Nach der Rückkehr aus dem Urlaub oder von einer längeren Reise geben Freunde und Verwandte nach dem ersten Wiedersehen den guten Rat: “Komm’ doch erst mal an”. Obwohl man körperlich bereits anwesend ist, hängt oft der “Geist” noch im Urlaubsland. Keine Sorge, dieser Beitrag sollte nicht zu sehr in die “esotherische Ecke” rutschen. Vielmehr werfen wir einen Blick auf das, was sich praktisch beim “Ankommen” abspielt.
Die Rückkehr von einer Reise in die Heimat nimmt jeder anders wahr. Je nach Reisedauer, besuchter Länder, Art des Urlaubs und persönlicher Einstellung ist das nach Hause kommen mehr oder weniger schwierig. Die einen sind traurig, weil sie wieder in den Alltag zurück kehren müssen, andere freuen sich endlich wieder in der gewohnten Umgebung Freunde und Familie in die Arme schließen zu dürfen. Langzeit- und Weltreisende berichten sogar von einem regelrechten Kulturschock, wenn sie wieder in ihr Heimatland zurückkehren.
Nach einer Reise braucht es etwas Zeit, um sich wieder an die neue Situation zu gewöhnen. Der Alltag muss organisiert werden und Körper und Geist müss sich vom Reise-Modus wieder auf ein sässhaftes Leben mit geregeltem Ablauf umstellen.
Ich war überrascht, dass es doch viel länger dauerte als ich dachte, um nach meiner achtmonatigen Asienreise wieder zu einem geregelten Tagesablauf zurückzukehren. Ich musste einfach mal “ankommen” und mich mit der neuen Situation zu Hause arrangieren. Ich würde nun rückblickend sagen, dass es fast einen Monat dauerte, um nach einer langen Reise wieder von einem geregelten Tagesablauf zu Hause sprechen zu können.
Der Übergang von Eingewöhnungsphase zum Alltagsleben ist fließend und kein abrupter Vorgang. Es findet langsam auch eine Verschiebung der Prioritäten statt. Die “Nachbereitung” der Reise weicht langsam dem Alltag.
Die Zeit unmittelbar nach der Reise wird bei den meisten von ein paar Themen beherrscht, die ich hier kurz vorstellen möchte:
Inhalt:
1. Der Jetlag
Bei Flugreisen über viele Zeitzonen macht sich der Jetlag stark bemerkbar und beherrscht erbarmungslos die ersten Stunden der Rückkehr. Die “innere Uhr” braucht einige Tage, um sich auf die Mitteleuropäische Zeit wieder einzustellen.
2. Kulturschock zu Hause
Den vielzitierten Kulturschock gibt es nicht nur in fernen Ländern sondern auch bei der Rückkehr aus dem Urlaub. Es wird Zeit sich wieder an die mitteleuropäische Kultur anzupassen. Temperaturunterschiede, das Essen und alltägliche Gewohnheiten ändern sich wieder mit einem Schlag. Nach einem längeren Auslandsaufenthalt merken viele erst, was sie eigentlich NICHT vermisst haben. Außerdem kann die Sprache der Menschen ringsum wieder einwandfrei verstanden werden und man muss so mancher Unterhaltung zuhören – ob man will oder nicht.
Umgekehrt ist es schön nach einer langen Reise wieder Dinge zu entdecken, die unterbewußt oder bewußt während der Reise vermisst wurden. Je nach Reiseziel ist die Ernährung oft unterschiedlich und für uns selbstverständliche Lebensmittel wie Brot oder Käse sind nicht erhältlich. Die Umgebung wird in den ersten Tagen mit offenen Augen gesehen, alles genauer beobachtet. Einiges hat sich auch während der Abwesenheit verändert und es gibt neues zu entdecken.
3. Viel Arbeit
Um das Leben zu Hause wieder in geordnete Bahnen zu lenken steht gleich einmal viel Arbeit an. Zur Finanzierung einer Reise wird die Wohnung oft vermietet oder komplett aufgelöst. Nun muss erst einmal ein neues “Nest” gebaut werden. Die Wohnung wird wieder eingerichtet und geputzt, Kisten werden geschleppt.
4. Wenig Arbeit
Viele Langzeit- und Weltreisende stehen nach der Rückkehr ohne Job da und müssen sich einen neuen Arbeitgeber suchen. Manche suchen ihr Glück in der Selbständigkeit. Beides braucht aber viel Zeit, bis dann wieder das erste regelmäßige Einkommen aufs Konto gelangt.
Schon vor der Reise sollte ein finanzieller Polster eingeplant werden um dann in der ersten Zeit zu Hause über die Runden zu kommen. Bei vielen finanziert die ersten Wochen auch die Arbeitslosenversicherung.
5. Freunde und Familie
Während die Reise meist viel zu schnell vergeht können Familie und Freunde die Rückkehr kaum erwarten. Zum “Ankommen” gehört es auch dazu, seine sozialen Kontakte zu pflegen. Es ist doch sehr schön zu wissen, dass der Freundeskreis einen nach langer Abwesenheit noch nicht vergessen hat.
Die Willkommens-Einladungen sind toll, brauchen aber auch viel Zeit. Und die Zuhausgebliebenen sind neugierig auf spannende Berichte und Fotos aus den fremden Ländern. Auch wenn die ausführlichen Fotodokumentationen noch nicht fertig sind, kann man hier schon ein paar Bilder und Eindrücke von der Reise mitnehmen.
6. Krankheit
Klimawechsel? Von tropisch heiß auf winterlich kalt? Trotz warmer Schals, heißer Bäder und Heizungen die am Anschlag laufen ist eine saftige Verkühlung oder eine grippale Infektion bei vielen Reisenden nach der Rückkehr vorporgrammiert.
“Anzukommen” bedeutet Zeit zum akklimatisieren
Auch wenn man es sich oft nicht zugestehen will – es braucht einfach einiges an Zeit um nach einer langen Reise wieder im heimischen Kulturkreis seinen Platz zu finden. Ob es nun der Kampf mit Jetlag und Verkühlung in den ersten Tagen, die Pflege der sozialen Kontakte oder das Einrichten der neuen Wohnung ist – das “Ankommen” braucht meist mehr Zeit, als vor der Reise eingeplant wurde.
Die benötigte Zeit variiert je nach Länge der Reise. Nach einer langen Weltreise dauert es sicherlich länger sich zu akklimatisieren als nach einer kurzen Urlaubsreise. “Ankommen” müssen wir aber alle – und damit hat jeder seine individuellen Erfahrungen.
Wie sieht das bei Dir aus? Kommst Du von Reisen und vom Urlaub gerne wieder zurück nach Hause?
Christina says
Also ich komme “meistens” schon gerne nach Hause zurück. ;-D
Einfach weil ich dort “mein” Bett, “meine” Wohnung, “meine” Sachen habe. Sich einfach immer auszukennen, weil du ja jeden Lebensmittelladen kennst, weißt wann sie auf und zu machen oder auch die beste Pizzaria kennst. ^_^
Wenn ich aber den Sommerurlaub in Kroatien verbringe (und da kenne ich mich mittlerweile auch ein wenig aus), dann ist es immer soooo schwer, nach Hause zu gehen. Die Sonne und das Meer vermisse ich einfach zu sehr.
Schöne Grüße
Christina
Jonas says
Gefällt mir, der Artikel. Nachdem ich für ein halbes Jahr in China war, ging es mir ähnlich. Es ist so seltsam, wieder zurück zu kommen. Man kennt alles, und doch ist es irgendwie fremd. Ich habe mich aber auch sehr darauf gefreut, wieder “dazu” zu gehören. Wieder zu wissen, wie man den richtigen Zug findet oder sogar anderen Leuten helfen zu können.
Das mit dem angesprochenen Essen ging mir genau so. Mein erster Besuch in einem deutschen Aldi war einfach nur ein Traum :)
Nadine Hudson says
Erstmal herzlich Willkommen zuhause! Und nimm dir Zeit; den Wert der Zeit hast du wohl in Asien gelernt.
Ich finde es immer sehr lustig, dass bei einer Heimkehr mein Magen das Essen zuhause kaum erträgt. Obwohl ich mich immer sehr auf die feine Kost freue, braucht mein Körper viel länger, bis er sich wieder an so viele Milchprodukte usw. gewöhnt hat.
Was ich auch sehr schwierig empfinde ist, dass ich allen von der Reise erzählen will, aber kaum jemand wirklich “versteht”, und die Daheimgebliebenen mir von ihrem Alltag berichten wollen, was ich dann auch kaum verstehe.
So brauchen auch Freunde und Familie zuhause Zeit sich wieder an uns zu gewöhnen.
Viel Glück bei der Angewöhnung! Alles Gute aus Mexiko wo wir heute ENDLICH mal wieder Internet gefunden haben.
Nadine und Fam.
Alex says
Interessanter Artikel.
Mit dem Jetlag hatte ich letztes Jahr auch noch zu kämpfen. Da stand ich förmlich im Bett! :D
Und an einen Kulturschock kann ich mich noch zu gut erinnern, als ich ein Kleinkind war.
Da waren wir für 2 Wochen in Mittelamerika, wo man Tag ein Tag aus, nur dunkele Haut gesehen hatte.
Zurück in der Heimat und in der Schule, kamen mir die Mitschüler wegen ihrer Hautfarbe wirklich alle krank vor! :D
Mit Krankheiten nach dem Urlaub hatte ich glaube ich eher selten zu kämpfen.
Aber tolle Auflistungen hier von dir und sehr interessant – Danke.
Baldiges und angenehmes Wochenende,
Alex
Corinna says
Meine längste Reise ging für eine halbes Jahr nach Australien.
Ich habe zum nach Hause kommen immer ein zwiegespaltenes Verhältnis. Zum einen freue ich mich darauf endlich wieder alle alten Gesichter zu sehen (besonders wenns mal ein paar Wochen am Stück auf Tour geht) aber andererseits hab ich meist schon wieder fernweh nachdem ich ein paar Tage in Deutschland bin.
Was mir in den ersten Tagen immer besonders hier auffällt sind die sauberen und gepflegten Straßen die man sonst in der Art selten zu sehen bekommt. Heißt nicht dass ich da großen Wert drauf lege aber das sticht mir meist zuerst ins Auge. Und auf meine erste Breze freue ich mich meist schon beim Abflug. :)
David says
Schöner Artikel! Ich muss sagen, dass ich schon nach wenigen Tagen Urlaub an etwas leide, was man nur depressive Verstimmung nennen kann… Alltag ist schön, aber Urlaub ist schöner! :-)
Andersreisender says
@Christina: Oh ja…das eigene Bett ist wirklich eines der großen Argumente, sich wieder auf zu Hause zu freuen. :-)
@Jonas: Das Leben in China ist ja auch wirklich völlig anders als in Mitteleuropa. Vor allem die Lebensmittelmärkte. Ich fand den ersten Einkauf gewohnter Lebensmittel nach langer Reise auch toll.
@Nadine: Danke für die lieben Wünsche. Heute bin ich seit genau einem Monat wieder in Österreich – und schön langsam dürfte das “Ankommen” abgeschlossen sein. ;-)
@Alex: Bei den “kranken, weißen Menschen” kann ich Dich gut verstehen. Mir geht es selbst nach Wochen noch so, dass ich mich beim Gedanken ertappe, ob jemand krank ist, weil er so weiß ist. Aber nein: Es war ja lange Winter hier – und der vertreibt auch die letzte schwer erkämpfte Bräune aus dem Gesicht. *gg*
@Corinna: Die erste Breze nach langer Reise – das ist schön! Ich nehme an, Du bist aus Bayern? ;-) Ich habe mich auf die erste Leberkäs-Semmel sehr gefreut, war aber dann zu meiner Überraschung gar nicht so aufregend als erwartet…
@David: Na, dann hoffe ich, dass die depressive Verstimmung nach dem Ankommen in der Heimat bald wieder mit einer neuen Reise vertrieben werden kann!
Daniel Caballero says
Das ist echt immer ein komisches Gefühl, wenn man im Urlaub war und dann wieder zurück in den alltag kommt und so die Stadt und die Umgebung kommt einen erst einmal fremd vor. So ist es aufjeden fall bei mir so, vielleicht auch bei einem von euch?
Nord-Peru Reisen says
Ich bin mir nicht sicher, was für uns “nach Hause” kommen bedeutet. Wir sind seid 3 Jahren nicht mehr nach Hause (Frankreich) zurückgekehrt und wollten eigentlich nächstes Frühjahr für 3 Monate einen Heimurlaub machen. Aber jetzt sind wir uns nicht mehr so sicher – was machen wir dann 3 Monate “zu Hause” ? Ich glaube, wir haben uns schon daran gewöhnt, im Ausland zu leben.
Sam says
Ich habe vier Jahre in Berlin gelebt. Komme aber aus der Schweiz. Der Kulturschock war immens. MIttlerweile geht es, aber ich habe gemerkt, das Zurückkommen in das “ganz Kleine” nach einer Weltstadt ist eine grosse Herausforderung. Es dauert, bis man sich an den jeweiligen Kontext umgewöhnt hat, braucht Zeit und Geduld. Dennoch glaube ich, dass es eine sehr wertvolle Erfahrung ist einmal weg zu sein. Es öffnet den Horizont.
Anna Caroline says
Bei mir ist es mittlerweile so, dass ich mehrmals im Jahr, dafür aber nicht sehr lange ausbrechen. Mit gut 61 Jahren möchte ich zumindest aus dem Arbeitsaltag gerne mal raus. Ich liebe es, im Urlaub mit meinem Mann täglich gemütlich zu frühstücken, dann an die Luft zu gehen und den Tag ohne Hetze zu gestalten. Meist planen wir so, dass wir noch bis zu vier Tagen wieder in der Heimat sind und dann erst wieder arbeiten gehen.
Rudi Sterzer says
Sie haben recht, der „Geist“ hängt dann oft noch im Urlaubsland. Ich finde es auch nicht schön, am Tag nach der Ankunft wieder in die Arbeit zu gehen. Ich versuche daher immer meinen Urlaub so zu buchen, dass ich danach noch einen Tag zum Ankommen hab.