Die Bilder und Nachrichten über das Erdbeben, den Tsunami, die radioaktive Bedrohung, die vielen Obdachlosen und Toten und das gegenwärtige Chaos in Japan machen mich sehr betroffen. Erst vor kurzer Zeit habe ich dieses Land und auch den Großraum Tokio bereist.
Auf meiner dreiwöchigen Japanreise bekam ich einen kleinen Einblick in das Alltagsleben der Japaner und habe Städte und schöne Landschaften besucht. Aber seit einigen Tagen sehe ich nur noch Bilder des Schreckens aus diesem Land.
Natürlich begleitete mich auch das Thema “Erdbeben” auf meiner Reise. Nachdem Japan in einem seismologisch sehr aktiven Gebiet liegt ist ein Erdbeben während eines Urlaubs durchaus möglich. Die Erde bebt regelmäßig und mir schien, dass die Menschen in Japan sich mit der Gefahr arrangiert hatten. Wo sonst als in Japan werden Gebäude und Menschen besser auf die Erdstöße vorbereitet?
Beim Sightseeing zwischen hunderte Meter hohen Hochhäusern in Tokio und vor dem Einschlafen im Kapselhotel ist es dann doch angenehmer die Gedanken an ein Erdbeben schnell wieder zu verdrängen. Schließlich ist man in Urlaub und möchte sich mit Sehenswürdigkeiten und den schönen Dingen des Lebens beschäftigen.
Super-GAU auf Reisen
Oder wer will auf Reisen schon über einen möglichen Super-GAU in den zahllosen Atomkraftwerken denken? Oder von der Erde verschlungen, von Lava aus Vulkanen verbrannt oder von einem Tsunami vom Strand gespült zu werden? Gedankenspiele, die die Reiseplanung und den folgenden Urlaubsaufenthalt schnell vermiesen können.
Denn überall auf der Welt drohen Gefahren – nicht nur auf Reisen sondern auch bei uns vor der Haustüre. Diese Horror-Gedankenspiele darf man nur begrenzt zulassen und muss ihnen mit gesundem Menschenverstand begegnen. Sowohl bei der Reiseplanung und besonders unterwegs.
Wenn uns Fernsehen und Internet von einst besuchten und nun verwüsteten Gebieten die Bilder detailliert und in Full-HD ins Haus liefern wirken sie noch schockierender. Viele Gedanken gehen durch den Kopf. “Was wäre, wenn ich gerade während des verheerenden Erdbebens im Krisengebiet in Japan individuell gereist wäre? Wäre ich noch am Leben? Wie würde ich mit dieser Situation umgehen?”
Individuell reisen im Krisenfall
Das Reisen auf eigene Faust ist dank Internet und guter Reiseliteratur in vielen Ländern nicht allzu schwierig. Aber im Ernstfall gelten andere Regeln. Verkehrsverbindungen brechen zusammen, die Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser wird unterbrochen. Backpacker und Urlauber haben kaum Essensvorräte dabei, alles Hab und Gut ist in einem Rucksack untergebracht.
Oberstes Ziel wäre das Krisengebiet schnellstmöglich zu verlassen. Theoretisch zumindest. Denn in der Praxis ist das auf Grund der Zerstörungen oft nicht mehr möglich. In diesem Fall sollte man sich an Behörden und die Bevölkerung wenden. Wenn nicht anders möglich müssen auch einige Tage in Notunterkünften verbracht werden. Dort ist die Versorgung mit lebensnotwendigen Dingen am ehesten gewährleistet.
Katastrophen nicht nur in Japan
Aktuell blickt die Welt auf Japan. Das Horror-Szenario ist aber nicht auf den Nordosten der Insel Honshu begrenzt. Immer wieder passieren schreckliche Katastrophen und Unfälle, die tausende Bewohner und auch Touristen betreffen. Man denke nur an den Tsunami im Indischen Ozean im Dezember 2004. Oder an die Terroranschläge am 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York.
Wie gehst Du mit dieser Situation um? Denkst Du über mögliche Gefahren vor Deiner Reise nach? Wie sind Deine Emotionen bei Berichten über Katastrophen in Ländern, wo Du schon mal gereist bist?
tonari says
Ich habe für mich festgestellt, dass ich deutlich mehr berührt (als ohnehin schon) bin, wenn ich die von irgendwelchen Katastrophen betroffenen Gegenden schon persönlich bereist habe. Vielleicht bin wegen Japan auch gerade deshalb so neben der Spur… (Mal abgesehen von der Sorge um die Bekannten und Freunde, die wir dort haben. Und von den geplatzten Reiseplänen für den Herbst 2011. )
Alle Gefahren kann man natürlich beim Reisen nicht ausschließen.
Ich meide allerdings Gegenden, vor denen gewarnt wird. Sprich: ich muss mich nicht nach XXX begeben, wenn man dort gerne Touristen kidnapped.
Fliege ich nach San Francisco weiß ich auch um die Gefahr eines Big Bang, aber die Lust auf solch neue Reiseerfahrungen übertrifft die Sorge über das zufällige Eintreffen von Katastrophen. Man muss ja nicht unbedingt zur falschen Zeit am falschen Ort sein, hoffe ich.
Andersreisender says
@Tonari: Das stimmt – gewisse Gefahren kann man beim Reisen ausschließen – und andere, wie zB. Naturgewalten, nicht. Auch nach dieser Katastrophe würde ich – wenn sich alles beruhigt hat – Japan trotzdem noch bereisen. Denkst Du, dass sich bis Herbst die Lage in Japan nicht wieder normalisiert und Deine Reisepläne umsetzen kannst?
tonari says
Unsere herbstlichen Rreisepläne hingen mit einem geplanten work&travel-Jahr der Tochter zusammen. Sie hat nicht genug bis kein Vertrauen bezüglich des Umgangs der Japaner mit verstrahlten Lebensmitteln und den Gedanken an ein erneutes Jahr in Japan auf Eis gelegt.
Andersreisender says
@Tonari: Achso – ein Langzeitaufenthalt ist natürlich was anderes. Das kann ich verstehen und würde ich mir persönlich auch gut überlegen. Vor allem sind die tatsächlichen Folgen des Reaktorunfalls ja noch nicht abzusehen – und die vorherrschende Informationspolitik in Japan macht eine Einschätzung nicht gerade leichter. Schade :-(