Als Reisender ist man bemüht, das eine oder andere Wort in der Landessprache parat zu haben.
Meist handelt es sich um Grußworte oder Höflichkeitsfloskeln, die als erstes in einem fremden Land gelernt und angewandt werden.
In einem kleinen Cafè an der Promenade in Piran spielte sich folgende Szene ab:
Andersreisender: “Dober dan!” (slowenisch)
Kellner: “Buon giorno!” (italienisch)
Andersreisender: “Prendo un espresso, per favore.” (italienisch)
Kellner: “Sì. Do you need sugar?” (italienisch/englisch)
Andersreisender: “Yes, please.” (englisch)
Kellner: “Gerne.” (deutsch)
Andersreisender: “Hvala” (slowenisch)
Gut, dass man verschiedene Sprachen mehr oder weniger gut spricht. ;-)
Mehrspachiges Istrien
Die wechselhafte Geschichte der größten Halbinsel an der nördlichen Adria hat ihre kulturellen und sprachlichen Spuren hinterlassen. In der frühen Neuzeit war Istrien vierhundert Jahre lang unter Venezianischer Herrschaft, Ende des 18. Jahrhunderts besetzte Österreich das Land. Ab 1849 wurde das Gebiet gemeinsam mit Triest, Görz (Gorizia) und Gradisca österreichisches Kronland.
Das Österreichische Küstenland, oder oft in der Mehrzahl die “Österreichischen Küstenlande”, bestanden bis 1861. Danach wurde das Gebiet bis zum Zerfall Österreich-Ungarns Österreichisch-Illirisches Küstenland genannt.
Zwischen Italien und Jugoslawien
Der Erste Weltkrieg brachte die Wende. Durch den Vertrag von Saint-Germain im Jahr 1919 kam ganz Istrien als Teil der Region Julisch Venetien zu Italien. Das faschistische italienische Regime führte Ansiedlungen und Zwangsitalienisierungsmaßnahmen durch, die slowenische und kroatische Sprache wurden im öffentlichen Leben verboten. Etwa 12.000 Slowenen und Kroaten verließen wegen der schikanösen Regelungen ihre Heimat.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das neue Jugoslawien gegründet. Ein Hauptteil Istriens kam an die Teilrepublik Kroatien, der nordwestliche Teil gehörte bis 1954 zum Freien Territorium Triest. Dieses wurde dann auf Jugoslawien auf die Teilrepubliken Kroatien und Slowenien und Italien aufgeteilt.
Grausame Vergeltungsmaßnahmen in der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien gegenüber den Italienern waren die Folge. Über 90 % der italienischen Bevölkerung Istriens verließen als Esuli (dt. “Verbannte”) Istrien.
Gemeinsam mit einem Abkommen zum Schutz der Minderheiten wurden 1975 die Grenzen zwischen Italien und Jugoslawien vertraglich festgelegt. Damit wurden die Rechte der Minderheit in Jugoslawien – bzw. heute im kroatischen und slowenischen Teil von Istrien – garantiert.
Minderheiten in Istrien
Das Multikulti Istriens zeigt sich dem Besucher als erstes durch seine mehrsprachigen Ortstafeln und Wegweiser. In Kroatien und Slowenien sind auch die italienischen Ortsnamen auf den zweisprachigen Ortstafeln zu finden. Italienisch ist für einige Bewohner die Muttersprache. In Touristenzentren kommt dann zur Kroatisch-Slowenisch-Italienischen Sprachmischung auch noch Englisch und manchmal Deutsch dazu.
Der größte Teil der italienischen Minderheit lebt im nordwestlichen Teil Istriens und entlang der Küste Istriens. Im Landesinneren nimmt der Anteil stark ab.
(Geschichtliche Fakten vgl. Wikipedia)
Kathrin says
In Piran war ich leider noch nicht, aber es wurde mir schon oft empfohlen. Aber immerhin ist es toll, wenn man gleich mehrere Sprachen anwenden kann und sich nicht nur auf Hand-und-Fuß-Zeichen verlassen muss wie in so manch anderen Destinationen.
lg kathrin
Andersreisender says
@Kathrin: *gg* “Hände und Füße” benötigst Du in Piran definitiv nicht zur Kommunikation. Das geht dort viel einfacher! :-)
Uwe says
Bisher war Slowenien nur eine Durchreise bis nach Kroatien und wir haben diesem Land eigentlich kaum Beachtung geschenkt. Durch Freunde haben wir in diesem Jahr einen kleinen Stop in Slowenien eingelegt und wir haben es nicht bereut. Ein herrliches Land mit einer sehr guten Küche.
Christina says
*lach* Einfach nur genial!
Bis auf das italienische “Prendo” hätte ich alles auch hinbekommen (dsa Slowenische unterscheidet sich bei diesen Wörtern ja gar nicht vom Kroatischen) wäre aber bei der restlichen Sprachverwirrung wohl völlig aufgeschmissen gewesen. ;)
Liebe Grüße
Christina
Andersreisender says
@Uwe: Ja – Essen ist tatsächlich super in Slowenien, mit vielen Einflüssen aus den Nachbarländern.
@Christina: Italienisch ist bei mir auch schon ewig her – habe ich vor 15 Jahren in der Schule “gelernt”. Leider ist nicht sehr viel “hängen” geblieben. :-(
Michelle says
Istrien ist wunderschön, multikulturell, ein Gebiet, wo Toleranz herrscht und die Kultur auf einem hohen Niveau ist. Der Küstenteil ist toll und mehr oder weniger den Touristen bekannt und der kontinentale Teil ist an der charakteristischen roten, fruchtbarem Erde bekannt und Wälder, wo Trüffel wachsen. Es gibt da auch Weingärten, die hier von der Römerzeit angebaut werden. Die bekannteste Weinsorte ist Malvazija, von den man den dichten und aromatischen Weißwein bekommt, der zu Meeresspezialitäten hervorragend passt. [snip]