Mit dem Jeep anschleichen, Motor aus machen und ruhig sein. Vielleicht traut sich ein Gaur aus dem Gebüsch, ein exotischer Vogel fliegt im nächsten Moment davon oder es kreuzt ein seltener Tiger den Weg? Bei einer Dschungel-Safari braucht es viel Glück, um die scheuen Tiere zu sehen.
Langsam neigt sich der Tag im Nagarhole Tiger Reservat, rund 60 Kilometer von Mysore entfernt, dem Ende zu. Zu dieser Zeit erwachen die Tiere aus ihrem Nachmittagsschlaf. Wir sitzen zu acht im grünen Jeep und blicken gespannt in die Umgebung. Wird sich heute noch ein Tiger zeigen? Vor zwei Tagen hat eine Gruppe den scheuen Dschungelbewohner gesehen. Vielleicht gelingt es uns auch.
Zehn Meter vom Auto raschelt es im Baum. Ein Kingfisher fliegt aufgeregt davon. Dieser Vogel ist in Indien bekannt wie ein bunter Hund. Sein Bild ziert die Flaschen der gleichnamigen, Indischen Biermarke.
„Hier ist ein Elefant vorbeigelaufen“ sagt Bayeemaya und zeigt auf plumpe, tellergroße Eindrücke im Sand. Wir sind im Jeep wieder still, halten die Kamera bereit. Vielleicht läuft uns ein wilder Elefant vor die Linse?
Dann gibt der Ranger dem Fahrer ein Zeichen. Nach rechts abbiegen, dort könnte man etwas spannendes sehen. Motor an und die Fahrt führt weiter über die holprige Sandstraße.
Im Nagarhole Tiger Reservat leben ungefähr 90 Tiger. Die begehrten Tiere, als Schnappschuss für das Fotoalbum, leben sehr zurückgezogen. Wesentlich leichter sind Rehe beim äsen zu fotografieren. Auch Languren schauen keck in die Kamera, bevor sie sich zum nächsten Ast schwingen. Ihr Name kommt aus dem Hindi und bedeutet „langer Schwanz“.
Im Dschungel zwitschert und pfeift es. Immer wieder schreien Affen. Ein scheinbar friedlicher Ort, aber mit wilden Tieren. Eukalyptusbäume schälen ihre Rinde und der weiße Stamm kommt zum Vorschein. Jetzt im Winter lassen auch hier manche Laubbäume ihre Blätter fallen und sind kahl. Spätestens im Mai beginnen sie wieder zu blühen.
Abgestorbene Baumstämme sind von Termiten zerfressen. Sie stehen wie zerfallene Sandburgen in der Landschaft. Spitze, hell- und dunkelbraune Türmchen. Jede Burg sieht anders aus.
Fast hätten wir ihn übersehen. Den Adler. Getarnt sitzt er über uns im Baum und bewegt sich nicht. Dann wird unser Blick abgelenkt, vor uns grast eine Herde Gaur. Über eine Tonne werden die Bullen schwer. Ein Pfau schlägt etwas weiter ein Rad als wolle er den Rindern die Schau stehlen.
Am Abend zieht das Ufer des aufgestauten Kabini Flusses viele Tiere an. Wir hoffen hier eine Elefantenherde zu sehen und finden sie. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses, nur noch mit einem Fernglas wahrnehmbar.
Bayeemaya sucht weitere Fährten und macht uns Hoffnungen auf eine Tigersichtung. Wieder sitzen wir still im Jeep, schauen in den Sonnenuntergang. Wenige Minuten später ändert die Farbe des warmen Lichts ins Blau. Dämmerung setzt ein und es wird Zeit zurück zu fahren. Ohne auch nur eine Schwanzspitze eines Tigers zu sehen.
Beim Abendessen macht die Erzählung von einer Tigersichtung die Runde. Eine andere Gruppe hätte ihn gesehen. Ich glaube es ohne Beweisfoto nicht recht.
Am nächsten Morgen beim Frühstück steht er dann plötzlich vor mir. Orange-schwarz-weiß gestreift reißt er vor mir sein Maul auf. Dheerajmnanda und Kushal sind stolz, die beiden vierzehnjährigen Inder haben während der Safari einen Tiger erlegt. Nur wenige Sekunden haben sie ihn gesehen und im rechten Moment auf ihren Kameras abgedrückt.
Bei einer Dschungelsafari in Indien braucht es für einen tollen Schnappschuss eine gehörige Portion Glück und viel Zeit. Ein spannendes Spiel bei dem einen oft die Tarnung der Natur austrickst.
Diese Safari kann man übrigens während einer Reise mit dem Golden Chariot Luxuszug erleben. Und hier geht’s zur Übersichtsseite Reiseberichte und Reiseinformationen Indien.
Die Erfahrungen, Tipps und Hintergrundinformationen in diesem Beitrag übers Nagarhole Tiger Reservat wurden im Rahmen einer individuellen Pressereise auf Einladung von Travel Corporation India (TCI) (Website nicht mehr erreichbar) recherchiert. Wie immer bleibt meine Meinung in der Berichterstattung davon unberührt.
Alex says
Tja die gute, alte Natur… einfach atemberaubend, was sie einem immer wieder zu zeigen hat! :) Aber mal eine andere Frage zu all deinen Weltreisen… ist dir selbst noch nie etwas schlimmeres passiert? Wenn man da an nächtliche Flussfahrten denkt, an Tiger und Co? :)
Claudi um die Welt says
Bist du sicher, dass die beiden Vierzehnjährigen wirklich auf Safari und nicht im Zoo waren für das Foto? Ich kenne auch so einen indischen Tiger-Park. Morgens um 6 hat man uns da durch den Staub gefahren… außer Affen und Rehen wenig gewesen… Ich sag dir, indische Tiger sind nur noch Mythos :D
LG Claudi
Kathrin says
Deine Reise scheint sehr spannend zu sein. Gratulation für Deine Nominierung!!
lg kathrin
mac says
Wau, tolle Bilder. Aber ich muss ehrlich gestehen, mit Safari hätte ich eher Südafrika verbunden, als Indien?
Aber das Resultat spricht für dich! Und konntest du dich ein wenig erholen?
Gruß
Matthias
Andersreisender says
– Alex: Gottseidank ist mir noch nie etwas extrem arges auf Reisen passiert. Die Tiger hätten sich bei der Dschungelsafari ruhig näher heran trauen dürfen. Hätte mir nichts ausgemacht. ;-)
– Claudi: Ich glaube ihnen mal, dass sie das Bild tatsächlich im Nagarhole Park geschossen haben. Andere Mitreisende haben sich mit einem Schnappschuss von einem tollen Tiger-Bild am Eingang beholfen. Beeindruckt zu Hause auch bestimmt. ;-)
– Kathrin: Ja, es geht spannend “schlag auf schlag”. Ich komme gar nicht mit dem bloggen nach. :-)
– Matthias: Mich würde nun auch eine Safari in Afrika reizen, eigentlich hätte ich das Thema auch eher in dieser Region angesiedelt. Mal schauen, ob’s mit der Fährtensuche in Afrika auch mal klappt. :-)
mac says
Ich kann dir einen Trip nach Südafrika und in den Krüger Nationalpark wärmstens empfehlen. Aber nimm auf jeden Fall dort etwas mehr in die Hand und nimm dir eine Lodge! Es lohnt sich! ;-)
Andersreisender says
– Matthias: Dankeschön für Deinen Tipp! Warst Du schon dort auf Safari?
mac says
Ja, war ich und ich bin komplett begeistert. Wilde Tiere, diese Weiten, dieses Land, einfach phänomenal! Auf jeden Fall eine Reise wert!
Zu diesem Thema habe ich auch noch einen kleinen Anschlag auf dich vor.
Gruß
Matthias
Andersreisender says
– Matthias: Hört sich super an, Du machst mir richtig Lust auf eine Safari. Melde Dich einfach per Mail. :-)