Eigentlich müsste man denken, dass es die Nepper und Schlepper schon längst aufgegeben haben. Es steht vermutlich in jedem Reiseführer, dass am Bahnhof New Delhi mit miesen Tricks gearbeitet wird, um Reisenden teure Bahnticket anzudrehen oder ihnen überhaupt andere Reisepackages zu verkaufen als ursprünglich gewollt. Reisende sollten also gewarnt sein, aber die Abzocke geht weiter…
Die Taktik ändert sich von Tag zu Tag – es kommt aber immer aufs Gleiche raus: Touristen sollte der Weg zu den Fahrkahrtenschaltern am Bahnhof verwehrt werden. So können sie kein Bahnticket kaufen. Stattdessen sollen sie in ein privates Reisebüro umgeleitet werden. Die Schlepper treten sehr selbstbewusst und manchmal auch sehr freundlich und vertrauenserweckend auf.
Der Bahnhof New Delhi ist auf zwei Bereiche aufgeteilt, die sich westlich und östlich der Gleise befinden. Sie sind mit Fußgängerbrücken (Bahnsteigkarte notwendig) und nördlich des Bahnhofs mit einer öffentlichen Brücke verbunden. Wer mit dem Delhi Airport Metro Express oder mit der Metro Delhi ankommt befindest ich vor den Toren des östlichen Teil des Bahnhofs.
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Der westliche Teil ist dem Main Bazar (Pahar Ganj) zugewandt. Dort befindet sich im 1. Stock das International Tourist Bureau, der “Touristen-Schalter”, das den Schleppern ein Dorn im Auge ist.
Beim Eingangstor zum Bahnhofsbereich habe ich innerhalb von zwei Tagen drei Taktiken kennengelernt, um Fahrgäste in ein private Buchungsoffice umzuleiten:
Inhalt:
Abzocke-Spruch 1:
Das International Tourist Bureau ist geschlossen. Stimmt nicht. Der Fahrkartenschalter für Touristen ist 24 Stunden, 7 Tage die Woche geöffnet.
Abzocke-Spruch 2:
Das Bahnhofsgelände darf nicht ohne Ticket betreten werden. Stimmt auch nicht. Nur der Bahnsteigbereich darf nicht ohne Fahrkarte oder Bahnsteigkarte betreten werden. Die Fahrkartenschalter befinden sich logischerweise alle außerhalb dieses Bereichs.
Abzocke-Spruch 3:
Nummer 3 ist die verschärfte Version von Nummer 2. Es werden am Eingangstor Tickets kontrolliert. „Your ticket, please…“. Klar, dass der weißhäutige Reisende keinen Fahrschein vorweisen kann – er will ja erst einen kaufen.
Wie kann man den Schleppern entkommen?
Die einfachste Lösung ist sich auf keine großen Diskussionen einzulassen und einfach weiterzugehen. Ein klares „No, thank you“ reicht aus. Direkt am Bahnhofsgebäude befinden sich riesige Tafeln, die den Weg zum Touristenschalter weisen. Erst entlang des großen Gebäudes nach links und dann im Bahnhofsgebäude in den 1. Stock gehen. Es ist nicht zu verfehlen. Wichtig ist, dass Du Dich innerhalb des Bahnhofsgeländes befindest, dann bist Du am richtigen Weg.
Ca. 200 Meter rechts vom Haupteingang befindet sich das „fake“ Buchungsbüro. Es ist, wie viele Bahneinrichtungen, mit weißer Schrift auf blauem Hintergrund gekennzeichnet und befindet sich (surprise, surprise) im 1. Stock. Auch hier weisen motivierte Herren den Weg zum Büro.
Eine weitere Möglichkeit, um der Abzocke am Bahnhof Neu Delhi zu entkommen ist die Online Buchung eines Zugtickets. Lange Zeit stieß en viele Reisende hier auf das Problem, dass sie keine indische Telefonnummer hatten. Der Ticketkauf für wichtige Bahnverbindungen in Indien ist ohne indische Telefonnummer nun z.B. bei diesem Anbieter* möglich.
Der Trick mit dem ITDC
Außerdem ist es beliebt, Touristen ins “ITDC” umzuleiten. Angeblich eine Agentur des “Government of India”, also der Regierung, wie mir ein freundlicher Herr auf der Ostseite des Bahnhofs New Delhi weis machen will. Er gibt sich als Kontrolle aus und hält Touristen am Eingang zu den Bahnsteigen auf. Die Trickkiste reicht von angeblichen Problemen mit dem Waitlisted Ticket bis hin zu special permissions, um auf die andere Seite des Bahnhofs zu gelangen.
Reisende werden überzeugt zur Problemlösung mit der Autorikscha zu einem Office am Connaught Place zu fahren. Dort werden teure Tickets und Tourpackages verkauft. Wichtig in diesem Zusammenhang: Das genannte ITDC nicht mit der professionell arbeitenden ITDC (India Tourism Developement Corporation Ltd.) verwechseln. Die gibt es tatsächlich, der Name wird von Schleppern in Indien gerne verwendet. ITDC hat auch kein Office am Connaught Place oder in Bahnhofsnähe.
Merke: Bahnmitarbeiter in Indien würden nie Fahrgäste auf der Straße ansprechen um ein Ticket zu verkaufen. Viel mehr besteht in Indien das Problem, dass es zu wenige Fahrscheine für zu viele Fahrgäste gibt. Auch ITDC hat keine Werber am Bahnhof stehen.
Wo kauft man Fahrscheine am Bahnhof New Delhi?
Am Bahnhof New Delhi steuern die meisten Touristen gleich einmal das Tourist Bureau im 1. Stock an (auf Seite Main Bazar/Pahar Ganj). Dort ist der entspannteste und ruhigste Ort um Bahnfahrkarten in Neu Delhi zu kaufen.
Auch wenn die Wartelisten auf einen Platz im Zug lang sind, dort gibt es die Chance eine Fahrkarte aus dem Touristenkontingent (Foreign Tourist Quota) zu erhalten. Sie werden bei anderen Schaltern nicht verkauft.
Bahntickets werden auf der gleichen Bahnhofsseite auch im Erdgeschoß im Mittelbereich verkauft und relativ weit links (nördlich), Richtung Brücke, sind in einer Halle Tickets ohne Sitzplatzreservierung erhältlich. Dort sind neben den Fahrscheinen für die General Class auch die Fahrkarten für Vorortezüge erhältlich.
Hast Du aktuelle Informationen über Abzocker und Schlepper am Bahnhof New Delhi oder andere Erfahrungen gemacht? Berichte uns davon und hilf den Beitrag aktuell zu halten!
Gudrun says
Puh, das klingt aber anstrengend! Schiebt da die Regierung oder das offizielle Tourismusbüro keinen Riegel vor? Ich kenne ja nur die Taxi-Abzocke, aber das passiert einem ja in Wien auch.
Klaus Bentrup says
Finde ich auch merkwürdig, dass da die Gesetzeshüter in Indien dagegen nichts unternehmen. Dabei müssten sie wegen des Tourismus doch größtes Interesse daran haben, solche kriminellen Machenschaften zu unterbinden.
Gerhard says
Gudrun & Klaus: Keine Ahnung, warum die Regierung hier keinen Riegel vorschiebt. Aber es wird ja nicht nur am Bahnhof New Delhi abgezockt. Schlepper sind ja auch in anderen Bereichen fleißig unterwegs und versuchen einem was anzudrehen. Oft leider zu völlig überteuerten Preisen.
Dieter says
Mir ist das Problem mit diesen Betrügern bekannt, früher war es kein Problem den Bahnhof über eine der Brücken zu überqueren.
Schon vor 2 Jahren und auch erst vor 4 Tagen wollte ich in der Früh von der Airport Metrostation zum Mainbazar Paharganj über die Brücke gehen da das natürlich der kürzeste Weg ist.
Beide male wurde ich abgefangen und man erklärte mir das ich ein Entry Ticket brauche da der Paharganj wegen eines Festivals gesperrt ist man versuchte mich dann eben zu einem Office am Connaught Place zu leiten wo ich ein solches bekommen sollte, da ich den Main Bazar seit 23 Jahren kenne und dadurch weiß
das er das Touristenviertel in New Delhi ist welches wohl kaum gesperrt sein kann
wusste ich gleich das etwas nicht stimmt.Diese Typen haben allerdings wirklich ein sehr hartes und aggressives auftreten und geben sich als offizielles Kontrollorgan aus das niemanden durchlassen darf.
Neu war vor ein paar Tagen das sie zusätzlich noch die terroristischen Anschläge
von Paris als Vorwand benutzen weshalb man eine Spezielle Genehmigung braucht. Im übrigen sollte man auch allgemein skeptisch werden wenn es plötzlich heist das irgend eine Sehenswürdigkeit zufällig gerade geschlossen hat dies passiert nicht nur in Indien ist mir auch in Bangkok passiert als man mir sagte das der Königspalast geschlossen ist, einfach ignorieren und selbst nachsehen ob es stimmt diese Schweine schrecken vor nichts zurück irgendwelche Betrügerein abzuziehen meistens haben sie dann gute Alternativtips parat die aber wie gesagt nur ihren Machenschaften dienen welcher Art auch immer.
Gabriela Gabriel says
Wie oben beschrieben, wurden meine Tochter und ich am 6.11.15 vor dem Bahnhofseingang abgefangen, sollten unser Ticket zeigen und erfuhren von einem offiziell wirkenden Herrn, der Shatabdi nach Chandigarh sei heute gecancelt… der weitere Verlauf siehe obige Beschreibungen. Was mich am meisten ärgert ist, dass die indische Regierung nicht Posten aufstellt, die diese Abzocker von ihren Tricks mit Touristen abhält. oder zumindest könnte vor Ort mit Hinweistafeln darauf aufmerksam gemacht werden, dass sich solche Betrüger dort aufhalten.
Andreas says
warum soll sich die indische (oder eine andere) Regierung für etwas interessieren, was an sich nicht strafbar ist, nämlich Touris anzusprechen. Wer mit solchen Situationen nicht umgehen kann, der sollte besser gleich zu Hause bleiben und nur Kuren in Bad Harzburg buchen.
Viel interessanter ist doch, warum so viele z.b. in Indien versuchen (müssen), auf diese Art über die Runden zu kommen. Und was heißt in Indien für einen Europäer schon teuer?