Für Italien geht im Jahr 2017 wahrscheinlich ein jahrhundertelanger Traum in Erfüllung: Eine Brücke soll die Insel Sizilien mit dem Italienischen Festland verbinden. Die für die Abwicklung des Brückenprojektes an der Meerenge von Messina zuständige Stretto di Messina SpA hat mit den vorbereitenden Arbeiten für die Festlandanbindung von Sizilien begonnen.
Mit einer Hauptspannweite von 3.300 Metern gilt die geplante Hängebrücke als die bisher größte der Welt. Künftig kann man dann mit dem Auto oder der Eisenbahn durchgehend von Kopenhagen bis Palermo fahren ohne den Verkehrsträger wechseln zu müssen.
Nach Beendigung der Vorarbeiten wird ab Ende 2010 mit der Errichtung der eigentlichen Brückenstruktur begonnen. Bei diesem Großbauprojekt wird an Superlativen nicht gespart: Stolze 6,3 Mrd. Euro an Baukosten soll das größte Brückenbauwerk der Welt verschlingen. In 65 Metern Fahrhöhe sollen sich auf einer Breite von 60 Metern sechs Autofahrspuren, zwei Bahngleise und zwei Wartungsstreifen befinden.
Sechs Jahre Bauzeit
Mit beendruckenden Zahlen geht es weiter: Aufgehängt wird das insgesamt 3.666 Meter lange Brückendeck an zwei 382,6 Meter hohen Tragpfeilern, die durch vier Stahlkabelstränge mit 1,24 Metern Durchmesser auf 5.300 Metern Gesamtlänge miteinander verstrebt werden.
Die insgesamt 66.100 Tonnen schwere Konstruktion soll Windgeschwindigkeiten bis zu 216 Stundenkilometer und Erdbeben bis 7,1 Punkte der Richter-Skala aushalten. Fertiggestellt wird die Messina-Brücke voraussichtlich Ende 2016 und soll Anfang 2017 ihrer Bestimmung übergeben werden.
40 Minuten Zeitersparnis für Autofahrer
Mit der Brücke zwischen Sizilien und dem Festland in der Meerenge von Messina soll ein Lückenschluss im Verkehrsnetz geschaffen werden. Die Kapazität ist auf täglich 140.000 Fahrzeuge sowie 200 Züge ausgelegt. Für Autofahrer bedeutet sie gegenüber der bisherigen Beförderung mit dem Fährschiff eine Zeitersparnis von 40 Minuten und für Bahnreisende eine Fahrzeitverkürzung um 92 Minuten.
Brückengegner befürchten Vorteil für Mafia
An Gegnern für das von der Berlusconi-Regierung durchgesetzte Vorhaben fehlt es nicht. Neben dem hohen finanziellen Aufwand wird vor allem der zu erwartende volkswirtschaftliche Nutzen und die von ihm ausgehenden landschaftsbeeinträchtigenden Auswirkungen der Brücke in der Meerenge von Messina bemängelt. Gleichzeitig befürchten Gegner, dass das Großbauprojekt vor allem dem organisierten Verbrechen zugute kommt.
Auch die Gefahr von Erdbeben wird von Gegnern des Brückenprojekts immer wieder ins Spiel gebracht. Außerdem sei die endgültige Finanzierung der zukünftig größten Brücke der Welt noch nicht geklärt.
Erste Projekte bereits vor 140 Jahren angedacht
Die Errichtung einer Festlandverbindung an der Meerenge von Messina hat eine lange Vorgeschichte. Der italienische Ingenieur Carlo Navone schlug bereits 1870 den Bau einer Tunnelröhre vor. Die ersten Brückenprojekte wurden 1950 von David Steinmann und 1957 von dem Architekten Armando Brasini entworfen. Konkrete Formen angenommen hat das Großbauwerk 1969, als im Zuge eines Architektenwettbewerbs unter insgesamt 143 Vorschlägen eine an zwei Pylonen aufgehängte Brücke als die am besten geeignete Lösung ausgesucht wurde.
(Basis: pte)
Arven (Michaela) says
Sehr beeindruckend…
Es ist schon gigantisch was Menschenhand so alles vollbringt.
Was die Brückengegner betrifft so ist diese Erdbebengeschichte wohl gar nicht so abwegig…
Tarik says
“Stolze 6,3 Mrd. Euro”
“382,6 Meter hohe Tragpfeiler”
Gibt es denn nichts besseres mit dem Geld anzufangen?
Muss man dafür eine 3.666 m lange Brücke bauen?
Es dient doch mehr dem PR-Zweck als einem wirklichen Nutzen.
Erinnert mich stark an den Wettkampf um das höchste Gebäude der Welt…
Schnäppchen Blog says
Wirklich beeindruckend. Wenn ich jetzt vorhätte jemals mit dem Auto bis nach Sizilien zu fahren, dann könnte ich das auch gut gebrauchen. Aber das lassen wir lieber, mein Autolein bleibt brav daheim ;-)
Andersreisender says
@Arven: Nun, laut dem Bericht sollte die Brücke ja bis 7,1 Punkte auf der Richterskala halten. Und das ist meines Wissens doch schon sehr heftig.
@Tarik: Ich denke, die Menschen hat es immer schon fasziniert, sich mit Dingen, die “am längsten, am höchsten, am teuersten” sind zu messen. Natürlich könnte man mit dem Geld auch etwas Anderes machen. Das ist Ansichtssache…
@Schnäppchen Blog: Auf einer Reise in den Süden könntest Du tatsächlich dann mit dem Auto von Bayern bis Sizilien fahren. Also mir wäre das allerdings auch zu anstrengen *gg*
Lizzy says
Lol, mein erster Gedanke war auch: Jetzt kommen die Mafiosi leichter rüber. ;-) Aber das war natürlich nicht so ganz ernst gemeint.
Ich freue mich für die Leute, die jetzt vielleicht länger schlafen können, weil ihr Arbeitsweg sich um fast eine Stunde verkürzt hat.
Brücken sind mir irgendwie immer sympathisch – die haben so was Verbindendes. *g* Und diese hier ist auch noch hübsch.
Andersreisender says
@Lizzy: Ich denke auch, dass die Angst vor der Mafia unbegründet ist. Die haben ganz andere Möglichkeiten und warten bestimmt nicht auf den Bau dieser Brücke. *gg* Das mit dem Länger-Schlafen-Können ist ein super Gedanke!
Ini says
ich weiß noch wie ungläubig alles gekieckt hat, als die Brücke zwischen Dänemark und Schweden gebaut und fertiggestellt wurde…
oder
die zwischen dem grichischen Festland und Peleponnes
Lucia says
Ich finde das ist eine super Idee mit der Brücke!
Ständig mit Fähre zu fahren ist doch auf Dauer einfach nur nervig und Mafia hin oder her, das macht sie auch nicht ungefährlicher;-)
swingerecki says
hallo
finde es gut das eine brücke dort entsteht.
ich bin oft auf sizilien es vereinfacht die überfahrt.
das geld ist gut angelegt finde ich besser dafür als davon panzer und bomben zu bezahlen.
swingerecki
Ben says
Es wird aber keine Brücke geben…. das das immer noch nicht bekannt idt hier :D
Andersreisender says
Ben: Danke für Deinen Hinweis. Mir ist bekannt, dass der Bau der Brücke verschoben wurde. Der Beitag spiegelt die Situation von 2010 wider.
Julius Cesar says
Heute ist der 24. Juli 2017. Wo ist die Brücke? :-)
Andersreisender says
– Julius: Nun ist so viel Zeit seit 2010 vergangen – und die Brücke steht noch immer nicht. Der Beitrag spiegelt die Situation in diesem Jahr wieder. Leider hat’s mit dem Bau nicht geklappt. Mal sehen, wie die weiteren Anläufe aussehen. Rom wurde bekanntlich auch nicht an einem Tag erbaut. ;-)
f. tessadri says
Mangels Kleigeld hat die ital. Regierung den Plan aufgegeben. Die Baufirmen, die schon
Vorleistungen erbracht haben, streiten nun um die Bezahlung. Wie man in Italien sagt:
“Campa cavallo che l’ erba cresce” Warte, mein Pferd, das Gras wird schon wachsen.