Mit dreistündiger Verspätung legen wir mit der “Eastern Dream” im Hafen von Donghae in Süd Korea an. Jene Passagiere, die nach Japan weiterreisen, dürfen – entgegen erster Informationen – nun doch in Donghae von Bord gehen. Das freut mich und die anderen Reisenden sehr. Am Schiff befinden sich neben mir noch weitere deutschprachige Passagiere. So habe ich mich letzten Abend bereits mit Thomas, dem Weltenradler bestens unterhalten. Er fuhr mit dem Fahrrad von Deutschland bis Wladiwostok.
Auch zwei Schweizer Passagiere sind an Bord. Kenzo und Matthias sind wie ich mit der Transsib bis Wladiwostok gefahren und werden nun noch einige Wochen in Japan bleiben. Kenzo hat japanische Wurzeln und wird einige Verwandte besuchen.
Und dann legen auch noch drei absolute Eisenbahn-Fans oder besser -Profis in Donghae einen Zwischenstopp ein: Sigi, Joos und Horst. Alle drei arbeiten bei der Bahnagentur Gleisnost in Freiburg. Joos kenne ich eigentlich schon vom Telefon. Wie es der Zufall so will, habe ich die Fahrscheine für das erste Teilstück meiner Transsib-Reise 2009 bei ihm gekauft.
Auch wenn wir erst miteinander von Bord gehen wollen, verlieren wir uns ziemlich schnell bei den verschiedenen Kontrollen. Darum mache ich mich allein auf den Weg durch die Hafenstadt Donghae.
Inhalt:
Keine großartigen Sehenswürdigkeiten
Eigentlich gibt es kaum etwas Aufregendes in der Hafennähe zu sehen. Zumindest nicht innerhalb von drei Stunden. Es ist extrem heiß, trotzdem wage ich in der Mittagshitze einen kleinen Bummel. Wahrscheinlich haben sich alle Bewohner in ihren Häusern versteckt, es ist kaum jemand auf der Straße zu sehen. Bei meinem Spaziergang komme ich erst an einer Kirche vorbei. Gibt es hier Katholiken oder evangelische Gläubige?
Da dieser Zwischenstopp in Korea nicht geplant war, habe ich mich über dieses Land und seine (Alltags)Kultur kaum informiert.
Bis vor wenigen Stunden wusste ich zB. auch nicht, dass Wong die Währung von Süd Korea ist. Andererseits ist es auch einmal spannend, ohne große Vorbereitung die Eigenheiten einer Stadt oder eines Landes kennen zu lernen. So scheinen Koreaner gerne scharf zu essen, wie man hier am Gehweg sieht.
Generell fällt mir auf, dass das Gemüse bis zum Straßenrand gepflanzt wird. Dabei handelt es sich nicht um große Äcker sondern um die Hausgärten.
Die Straße führt direkt zum Bahnhof von Donghae. Unmittelbar davor gibt es ein Speiselokal – mit dem selben Namen, aber in deutscher Sprache.
Hier scheine ich im Zentrum von Donghae zu sein. Oder ist es doch nur das Hafenviertel? Ich wechsel ein paar Wong in einer Bank und besuche ein Cafè. Dort ist die Klimaanlage auf “Sibirien” eingestellt. Ich kann mich nun zwischen der extremen Mittagshitze und der Eiseskälte entscheiden. Ein ständiges Wechselbad der Temperaturen.
Einige kleine Geschäfte haben trotz fehlender Kundschaft geöffnet. In einem kleinen Laden kaufe ich Wasser und eine “Notration” fürs Schiff ein. Die Kinder haben mit mir “Langnase” einen Riesenspaß und freuen sich, dass die Mama sie das Geld von mir kassieren lässt.
Dann entdecke ich vor einem anderen Geschäft die Verwandten des getrockneten Tintenfisches, den ich gestern zum Bier gegessen habe.
Offensichtlich können auch andere Meerestiere – ich denke, es sind Rochen – getrocknet werden. Ich habe jedenfalls für die nächste Zeit genug von den getrockneten Tieren. Meine Zahnhälse schmerzen heute bei jedem Biss und einzelne Fasern stecken trotz Zahnstocher und Intensivbehandlung noch in den Zahn-Zwischenräumen. Da habe ich noch längere Zeit etwas davon. ;-)
Zurück zum Hafen
Nachdem bei der extremen Hitze ein Stadtbummel nicht sonderlich Spaß macht und das Zentrum soweit “abgegrast” ist, mache ich mich auf den Weg zurück zum Schiff. Kenzo wartet bereits beim Hafeneingang und erklärt mir, dass wir nicht vor 16 Uhr zurück aufs Schiff dürfen. Also heißt es abwarten und gekühlten Kaffee aus dem Automaten trinken. Wenige Minuten später kommen auch schon die anderen “Aussteiger” zurück zum Hafen.
Gratis W-LAN am Hafen
Ich bin überrascht, als ich auf meinem Laptop einen kostenlosen Internet-Zugang per W-LAN entdecke. Die ideale Gelegenheit, schnell wieder einen Reisebericht fürs Reisetagebuch zu veröffentlichen. Es gibt jeden Tag extrem viel zu erleben und nur wenig Zeit für den Laptop. Auch Abends bleibt kaum Zeit fürs Bloggen. Außerdem benötige ich dazu einen Internet-Zugang, der genau dann nicht zur Verfügung steht. Schnell schreibe ich ein paar Zeilen am Laptop – da klingelt auch schon mein Handy-Wecker: Zeit fürs 16-Uhr-Blick-in-die-Welt-Foto, heute vom Hafen in Donghae.
Aktueller Stand um 16 Uhr:
Ort: Eingang zum Hafen in Donghae
Provinz: Gangwon-do
Land: Süd Korea
Wetter: Extreme Hitze, wolkenlos, rd. 35 Grad.
Zeitverschiebung:
Zur Mitteleuropäischen Sommerzeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz beträgt der Zeitunterschied + 7 Stunden. Steht in Donghae die Uhr auf 16 Uhr ist es in Mitteleuropa erst 9 Uhr. In Süd Korea gibt es keine Sommerzeit.
Gemütlicher Abend
Zurück an Bord stärke ich mich erst an einem Koreanischen Buffet. Der sehr lustige Abend wird großteils gemeinsam mit Sigi, Joos und Horst am Aussichtsdeck verbracht.
Weitere Beiträge zur Transsibirischen Eisenbahn
Mit diesem Reisebericht endet der erste Teil meines Reisetagebuchs. Alle Beiträge über Russland und die Transsibirische Eisenbahn sind chronologisch absteigend in der Kategorie Reiseberichte Russland 2010 zu finden.
Sobald etwas mehr Zeit ist werde ich auch noch ein Inhaltsverzeichnis gestalten. Außerdem sind noch zwei weitere Beiträge mit speziellen Informationen zur Transsibirischen Eisenbahn geplant. Angesichts der Zeitnot beim Führen des Reisetagebuchs werden diese Beiträge erst später veröffentlicht.
Die kommende Nacht werde ich hier verbringen:
DBS-Fähre Eastern Dream am Weg von Donghae in Süd Korea nach Sakaiminato.
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