Nun ist schon fast wieder ein dreiviertel Jahr vergangen, dass ich Station in Peking – oder auch Beijing, wie die Chinesen zu Ihrer Hauptstadt sagen – machte. Dabei kommt sie mir vor wie gestern, meine Sightseeing Tour über den Tiananmenplatz und durch die Verbotene Stadt, der Ausflug zum Birds Nest im Olympiazentrum, zur Großen Mauer oder zum Himmelstempel.
Das Besondere an einer Individualreise ist der Kontakt zu den Menschen. Die Streifzüge durch die verwinkelten Hutongs möchte ich ebenso wenig missen, wie meine gemeinsamen Tage mit einer chinesischen Familie in Peking.
Allein schon über das allabendliche, gemeinsame Abendessen könnte ich stundenlang erzählen. Einen Teil des Erlebten finden interessierte Leser in meinem Reisetagebuch.
Vor kurzem wurden meine Erlebnisse rund um China wieder besonders wachgerüttelt, als ich von einem neuen Buch erfuhr. Es heißt “In China: Reportagen abseits der Schlagzeilen*”, geschrieben von Cornelia Vospernik.
In ihrem neuen Buch stellt die ORF-Reporterin Menschen in den Mittelpunkt, die auf die eine oder andere Weise typisch sind für die chinesische Lebenswirklichkeit. Manches mutet fremdartig und exotisch an oder erinnert den Individualreisenden an erlebtes in China: Wenn sie etwa von DVD-Raubkopie-Händlern erzählt oder von Geschäften im Hinterhaus, in denen „garantiert echte“ Designer-Handtaschen verkauft werden.
Manch typisches in China ist dem westlichen Leser nur allzu vertraut, z.B. die hoheitsvolle Herablassung von Kellnerinnen oder die etwas rauen Verhaltensweisen von Taxifahrern. Allerdings drückt sich dies in China dann doch gänzlich anders aus als hierzulande und kann auch sehr erheiternd sein.
Alltagsleben in China
Auf ihre pointierte Art und mit dem ihr eigenen hintergründigen Sprachwitz erzählt Cornelia Vospernik auch von den so genannten Nachbarschaftskomitees, die nichts anderes sind als Spione, die den Alltag der Nachbarn mit Argusaugen beobachten, oder von der Lust der Chinesen, Teil der Masse zu sein. Auch Beobachtungen zu Trends der chinesischen Jugendkultur oder die oft seltsam anmutenden Modevorstellungen der Chinesinnen finden Platz in diesem Buch über das Land der Mitte.
Die kritische Sicht auf China
Neben den heiteren gibt es auch tragische Seiten in China: Wie überlebt man mit weniger als einem Euro am Tag? Wie leben jene, die mit dem chinesischen Regime nicht einverstanden sind – etwa die Aktivistin, die seit 20 Jahren eine Antwort darauf fordert, was mit ihrem Sohn im Juni 1989 auf dem Tiananmen-Platz passiert ist? Oder der Vater, dessen Baby an gepanschter Milch gestorben ist?
Das Buch “In China” bietet einen spannenden Einblick in den Alltag der Menschen in China. 2008 ist von Cornelia Vospernik bereits das Buch China live: Alltagsleben zwischen Tradition und Hightech* erschienen. Beide Bücher wurden bei K & S verlegt.
Die Autorin Cornelia Vospernik, geboren 1969, ist seit Anfang 2007 Büroleiterin des ORF-Korrespondentenbüros für China und den fernöstlichen Raum in Peking.
Arven says
Klingt supertoll…
Ich hatte leider noch nicht das Vergnügen aber mein Bruder war ein halbes Jahr in China und war so begeistert das er heute noch sagt ein Stückchen seines Herzens ist da geblieben :)
Andersreisender says
Oh…das ist ja toll, dasss Dein Bruder ein halbes Jahr in China sein konnte. Ich möchte auch unbedingt mal wieder hin. Generell finde ich Asien faszinierend.