Bahnreisen faszinieren viele individuell Reisende. Die Transsibirische Eisenbahn gehört zu den absoluten Highlights einer jeden Reise durch Russland. Entweder fährt man die klassische Strecke von Moskau bis Wladiwostock oder man biegt kurz nach dem Baikalsee Richtung Mongolei und China nach Peking ab (Transmongolische Eisenbahn). Eine dritte Strecke führt durch die Mandschurei nach Peking.
Für erprobte Eisenbahn-Reisende darf die Bahnreise Richtung Osten aber durchaus noch ein bisschen abenteuerlicher werden. Helmut Uttenthaler machte sich im September 2008 auf eine besondere Bahnreise von Wien nach Pjöngjang (int. Pyongyang) in der Demokratische Volksrepublik Korea – kurz Nord Korea.
Seine für Touristen unübliche Reise führt ihn erst von Wien durch die Slowakei und die Ukraine nach Moskau, der Hauptstadt Russlands. Auf der Strecke der Transsibirischen Eisenbahn geht die Reise mit Zwischenstopps bis Irkutsk. Von dort fährt er gemeinsam mit seinem Reisekumpel Oliver aus der Schweiz weiter Richtung Nord Korea.
Inhalt:
Individuelle Bahnreise nach Nord Korea
Individuelle Reisen nach Nord Korea sind mit der Bahn grundlegend möglich. Üblicherweise können Touristen nur über den Chinesisch-Koreanischen Grenzübergang bei Dandong/Sinuiju in das Kommunistische Land einreisen. Helmut und sein Reisegefährte wollen es genau wissen: Ist die Einreise direkt von Russland nach Nord Korea möglich? Für die Probe aufs Exempel soll der Grenzübergang Khasan/Tumangan an der Russisch-Nord Koreanischen Grenze mit der Bahn überquert werden. Seit mehr als 10 Jahren wurde der Grenzübergang nicht mehr von Touristen genutzt.
In Irkutsk besteigen Oliver und Helmut den Waggon, der sie über den “verbotenen Grenzübergang” bis in die Nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang bringen soll. Nur zweimal im Monat wird eine direkte Zugverbindung von Moskau nach Pjöngjang angeboten. Am 11. und 25. des Monats wird dafür ein Kurswagen an den Zug Nr. 2 “Rossija” Moskau – Wladiwostock angehängt, der direkt nach Nordkorea weiterfährt.
Im “Rossija” Richtung Osten
Der Zug Nr. 2 ist als “Firmian-Zug” mit gehobenem Komfort und modernisierten Waggons durch Sibirien unterwegs. Zu den bequemen Waggons zählt aber nicht der Kurswagen nach Nord Korea. Oliver und Helmut verbringen die nächsten drei Tage bis kurz vor Wladiwostock in einem kalten, unbeheizten Waggon. Nur wenige Fahrgäste, aber umso mehr Gepäck, sind im Wagen untergebracht.
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Herzliche Bekanntschaft mit dem Koreanischen Zug-Personal und die faszinierende Herbstlandschaft Sibiriens entschädigen für den geringen Reisekomfort: Weite Landstriche mit wenig Bevölkerung, Berge, Seen und Flüsse. In Ussuriysk, etwa 2 Stunden vor Wladiwostok, wird der Waggon nach Pjöngjang vom restlichen Zug abgehängt und aufs Abstellgleis geschoben.
Nach einer 12stündigen Pause fährt der Kurswagen dann weiter zum Nordkoreanischen Grenzübergang, fernab der touristischen Wege. Die Gegend scheint entvölkert, nach sieben Stunden ist der Grenzfluß Tumen in Sicht. Die Eisenbahnbrücke (Brücke der Freundschaft) ist die einzige Verkehrsverbindung an der nur 17 Kilometer langen Russisch-Nordkoreanischen Grenze.
An der Grenze zu Nord Korea
Nun beginnt eine lange und aufwändige Grenzkontrolle. Wird es Komplikationen geben und die Einreise den beiden Bahnreisenden vielleicht verweigert werden? Wie die Grenzkontrolle an der Russisch-Nordkoreanischen Grenze bei Tumangan verläuft, erzählen Oliver und Helmut im Detail in Ihrem Reisetagebuch. Viele Fotos aus Russland und Nord Korea machen die Lektüre zu einem spannenden Erlebnis.
Die längste Bahnverbindung der Welt
Weitläufig wird die Strecke der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Wladiwostock mit 9.298 bzw. 9.288 Kilometer (je nach Quelle) als längste, durchgehende Bahnverbindung der Welt genannt. Mit 10.272 km ist die Kurswagen-Verbindung Moskau – Pjöngjang aber um knapp 1.000 Kilometer länger als die Transsibirische Strecke und verdient daher eigentlich den Titel als längste, durchgehende Bahnverbindung der Welt.
Nachahmung nicht empfohlen!
Helmut Uttenthaler warnt in seinem Reise-Blog vor der Planung einer Individualreise mit der Bahn nach Nord Korea über den Russisch-Nordkoreanischen Grenzübergang Tumangan. Die Internationale Koreanische Tourismus Gesellschaft KITC hat weitere Maßnahmen ergriffen, damit solche Grenzübertritte und die Bahnfahrt nach Pjöngjang für Touristen unmöglich sind.
Eisenbahn-Fahrscheine können nur mehr über die KITC und nicht mehr individuell gekauft werden. Die Reiseroute innerhalb Nord Koreas muss bei der Einreise genau angegeben werden. Bei Abweichungen könnten die Reise und damit auch das Nordkoreanische Visum storniert werden. Die Einreise nach Nord Korea mit der Eisenbahn ist für Touristen über andere Grenzübergänge aus China weiterhin möglich.
Arven (Michaela) says
Klingt sehr spannend…
Aber alleine hätte ich Angst vor so einer Reise…
Andreas says
Das hört sich sehr spannend an, aber ich mach erstmal lieber eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn. Man muss es ja nicht gleich bei seiner ersten Bahnreise übertreiben. ;-) Toller Blogbeitrag + Viele Grüße Andreas
ULI says
Der koreanische Waggon von Moskau nach Pyöngyang, der da bei Hasan/Tumangan über die Grenze geschoben wurde, den gibt es, wie ich jetzt herausgefunden habe, nicht mehr. Das ist Geschichte.
Den aktuellen Stand nach den neuesten Fahrplänen habe ich auf globetrotter.org unter FORUM, Infos austauschen berichtet, mit dem Titel “SIBIRIEN, Trans-Sib und bis Singapur”.
Ich bin Eisenbahnfan und seit 60 Jahren auf den Eisenbahnen der Welt unterwegs, insbesondere in Russland und Sibirien, auch in Südamerika (Brasilien, Argentinien, Chile, Bolivien, Peru), In Afrika (Sudan, Senegal, Mali, Burkina, Kongo, Tansania, Zimbabwe) und in Asien (Indien 1966, China 1984, Thailand und Vietnam in den 90ern, Burma 2014).
Vielleicht kommt hier einiger Informationsaustausch zustande.
Andersreisender says
Danke, Uli für Deine Infos! Du bist ja auch viel per Bahn unterwegs. Die Reiseberichte von Helmut Uttenthaler haben mich fasziniert. Auch wenn der Kurswagen nach Pyöngyang noch fahren würde, wäre die Reise vermutlich am Grenzübergang zwischen Russland und Nord Korea zu Ende. Für Europäer jedenfalls.
Ich grüble gerade: Somit ist die Reise mit dem Rossija-Express von Moskau nach Wladiwostok wieder die längste durchgängige Bahnreise der Welt.
Übrigens: Schon gesehen? Mein neues Bahnreise-Blog Schienenreisen.com.
Helmut Uttenthaler says
Den nordkoreanischen Kurswagen Moskau – Pjöngjang gibt es weiterhin. Man findet ihn auf der Fahrplanauskunft der RZD (http://pass.rzd.ru/main-pass/public/en) bei einer Abfrage Moscow -> Pjoengjang am 12. oder 26. jeden Monats. Abfahrt in Moskau um 0h35, nach 207h35min ist man dann in Pjöngjang.
Fahrpreis ist 413,7 CHF
ULI says
Tatsächlich, so ist es.
Der direkte Waggon von Moskau nach PJÖNGJANG verkehrt noch (oder wieder). Es ist eine Fahrplanänderung eingetreten.
Dieser Waggon fährt jetzt, statt mit dem Zug No. 2 “Rossija”, mit dem etwas langsameren Zug No. 100 und die Fahrtdauer verlängert sich dadurch um mehr als einen Tag auf 207 h 35 min, das sind 8,7 Tage und ist Weltrekord. Der Waggon verkehrt jeden 12. und 26. eines Monats ab Moskau.
Der Aufenthalt in USSURIISK, das ist etwas vor Wladiwostok, zum Umspannen auf Zug No. 652 dauert 4 Stunden. Die russische Grenzabfertigung in HASAN dauert nur 1,7 Stunden, die koreanische Einreise und Spurwechsel in TUMANGAN dauert 6,5 Stunden.
Ich habe meinen Beitrag im Forum auf globetrotter.org entsprechend korrigiert (dort auch weitere Einzelheiten zum Fahrplan).
Andersreisender says
Danke, Helmut und Uli für Eure Updates zur Zugverbindung Moskau – Pjöngjang.
Gebhard says
Ich kann hier leider nichts an Infos beitragen, weil mir als Freiberufler seit Jahren die Zeit fehlt für solche Reisen und ich mit 61 auch nicht mehr fit genug bin für solche Abenteuer. Ich möchte nur meine Bewunderung und Dankbarkeit für die Berichte ausdrücken. Ich habe den Komplettreport von Helmut Uttenthaler über die Bahnfahrt nach Pyönyang in voller Länge stundenlang verschlungen und mir mit dieser Lektüre meine Träume versüßt ;-)
Sieghard says
Die Reisemöglichkeit PJÖNGJANG nach Moskau gibt es wieder, mit dem beschrieben Kurswagen. Ich werde sie Anfang Juli nutzen. Danach gern mehr.
Andersreisender says
– Sieghard: Ich bin auf Deinen Reisebericht gespannt! Ich bin Mitte Juni bis Mitte Juli in Russland. Falls sich meine Reise Richtung Osten und Deine Reise von Pjöngjang nach Moskau wo überschneiden sollten und Du Lust auf Vodka oder Kaffee hast, gib per Mail Bescheid. ;-)
Sieghard says
Hallo Gerhard
Ich bin in Russland leider nur auf der Durchreise mit dem Zug Nr. 99 Ussurisysk ab 5. Juli und dann 11/12 Juli Moskau. Falls es dennoch passen sollte würde ich mich sehr freuen! Meine Mail hast Du ja
Andersreisender says
– Sieghard: Oje, dann werden wir tatsächlich irgendwo in Sibirien aneinander vorbei fahren. Gute Reise!
Sieghard says
Meine Zugreise von Pjöngjang nach Moskau ist nun Geschichte. Es gibt diese Zugverbindung wieder oder noch und ich habe sie als einer der wenigen allein, ohne Aufpasser befahren können. Ein Reise mit vielen Ecken und Kanten, aber voller Eindrücke.
Ich hatte bis dahin nicht geglaubt, dass ich bei der Einreise nach Russland das Gefühl zu haben, wieder in Freiheit zu sein.
Andersreisender says
– Sieghard: Das hört sich sehr spannend an! Willkommen zurück in der “Freiheit”! Moskau – Pjöngjang mit dem Zug, die Reise war bestimmt gespickt mit tollen Erlebnissen! Kannst Du die Reise mit dem Zug nach Nord Korea zur Nachamung empfehlen? Wie verlief die Einreise? Hast Du Dich dann in Pjöngjang einer Gruppe angeschlossen? Vielleicht hast Du ein paar gute Tipps für die Leser. :-)
Brunold Loidl says
Die reise Nordkorea ?? – Russland ?? wird 3918 wieder von Koryo Tours in Beijing angeboten.
Jürgen Binder says
Ich reiste im Juli diesen Jahres (2018) von Pönjang über den betreffenden Grenzübergang Tumangang nach Russland aus. Die Bahnreise allein war ein Erlebnis. Wir benötigten für die 800 km etwa 38 Stunden. Der Grenzübertritt war völlig problemlos. Es gab eine gründliche Passkontrolle, das Gepäck wurde wie an den Flughäfen durch ein Durchleuchtungsgerät geschoben, die Fotoapparate wurden eingezogen und die gemachten Fotos wurden zensiert. Bei mir wurden einige Bilder mit Ochsenkarren gelöscht. Ich bin selbst mit dem Reiseleiter in das kleine Kabuff des Grenzbeamten gegangen, weil ich meinen Computer nicht aus den Händen geben wollte. Sehr freundlich alles. Die Atmosphäre war zwar auch irgendwie angespannt, weil wir nicht wussten was kommen wird. Aber am Ende war alles easy. Keine Photos natürlich. Ein heruntergekommener Bahnhofsraum, die elektrischen Geräte wurden mit einem Benzin-Stromgenerator in Gang gehalten. Was wäre wohl passiert, wenn dieser ausgefallen wäre??
Wir waren zu sechst, dann noch ein Australier, der die Grenze regelmässig mehrmals im Jahr nutzt und sieben Nordkoreaner. So reisten wir aus. Gleichzeitig warteten über 60 Nordkoreaner, um durch die Passkontrolle nach Nordkorea einzureisen. Der riesige Bahnhof und die vielen Gleise waren sonst vollkokmmen verlassen. Es standen zwei Schlafwagen bereit, mit denen sowohl die Koreaner nach Nordkorea eingereist waren als auch wir ausreisten. Bahnsteig gab es keinen. Natürlich erscheint das ganze etwas furchterregend – aber das sind wohl mehr die auf die ganze Situation projezierten Ängste. Ich hätte einige Fotos hochzuladen. Wie kann ich das hier machen?
Laus Aussage des Australiers verkehren neben den zwei Kurswagenverbindungen nach Moskau monatlich fünf weitere Regionalzüge über den Grenzübergang.