Ich liebe Märkte! Vor allem dann, wenn sie noch unverfälscht und über Jahrzehnte gewachsen sind. Der Markt in Qingdao (Tsingtau) ist wirklich noch sehr bodenständig. Vor allem wenn man von einer “superhygienischen” Japan-Reise in der chinesischen Hafenstadt ankommt und kurz darauf einen Marktbummel unternimmt, kann man schon sehr leicht einen Kulturschock bekommen.
Der Markt in Qingdao steht in diesem Beitrag stellvertretend für viele Märkte, die im “Reich der Mitte” ähnlich aussehen. Leider verschwindet der Markt in China zunehmend aus dem Stadtbild und wird durch Supermärkte in Neubauvierteln ersetzt.
“Nur” frisch ist nicht gut genug…
In der engen Gasse parallel zur Sifan Lu werden Gemüse, Fleisch, Fisch, Heeresfrüchte und vieles mehr angeboten. Gekocht, frisch oder zum Teil sogar lebendig. Da sind wir nun bei dem Punkt, wo mir die Tiere ein bisschen leidtun. Aber der Verkauf von lebenden Tieren ist Alltag in China.
Erst müssen die Tiere in ihrem kleinen Käfig zusammengepfercht abwarten. Dann kommt die Mutter mit dem Sohn an der Hand und er darf sich das Mittagessen im Hühnerkäfig aussuchen: “Die da”. Schwupp wird dem Huhn der Hals umgedreht und es im heißen Wasser gerupft.
Zwei Minuten später nimmt die glückliche Konsumentin das Tier zwar ohne Federn aber dafür mit sonst allen Teilen von Kopf bis Fuß, inklusive noch gut “verpackter” Innereien, mit nach Hause. Frischer geht’s nicht.
Hühner sind bei den lebend verkauften Tieren noch die unspektakulärste “Ware”. Kritische Konsumenten kaufen Krebse, Muscheln, aber auch Schnecken ausschließlich frisch. Was sich nicht bewegt ist auch nichts für den Kochtopf. Tote Kleintiere sind faktisch unverkäuflich.
Fleisch von größeren Tieren wird aber nicht lebend verkauft. Das wäre dann doch etwas zu umständlich. Fliegen werden zwar vom Fleisch verscheucht, aber Kühlanlagen haben die wenigsten Verkäufer am Markt. Da stellt sich die Frage, ob der Frischfleisch-Verkauf mit lebenden Tieren nicht doch die hygienischere Variante ist?
Jene, denen der Anblick von Frischfleisch und schon etwas abgehangenem Fleisch zu viel ist, sollten sich dann vielleicht doch auf das weniger spektakuläre aber trotzdem frische Gemüse konzentrieren.
Auch mit frisch gebackenem Brot können die Marktbetreiber hier in China punkten.
Oder dürfen es ein paar Melonen sein?
Aber trotz aller “Verfressenheit” und der Lebensgefahr für alles, was nicht bei “drei” auf den Bäumen ist, gibt es auch auf einem Markt in China die Chance für eine friedliche Koexistenz von Mensch und Tier. Sogar unter den Tieren geht es entspannt her. So schaffen es Hund, Katze, Huhn und Mensch gemeinsam für ein Foto zu posieren.
Wie lange der Frieden hält kann ich nicht sagen. Die Katze schaut nämlich deshalb so “grantig” drein, weil das Huhn eben vorhin direkt an ihr vorbeigeschmiert ist. Seit dem hat sie die Ohren zurückgelegt. Wehe dem, der zu nahe kommt…
Skorpion, Hund, Katze & Co. im Kochtopf
Am Riskantesten von den vieren lebt am Markt in Qingdao das Huhn. Hunde und Katzen konnte ich keine in den Töpfen sichten. Auch Skorpione und andere Spezialitäten fehlten auf diesem Markt. Ich vermute, dass Qingdao einfach keine Skorpion-Gegend ist. Und Hunde werden auch nur in bestimmten Regionen zubereitet.
Das Land ist groß, ich werde Euch berichten, wenn ich Neues auf einem Markt in China entdecke…
h.rogra says
mir läuft das wasser im mund zusammen…
lg und weiter alles gute!
rochus
Andersreisender says
@h.rogra: Wir müssen bei meiner Rückkehr dann auf die Schranne gehen. Ist zwar nicht so spektakulär, es gibt aber auch sehr gute (Back)Hendl :-)