Wie oft habe ich in den letzten Monaten diese Frage gehört. “Lohnt eine Reise nach Dubai?” Ist Dubai nur eine moderne, seelenlose Shopping-Welt? Oder gibt es dort auch mehr zu entdecken?
Meine klare Antwort auf diese Frage war: “Ich weiß es nicht.” Die einprägsamsten Bilder aus den Medien von Dubai waren auch bei mir bisher die Glitzerwelten in Einkaufstempeln, die Skihalle und das höchsten Gebäude der Welt.
Um einmal einen Blick in diese für mich “fremde” Welt zu werfen wird am Weg nach Asien ein kurzer Zwischenstopp eingelegt. Der Flug mit Emirates bietet sich dazu hervorragend an, muss doch sowieso in Dubai das Flugzeug gewechselt werden. 48 Stunden sind Zeit zur Erkundung der größten Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Für einen kleinen Blick hat die Zeit gereicht.
Inhalt:
Dubai in 48 Stunden – zu wenig Zeit
Wer mich kennt weiß, dass ich nicht unbedingt immer von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten hetzen will. Mir macht es auch Spaß einfach von einem Café die Szene zu beobachten. Landestypische Küche zu probieren. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein.
Und stundenlang zu Fuß die Umgebung zu erkunden. So hat man auch einen Einblick in das Alltagsleben vor Ort und erfährt ein kleines bisschen mehr über das besuchte Land und seine Bevölkerung. Zugegeben, bei 48 Stunden ist das fast unmöglich.
Nicht nur wegen der kurzen Zeitspanne sondern auch wegen grundlegend logistischer Probleme. Die Stadt ist riesengroß. Und Dubai ist eine Autostadt. Vor allem in den neuen Stadtteilen stoße ich als Fußgänger schnell an meine Grenzen. Siebenspurige Straßen sind nur mit großen Umwegen zu überwinden. Sieben Spuren pro Richtung. Ergibt 14 Spuren – mit einem Zaun in der Mitte, der alle Querungsgedanken zunichte macht.
Schlechte Karten für Fußgänger
Gottseidank ist die Metro in Dubai seit Herbst 2009 in Betrieb und erleichtert dem individuell Reisenden ohne Auto die Besichtigungstour. Einige der Sehenswürdigkeiten können mit der Metro angefahren werden. Aber auch hier sollte man gut zu Fuß sein. Von der Station “Burj Khalifa” muss bis zum Turm noch fast ein Kilometer Fußmarsch – zum Teil auf Rollbändern – zurückgelegt werden. Klimatisierte, eingehauste Brücken verbinden die gekühlte Metro-Station direkt mit dem wohl temperierten Einkaufszentrum. Man muss keinen Fuß in die natürliche Umgebung setzen.
Bei meinem Besuch im Jänner scheint dies grotes, herrschen in Dubai nun angenehme Tagestemperaturen von 25 Grad. Aber bald steigen die Temperaturen wieder auf weit über 40 Grad an – und dann sind hier die Menschen über jeden kühlen Platz froh. Noch ein Minuspunkt für Fußgänger in der “freien Natur”.
Frostige Mall of the Emirates
Maximale Abkühlung bietet ein Spaziergang in “Ski Dubai” bei -4 Grad. Vom Restaurant “St. Moritz” blicken (Schnee)hungrige in Sommerkleidung direkt in die Skihalle während sie sich am elektrischen Kaminfeuer, zumindest visuell, aufwärmen.
In Einkaufszentren wird neben dem Shoppingvergnügen nebenbei auch Freizeitunterhaltung geboten. Oder ist es umgekehrt? Neben dem riesigen Aquarium scheint es so, dass auch der Burj Khalifa zu den Attraktionen der “Dubai Mall” gehört. Direkt vom größten Einkaufszentrum der Welt mit seinen 1.200 Geschäften gelangt man zu den Aufzügen auf das höchste Gebäude der Welt. Der imposante Wolkenkratzer gehört zu meinen persönlichen Highlights in Dubai. Ich mag es, von hohen Gebäuden auf die Umgebung zu sehen. In einem anderen Blogbeitrag liest Du mehr über den Burj Khalifa und wichtige Tipps für den Besuch am höchsten Gebäude der Welt.
In 452 Metern Höhe stecke ich durch die schmalen, unverglasten Sehschlitze die Nase in den Wüstenwind um die XXL-Ausmaße der Stadt zu überblicken – bereits eine bewohnte “Palmeninsel” und eine neue Welt, die aus Sand aufgeschüttet wird, inklusive. Von hier heroben sieht man auch die Entsalzungsanlagen und Kraftwerke in Jebel Ali, die das Leben in der heißen Wüstengegend überhaupt grundsätzlich ermöglichen.
Richtung Norden führt der Blick in den Stadtteil Deira und an den Creek. Hier trifft die neue Stadt Dubai auf die gewachsenen Viertel mit ihren Wirtschaftszentren, den Souqs. Entgegen ihrer modernen Nachbauten in den klimatisierten Einkaufszentren sind die Straßen hier mit Leben erfüllt. Duftende Gewürzstände wechseln mit Gold- und Textilgeschäften ab.
Manch ein Betrieb ist nicht in arabischer Hand sondern präsentiert sich in chinesischem Namenszug dem Publikum. Viele verkaufen nur an Großabnehmer, was vielleicht für manchen das Einkaufsvergnügen etwas trübt.
Leben am Creek
Nachdem ich ohnedies nicht sonderlich Einkaufsbegeistert bin stört mich das wenig und ich wechsle auf einem kleinen Holzboot, Abra genannt, für einen Dirham (ca. 2o Euro-Cent) auf die andere Seite des Meeresarms. Zwei parallele Holzbänke bieten den Fahrgästen Platz, in der Mitte kassiert der Fahrer das Geld für die Überfahrt und steuert das Boot.
Schon kann der Bummel durch Bur Dubai und seinen Souqs weitergehen. Bei Nacht spiegelt sich hier die Skyline zwischen den Booten im Wasser.
Auf der Straße ist “Shawarma” erhältlich, das dem uns bekannten Dürüm ähnelt. Hühner- oder Lammfleisch wird auf einem Spieß gegrillt und dann fein geschnitten in Fladenbrot gefüllt.
Leider hält sich die Auswahl lokaler Speisen bei meinem Bummel sehr in Grenzen. Dafür findet man in Dubai viele internationale Restaurants. Neben den bekannten Fastfood-Marken ist auch die indische Küche mit Marsala & Co. stark vertreten.
Bis ins alte Bastakya Viertel ist man zu Fuß gut unterwegs. Langsam werden die Gehsteige hochgeklappt, die Fußsohlen brennen und die Uhr zeigt schon kurz vor 23 Uhr. Das Leben auf den Straßen flaut ab und ich denke mir: “Mist! Einfach zu wenig Zeit für Dubai eingeplant”.
Fazit
Jede Stadt hat ihre Eigenheiten und Ausstrahlung und steht für ein bestimmtes Lebensgefühl. Ich habe mich lange Zeit gefragt, wofür Dubai steht? Im neuen Teil der Stadt stechen dem Tagestouristen die riesigen Einkaufstempel kombiniert mit ihren Freizeitangeboten sofort ins Auge. Moderne Hochhäuser mit Büros und Wohnungen soweit das Auge reicht. Eine manchmal unecht und leblos wirkende Glitzerwelt, die erst vor wenigen Jahren aus dem Boden gestampft wurde.
Ich persönlich bin über die Vielfalt Dubais überrascht. Und ehrlich gesagt hat mich die unglaubliche Größe dieser Stadt beeindruckt. Vieles ist XXXXL. Wer länger bleibt findet Angebote für beinahe jede erdenkliche Freizeitbeschäftigung. Im alten Teil Dubais spielt sich, vor allem in den Souqs, das Leben auf der Straße ab.
Viele der Attraktionen in Dubai sind ersetzbar und könnten genauso in einer beliebigen, anderen Stadt neu aufgebaut werden. Die Kombination aus all den Angeboten macht Dubai zu dem was es heute ist.
Es bietet sich vielleicht der Vergleich mit Las Vegas an. Mitten in der Wüste gelegen wurde diese Stadt vor allem durch Casinos und Unterhaltung in großem Stil bekannt. Warum soll das nicht auch für Dubai mit der Kombination Unterhaltung und Shopping gelten? Wobei das Angebot insgesamt wesentlich vielschichtiger ist und für Dubai der (Shopping)Tourismus nur ein Standbein ist.
Ich würde Dubai wieder besuchen. Nicht die Einkaufszentren und nicht die moderne Küste – obwohl ich weiß, dass viele davon begeistert wären. Aber ich würde gerne nochmals die alte Stadt sehen, etwas entspannte Zeit dort verbringen. Hier blieb diesmal vieles unentdeckt. Und auch die Wüste hätte bestimmt ihren Reiz.
Bist Du schon einmal in Dubai gewesen? Wie waren Deine Eindrücke, was hat Dir besonders gut gefallen und was nicht?
Alex says
Hey, danke für deinen Bericht über Dubai. Ja, ich war bereits da. Zweimal. Jedoch liegt alleine das letzte Mal rund 10-15Jahre zurück. Da es damals schon “wow” war, würde mich eine Reise auf jeden Fall wieder reizen und irgendwann wird’s dann vermutlich auch wieder so sein. Höher, größer, besser… ich bin gespannt und freue mich auf den Burj Khalifa! ;)
Thomas Liedl says
Zweimal täglich fliegt die Emirates – liebevoll von mir Emmi” genannt – an unserem Wohnzimmerfenster vorbei. Und jedesmal kommt immer wieder eine Portion Fernweh auf angesichts des Flugzieles Dubai. Bisher habe ich es dorthin noch nicht geschafft und es wird auch ein Traum bleiben.
Dein Beitrag hier ist ein weiterer Grund zu träumen ;-) .
Christina says
Schön, endlich den Bericht zu lesen. :-)
Schade, dass man sich wohl länger auf die Suche machen muss, wenn man das “alte” Dubai finden will (und dann auch ja nicht zu Fuß *lach*), aber mich persönlich reizt es schon, diese extremen Kontraste zu sehen. Luxusshoppingmall neben Souk, Schihalle mit 45°C Außentemperatur.
Vielleicht fliegen wir ja das nächste Mal mit Emirate nach Südostasien. ;-)
Schöne Grüße
Christina
Elisabeth says
Mein erster Dubai Besuch war vor 13 Jahren, damals nach einer Oman Rundreise. Als Kontrast auf den wunderschönen, noch völlig untouristischen Oman ein regelrechter Schock und jahrelang hätten mich keine zehn Pferde mehr nach Dubai gebracht.
Im Vorjahr konnte ich dann ein zweites Mal Dubai besuchen – und ich war begeistert ! Ich habe in der Zwischenzeit gelernt, mich völlig auf eine fremde Kultur einzulassen und auch mir wurde die Zeit zu kurz. Auch das Moderne hat seinen Reiz, ich bin zu einem Fan der Wolkenkratzerarchitektur mutiert. Den Einheimischen zufolge ist leider die Zukunft Dubais ungewiss, mehr als 90% der Appartements im Burj Khalifa stehen leer, den übrigens bereits der Scheich von Abu Dhabi finanziert hat, genauso wie in der Palme die meisten Wohnungen leer stehen. Die neuen aufgescütteten Inseln der World finden keine Käufer. Das immer größer, höher, gigantomanischer beginnt sich zu rächen !
Schöne Reise noch !LG
Liesi
Kathrin says
Sehr interessanter Artikel. Wünsche Dir noch eine spannende Reise durch Asien.
lg kathrin
Andersreisender says
@Alex: Ui – das ist aber schon lange Zeit her. Da wurde bestimmt schon viel gebaut. Ob sich die “alten” Viertel seit damals auch viel verändert haben? Manchmal kann man ja leider altes von neuem nicht mehr so genau unterscheiden.
@Thomas: Na dann: Ausgeträumt und Flug buchen! 2x täglich hast Du die Chance zum Wegfliegen!
@Christina: Der Stopp lohnt auf jeden Fall. Und auch eine weitere Reise nach Südostasien. ;-)
@Lisi: Stimmt – vieles ist hier ein sehr zweischneidisch Schwert. Nicht nur ökonomisch sonder auch ökologisch gesehen. Und vieles hängt am “seidenen Faden”. Wenn ich mir ansehe wieviel Immobilienprojekte (zB. auch in Spanien und China) nur zu spekulationszwecken gebaut werden und unbewohnt sind. Das kann ich nicht ganz verstehen. Aber vielleicht ist das ein Wirtschaftsbereich der mir so oder so unverständlich bleibt.
@Kathrin: Dankeschöön! Liebe Grüße!
mac says
Auch ich habe schon Dubai bereist und muss leider sagen, dass ich mich nicht so von der Stadt angezogen fühle, um noch einmal hinzureisen.
Zu oberflächlich und zu künstlich, das ist was mir im Kopf geblieben ist. An Dienstleistung von keinem anderen Land zu übertreffen, aber wie gesagt mir persönlich zu künstlich! ;-)
Gruß
Matthias
Marianna says
Schöner Bericht. Ich seh das genauso. Mein Aufenthalt in Dubai war auch nur 2 Tage lang. Und hinterher war ich verwirrter als vorher, was meine Ansichten über Dubai angeht ;)
Andersreisender says
@Matthias: Ich bin überrascht wie viele schon einmal in Dubai waren. Danke für Deine persönlichen Eindrücke!
@Marianna: Ja, echt kein leichtes Pflaster. Würdest Du noch einmal hinfahren?
Marianna says
Schwierige Frage. Ja, ich denk schon, denn ich hab noch eine ganz wichtige Sache nicht gemacht: Ich war nicht auf dem Burj Khalifa.
Und ich befürchte allein dafür lohnt sich ein zweiter Stopp dort. Oder?
Andersreisender says
@Marianna: Hmm… also wenn Du die Besichtigung des Burj Khalifas mit etwas anderem (zB. Shopping, andere Sehenswürdigkeiten) verbindest, dann lohnt sich der Stopp bestimmt. Außerdem ist Dubai bei langen Flügen Richtung Asien sehr praktisch gelegen. Fand den Zwischenstopp angenehmer als “in einem durch” zu fliegen.
Birk says
Sieht so aus, als wenn alle die viel reisen Dubai ahnlich empfinden. Ich war mit meiner Frau 2007 im Herbst dort und wir fanden die alte Stadt sehr schön. Das Leben am Creek ist wirklich erlebenswert. Die Märkte waren auch schön. Das moderne Dubai war damals irgendwie eine einzige Baustelle. Jetzt ist ja alles schön geworden.
Damals stand auch schon sehr viel leer.
Die Wüste und das Gebirge zum Oman ist allerdings auch die Reise wert. Da gibt es schöne Tagestouren mit lokalen Veranstaltern. Man muss aber ein bischen aufpassen, dass man nicht so eine “wir spielen mal Folklore” Tour erwischt.
Andersreisender says
@Birk: Es würde mich sehr reizen, einmal die Wüste näher kennen zu lernen. Da gebe ich Euch Recht: Zu viel “trallala” muss da auch für mich nicht dabei sein. Mir gefällt es wenn etwas authentisch ist. Wobei: Authentizität und Tourismus unter einen Hut zu bringen ist auch immer eine Gratwanderung.
Alfred Vail says
Nach allen Berichten die ich über Dubai gelesen habe müßte Dubai die Stadt auf dieser Welt sein in der ich mich mit Abstand am unwohlsten fühlen würde:
– Angeberei
– Fassade
– miserables Klima draussen und drinnen (ich hasse schon die Klimaanlagen in US)
– Fussgängerfeindlich
– rassistisch
– Fundamental-religiös
– fehlende Menschenrechte
… dies Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen.
Da mach ich lieber einen Bogen rum ;-)
Vanessa says
Danke für deinen guten Artikel über Dubai. Ich war letzten Sommer in Dubai und fand es wirklich wunderschön dort. Natürlich gibt es in jedem Urlaubsort auch Schattenseiten aber in Dubai musste ich schon genau danach suchen. Dein Artikel macht auf jeden Fall schon wieder Lust auf mehr Dubai :-)
Liebe Grüße
Vanessa
Andersreisender says
@Alfred: Uii… Du scheinst ja mit Dubai geradezu auf Kriegsfuß zu stehen! Na, so schlimm ist’s ja dann auch nicht. Aber jedem seine Meinung. ;-)
@Vanessa: Schon wieder Lust auf Dubai? Dann nichts wie hin – mit Emirates ist die Anreise fast aus ganz Europa kein Problem. :-)
Thomas says
Wir haben auch vor einigen Jahren einen Stopp in Dubai gemacht bei einem Flug mit Emirates. Uns hat es sehr gefallen auf dem Weg nach China auch diese Stadt erkunden zu können und finde deinen Bericht sehr interessant.
Andersreisender says
@Thomas: Dankeschön! Es freut mich, dass Dir mein Reisebericht über Dubai gefällt. :-) Weiterhin viel Spaß beim Reisen!
Silke says
Recht ausgewogener Bericht, aber ich muss in der Sache Alfred recht geben: Nach einer Woche in Dubai suchen wir immer noch nach dem “Flair aus 1001 Nacht ” , das die Reiseführer versprechen. Die ganze Stadt und ihre vielen Bauprojekte wirken auf mich fast irre, dazu die klimatischen Verhältnisse, die das alles gar nicht hergeben…..Deira und die Souks sowie die Wassertaxis und ein Besuch in einem Wüstencamp haben uns noch am besten gefallen.