Eine dreitägige Motorrad-Tour durchs zentrale Hochland in Vietnam zählt zu einem meiner eindrucksvollsten Erlebnisse in diesem Land. In Nha Trang gestartet führt die 550 Kilometer lange Reise am ersten Tag bis zum Lak-See und dann weiter nach Da Lat.
Mit Motorrad-Tourguide Mr. Duc besichtige ich Plantagen und kleine Produktionsstätten. Immer wieder machen wir Halt bei Familien und werfen einen Blick ins vietnamesische Leben.
Im Hochland sind die Minderheiten der Ede und der Châm zu Hause. Sie arbeiten überwiegend in der Land- und Forstwirtschaft und leben meist in sehr einfachen Verhältnissen. Zugige Bambushütten dienen bei den Châm noch heute als Behausung, auch wenn die Ziegelbauweise sich immer mehr verbreitet. Eine aus Bambusstäben gebaute Fläche ist das Nachtlager für die ganze Familie.
Das Wasser wird aus dem Dorfbrunnen hochgezogen und dann auf der offenen Feuerstelle im Raum erhitzt.
Die Kinder sind hier erfinderisch. Selbst ein ausgediente Fahrradreifen wird zu einem Spielzeug, das man stundenlang mit einem Stöckchen antreiben kann.
Zumindest wird so lange gespielt, bis die Schule anfängt. Trotzdem, dass Vietnam ein kommunistisches Land ist, müssen die Eltern für den Schulbesuch ihrer Kinder bezahlen.
Für die sehr arme Bevölkerung gibt es mittlerweile Hilfsprogramme mit einer kostenlosen Grundschul-Ausbildung. Ein Besuch in einer kleinen Dorfschule ist für mich und auch für die Kinder ein Highlight.
Beim Besuch der Familien im Hochland verliert man oft den Blick für die Armut und das harte Leben. Die Menschen scheinen glücklich zu sein. Arbeiten, lachen, sitzen beim Kaffee oder Tee beisammen. Lassen Fünf auch mal grade sein und leben in den Tag hinein. Man hört kein Klagelied über die Lebenssituation.
Wir haben in unserer Wohlstandsgesellschaft undendlich viel mehr materielle Dinge und Absicherungen. Aber wie oft sind wir unzufrieden und “raunzen” durch den Tag?
Wie oft freuen wir uns über die einfachen Dinge des Lebens? Schöne Umgebung. Mit anderen Menschen zusammen zu sein, die man gern hat. Genießen einfach das hier und jetzt?
Oder haben einfach Spaß – ohne materielle Dinge?
Nach einem freundlichen Begrüßungs-Tee vor der Bambushütte wird mir die Seidenraupen-Farm gezeigt. Die kleinen Raupen verpuppen sich in einem abgedunkelten Raum und produzieren die kostbaren Fäden.
Nach getaner Arbeit endet ihr Leben in der Weberei eher unglücklich. Sie werden mit heißem Wasser überbrüht und dann aus ihrem weichen Kokon ausgewickelt. Dann werden die feinen Fäden zu kostbaren Stoffen verwebt. Das Muster wird durch die langen Lochkarten-Streifen über dem Webstuhl bestimmt.
Da Lat ist das Etappen-Ziel für den zweiten „Easyrider“-Tag am Motorrad. Am Abend kommt beim gemeinsamen Essen noch so manche vietnamesische Spezialitäten auf den Tisch, die nichts für zart besaitete ist.
Aber auch der dritte Tag der Motorrad-Tour durchs zentrale Hochland in Vietnam bleibt spannend!
mac says
Wie oft freuen wir uns über die einfachen Dinge des Lebens? Schöne Umgebung. Mit anderen Menschen zusammen zu sein, die man gern hat. Genießen einfach das hier und jetzt?
Das vergessen wir viel zu häufig, auf was es wirklich ankommt! Leider!
Dir weiterhin viel Spaß auf deiner Reise und hoffentlich mit noch mehr so toller und beeindruckender Bilder! ;-)
Andreas says
Richtig, uns hier im reichen Europa geht es richtig gut und haben aber trotzdem ständig was zu meckern. Das wird mir auch immer bewusst, wenn ich in Thailand im Issan unterwegs bin.
Deine Aufnahmen sind echt klasse. Sie vermitteln einen guten Einblick in das Leben der Menschen dort.
h.rogra says
schöne fotos!
Sven says
Ja, stimmt schon. Wir meckern auf hohem Niveau. Aber auch nur, weil wir in dieses hineingeboren wurden. Ich glaube, der Vietnamese meckert genauso über seine Bedingungen, wie wir. Eben nur auf seinem Niveau. Es schaut aus unserer Perspektive nur halt a bisserl anders aus.
Solche Reisen sind vor allem dazu gut, sich selbst zu erden und für sich wieder Luxus von Notwendigem zu trennen… Denke ich…
Toller Bericht. Danke.
Greets
Sven
Andersreisender says
@Matthias: Danke! Ich werde mich bemühen, weitere tolle Bilder zu liefern ;-)
@Andreas: Vielen Dank für die Blumen. :-) Ich glaube, wie gut es uns geht merken wir wirklich immer erst auf Reisen, außerhalb des Alltags.
@h.rogra: Liebe Grüße nach Salzburg!
@Sven: Guter Gedanke! Aber müsste dann der Vietnamese nicht umso mehr meckern? Auf Reisen komme ich mit relativ wenig aus – und trotzdem ist es für mich Luxus pur :-)
Sven says
@Andersreisender: Naja, vielleicht nicht ganz. Wir kennen den Vergleich. Von unserer Kultur und ihrer. Aus diesem heraus gesehen auf jeden Fall. Aber kennt er ihn auch?
Und: auf Reisen lässt sich jeder Verlust von Luxus ertragen. Aber für immer? Sind nur Gedanken. Muss nicht ja nicht wirklich so sein…
Dir weiterhin noch viele spannende Abenteuer.
Greets
Sven
Andersreisender says
@Sven: Reisen sind immer eine gute Gelegenheit, sich über seine Situation Gedanken zu machen. Natürlich ist Luxus auch sehr schön – das will ich gar nicht bestreiten. Schnell merkt man aber, dass das ein absolutes Privileg ist. Ich bin sehr dankbar dafür.