezeit kann manchmal ziemlich lang sein. Auch Individualreisende stehen schnell ein bis zwei Stunden bei Viazul für ein Busticket Schlange. Ärgerlich, wenn sich da dann noch jemand vordrängt.
Faires Schlangestehen in Kuba
Damit beim Schlangestehen alles gerecht abläuft und jeder zu seiner Zeit drankommt fragt man in Kuba “El ultimo” – wer ist “der Letzte” in der Reihe? Daraufhin meldet sich die letzte Person in der Warteschlange und man weiß so, dass man nach ihr drankommt. Dann sollte man seinen Vordermann nicht mehr aus den Augen lassen und dem nächsten, der sich einreihen möchte und nach “El ultimo” fragt, ein Zeichen geben.
Besonders praktisch ist das System, wenn sich aus der Warteschlange ein Wartehaufen gebildet hat. An Bushaltestellen oder vor Geschäften ist das oft der Fall, dass alle scheinbar unorganisiert beieinander stehen. Dann findet man nicht mehr von alleine heraus wer der Letzte ist. “El ultimo” schafft auch hier Abhilfe. An Bushaltestellen für Linienbusse sollte man zur Vorsicht auch noch das Ziel oder die Liniennummer nennen, damit man sich nicht versehentlich für den falschen Bus anstellt.
So ein Wartehaufen wandert dann an heißen Tagen auch gerne einmal kollektiv in den Schatten. Nur Touristen, die das System noch nicht kennen, schwitzen in der prallen Mittagssonne.
Es gibt Betriebe und Fenster, vor denen sich normalerweise immer eine Schlange bildet. Ist alles frei, sollte man stutzig werden.
So geht es mir z.B. bei einem Fenster, an dem in Trinidad sehr leckere Pizza verkauft wird. Es ist kein Mensch am Verkaufsfenster zu sehen, wo ich mich am Vortag in eine Schlange einreihen musste. Als ich mich umsehe entdecke ich die hungrigen Kunden auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wie aufgefädelt entlang der Hausmauer im Schatten stehend.
“El ultimo?” – Man gibt mir ein Handzeichen. Oje… nach meiner Einschätzung sind das mindestens 30 Minuten Wartezeit für eine kleine Pizza. Ich werde mir eine andere Schlange suchen. Eine kürzere, wo ich “El ultimo” bin.
Claudi says
Der “Wartehaufen” ist mein Wort des Tages :D
Ich werde dran denken, sollte ich je nach Kuba kommen, immer schon el ultimo zu fragen :D
Lieben Dank für den Hinweis!
LG Claudi
Alex says
Ja, Claudis Wort des Tages gefiel auch mir. :) Und bei einer Pizza würde auch ich dringendst danach schauen, dass du El Ultimo bist! :D
Guten Appetit! ;)
Gudrun says
Es gibt einen wunderbaren Film zum Thema und zwar “Kubanisch Reisen”. Da kommt dieses “El Ultimo” immer und immer wieder vor, So wie übrigens auch in einem meiner nächsten Blogbeiträge… ;-)
inka says
Jetzt habe ich spontan sehr viel Lust aufs El Ultimo-Sein in der prallen Hitze. ????
LG/Inka, die gerade in Berlin frierend an der Bushaltestelle wartet
Neni says
Das ist eine schöne kleine Geschichte und das System funktioniert ja scheinbar sehr gut :)