Was für die Christen der Sonntag ist für die Juden der Sabbat. Es ist der Ruhetag, an dem keine Arbeit verrichtet werden soll. Dieser Tag verläuft in Israel daher anders als die restlichen sechs Wochentage.
Bei einer Reise in Israel musst du den Sabbat unbedingt berücksichtigen. An diesem Tag solltest Du z.B. keine Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln einplanen. Was Du bei der Reiseplanung für Israel beachten musst und wo Du den Sabbat gut verbringen kannst, das erfährst Du in diesem Beitrag.
Der siebente Tag der Woche beginnt eigentlich schon am Freitag und nicht, wie man beim Sabbat vermuten sollte, erst am Samstag. Der Sabbat wird vom Sonnenuntergang am Freitag bis zum Sonnenuntergang am Samstag begangen. Das ist übrigens auch bei vielen anderen Feierlichkeiten in Israel so, dass sie bereits am Abend beginnen. Beispielsweise endet Jom haZikaron, der Gedenktag für die gefallenen israelischen Soldaten und Opfer des Terrorismus, am Abend und geht nahtlos in den fröhlich gefeierten Unabhängigkeitstag über.
Das bedeutet, dass Du den Freitag und den Samstag und auch die Jahreszeit – wegen der Zeit des Sonnenuntergangs – in Deine Reiseplanung mit einbeziehen musst. Wenn Du den ersten Sabbat während Deiner Israelreise miterlebst wirst Du sehen, dass der Übergang im öffentlichen Leben dann doch fließend ist.
Inhalt:
Die Bedeutung von Sabbat
Der Sabbat ist ein sehr wichtiger Tag für die Juden. Der Freitagabend beginnt zu Hause mit dem Sabbatsegen, dem sogenannten Kiddusch, und einem Festmahl. Am Samstagmorgen findet dann in der Synagoge die festliche Tora-Prozession statt und es folgen weitere Schriftlesungen, Gebete und Segnungen.
Jeder Jude befolgt die Regeln unterschiedlich streng. Besonders streng halten sich Ultraorthodoxe Juden an die Sabbatgebote und verrichten am Sabbat auch keine Tätigkeiten. Autofahren, das Licht anmachen oder jegliche Hausarbeit sind dann Tabu.
Wie strikt man diese Regeln nun zu befolgen hat ist Auslegungssache. Liberale und progressive Juden beachten hauptsächlich ethische Gebote und sehen die Befolgung der rituellen Vorschriften als persönliche und individuelle Angelegenheit.
Ruhiges Jerusalem, lebhaftes Tel Aviv
Entsprechend unterschiedlich wird in den verschiedenen Städten der Sabbat begangen. In Jerusalem z.B. verbringt man den Sabbat sehr ruhig. In Jerusalem kannst Du während einer besonderen Tour zum Thema ultraorthodoxes Judentum* mehr über die jüdische Tradition des Sabbats erfahren. Tel Aviv hat zu dieser Zeit um einiges mehr zu bieten. Wenn Du gerne etwas unternimmst und einen lebhaften Tag verbringen willst, dann solltest Du den Sabbat in Tel Aviv verbringen.
Am Freitag besuchen tagsüber viele die Märkte in Tel Aviv um die Einkäufe für den Sabbat zu erledigen. An diesem Tag wird ein spezielles Sabbat-Brot verkauft, das am Abend beim Segensspruch über den Wein gebrochen wird. Es ähnelt einem Hefezopf und wird Challa bezeichnet.
An belebten Ecken, wie z.B. am Davidsplatz in Tel Aviv, wird an Ständen oft an die Ausübung der religiösen Pflichten erinnert. Die Lubawitscher sind eine Gruppierung innerhalb des orthodoxen Judentums, sie haben sich die Vermittlung der religiösen Werte des Judentums zur Aufgabe gemacht. Ihre Philosophie betont vor allem den Dienst Gottes mit Freude.
Diese Einstellung wollen sie auch anderen Juden vermitteln. Die Lubawitscher bieten an ihren Ständen auch die Möglichkeit zu beten. Dafür liegen Gebetskapseln bereit. Eine der Kapseln wird am Kopf, eine am linken Bizeps befestigt. Ein Lederriemen wird dann siebenmal um den Arm und die Finger gewickelt. Die Möglichkeit des Gebets vor Ort bieten sie aber nicht nur vor dem Sabbat an.
Am Freitagnachmittag, ab ca. 13 Uhr, schließen dann die Geschäfte und Märkte und die Cafés und Bars füllen sich. Beliebte Treffpunkte sind z.B. entlang des Rothschild-Boulevards, am alten Hafen in Tel Aviv und Strand, im aufstrebenden Florentin-Viertel und in der Altstadt von Jaffa rund um den Flohmarkt (Flea Market).
Bei Schönwetter herrscht gute Stimmung in den Straßen, manchmal spielt Livemusik und die Menschen singen und tanzen. Beim geselligen Beisammensein vor Sonnenuntergang wird auch Alkohol getrunken.
Nach Sonnenuntergang, zu Beginn des Sabbats, wird es dann kurz einmal etwas ruhiger. Viele verbringen den Abend zu Hause gemeinsam mit der Familie. Tel Aviv erwacht dann gegen 23:30 Uhr wieder. Dann stürzen sich viele in das Nachtleben von Tel Aviv und Jaffa.
Nightlife in Tel Aviv und Jaffa
Wieder sind es der Rothschild Boulevard, der alte Hafen von Tel Aviv und die Altstadt von Jaffa, wo es etwas zu erleben gibt. Aber auch im Erlebnisviertel Hatachana – das ist der ehemalige Bahnhof von Jaffa – oder in der renovierten Templersiedlung „Sarona Compound“ treffen sich die Menschen.
Am Rothschild Boulevard lohnt es auch in die Seitengassen zu schauen, z.B. in die Lilienblum Straße (südlich) oder Ahad Ha’Am Straße (nördliche Parallelstraße). Dort befinden sich auch viele Bars, Clubs und Restaurants.
Tel Aviv ist übrigens eine sehr offene Stadt gegenüber der Gay Community. Es gibt kein typisches Schwulenviertel in Tel Aviv, die Lokale verteilen sich über die ganze Stadt.
Wirklich große Danceclubs gibt es in Tel Aviv und Jaffa nicht. Interessant ist, dass der größte Danceclub Israels ausgerechnet in Jerusalem zu finden ist. Dort wird der Sabbat sonst sehr ruhig zelebriert und es gibt kaum ein Nachtleben.
Entspannter Samstag
Der Samstag ist dann tagsüber der Ruhetag in Israel. In Tel Aviv verbringen die Israelis den Sabbat bei Schönwetter am Strand. Der Stadtstrand und die kilometerlange Promenade werden intensiv von den Einwohnern genützt.
Im Sommer lässt die kühle Brise die Hitze der Großstadt gut aushalten. Fast schon ein Nationalsport ist Matkot, das mit zwei Holzschlägern und einem kleinen Ball am Strand gespielt wird. Aber auch Surfen ist in Tel Aviv sehr populär.
Wie schon erwähnt dürfen strenggläubige Juden keine Arbeit verrichten und auch keine Maschinen bedienen.
Kurioser Sabbat-Lift
Auch Aufzüge sind Maschinen und man dürfte sie eigentlich nicht benützen. In Israel gibt es daher einen „Sabbat Modus“. Der Aufzug fährt am Sabbat ständig auf und ab und hält in jedem Stockwerk. So müssen Benützer des Lifts keinen Knopf drücken und gelangen trotzdem ohne zu schwitzen in die oberen Stockwerke.
Die Fahrt in so einem Sabbat-Lift dauert wegen der vielen Zwischenhalte entsprechend länger. Welcher Lift am Sabbat so fährt erkennt man an einem speziellen Hinweis an der Aufzugtüre oder im Fahrkorb. Vor allem in zertifizierten Hotels wird dieser Service angeboten, dort gibt es auch koscheres Essen. Diese Speisen werden nach den jüdischen Speisegesetzen zubereitet.
Zertifizierte, koschere Lokale haben übrigens am Sabbat geschlossen. Auch die Geschäfte und Märkte sind geschlossen. Es fahren auch keine öffentlichen Verkehrsmittel. Busse und Züge stellen am Freitag am Nachmittag ihren Betrieb ein und fahren erst wieder am Samstag, wenn es dunkel ist.
Du solltest also Deine Reise so planen, dass Du nicht gerade an Sabbat mit dem Zug oder dem Bus weiterreisen oder gar mit dem Zug zum Flughafen Ben Gurion musst.
Der Öffentliche Verkehr am Sabbat kommt aber nicht ganz zum Erliegen. Es fahren tagsüber und in der Nacht Taxis und Sammeltaxis. Die sogenannten Sherut Taxis (Sammeltaxis) fahren in Tel Aviv auf fixen Routen und sind günstig. Die Fahrt vom Rothschild Boulevard bis zum Hafen in Tel Aviv (ca. 4,5 km) hat mich z.B. 8 Schekel (rund 2 Euro) gekostet.
Übrigens: Wenn Du genau wissen möchtest wann der Sabbat beginnt, dann nimm einen schwarzen und blauen Wollfaden mit auf Reisen. Kannst Du nach Sonnenuntergang die beiden Farben nicht mehr unterscheiden, dann beginnt offiziell der Sabbat.
Das Wichtigste für Reisen am Sabbat in Israel zusammengefasst:
- Der Sabbat beginnt am Freitag mit Sonnenuntergang und endet am Samstag ebenfalls mit Sonnenuntergang. Der Beginn und das Ende sind je nach Jahreszeit und Sonnenstand unterschiedlich (siehe Wollfaden).
- Öffnungszeiten: Geschäfte, Märkte und zertifizierte Gastronomiebetriebe sind am Sabbat geschlossen.
- Öffentliche Verkehrsmittel wie Bus, Tram, U-Bahn und Eisenbahn fahren von Freitagnachmittag bis Samstag nach Sonnenuntergang nicht.
- Taxis und Sherut-Taxis (Sammeltaxis) fahren in manchen Städten auch am Sabbat. In Tel Aviv sind viele Sherut-Taxis auch die ganze Nacht auf festgelegten Linien unterwegs.
- Wo ist am Sabbat etwas los? Tel Aviv und Jaffa sind die lebhaftesten Städte. Am Freitagnachmittag wird in den Lokalen gefeiert, ab ca. 23 Uhr beginnt das Nachtleben. Am Samstag treffen sich viele am Strand und auf der Strandpromenade und genießen dort den freien Tag.
- “Schabbat Schalom!” wird an diesem Wochentag gegrüßt. Der Sabbat wird übrigens überall „Schabbat“ ausgesprochen.
- Du bist auf der Suche nach weiteren Informationen und Tipps für Deine Reise nach Israel? Hier findest Du eine sehr gute Auswahl an Israel Reiseführern*.
Die Erfahrungen, Tipps und Hintergrundinformationen in diesem Beitrag wurden im Rahmen einer Pressereise auf Einladung des Staatliche Israelische Verkehrsbüro recherchiert. Wie immer bleibt meine Meinung in der Berichterstattung davon unberührt.
Neumann says
Achtung auch parkhäuser schließen zum Teil am Freitag Abend. Also Auto rechtzeitig raus fahren. (Ist uns eben am Parkhaus herzlberg in Jerusalem passiert)
N.T. says
Im Reiseführer habe ich gelesen, dass manche Hotelrestaurants ein Sabbatritual für Touristen anbieten. Ist das so und wenn ja wo ist das möglich? Habe selber nichts entsprechendes gefunden.
Andersreisender says
– N.T.: Ich weiß, dass es in Jerusalem eine spezielle Tour zum Thema Ultraorthodoxed Judenthum* gibt, um mehr über die jüdischen Traditionen zu Erfahren.