Schon am Bahnhof in Podgorica habe ich nicht den Eindruck, dass ich in einer 150.000 Einwohner Stadt angekommen bin.
“Großes Dorf” nennen manche Küsten-Montenegriner mit Augenzwinkern ihre Hauptstadt. Die Stadt kann auf eine über 2000jährige Geschichte zurückblicken, aber nur wenige der Bauten aus der Zeit der Römer und Türken sind heute noch erhalten.
Podgorica wurde im zweiten Weltkrieg bei siebzig Luftangriffen zum Großteil zerstört. Viele der Plattenbauten stammen aus der Zeit nach 1946, als die Stadt zu Ehren des Partisanenführers Tito den Namen Titograd trug. Seit dem Zerfall Jugoslawiens 1992 trägt die Stadt wieder den Namen Podgorica.
Neues Wahrzeichen
Seitdem hat auch die moderne Architektur Einzug gehalten. Bei einem Bummel durch Podgorica fallen die vielen Brücken sofort auf.
Die 2005 eröffnete, schneeweiße Millenniumsbrücke (Most Milenijum) über den Fluss Morača ist mittlerweile das neue Wahrzeichen der Stadt. Mit ihren 57 Metern Höhe und 173 Metern Länge zählt die Schrägseilbrücke zu den unübersehbaren Sehenswürdigkeiten Podgoricas.
Die 24,2 Meter breite Straßenbrücke stellt ihre Nachbarin in den Schatten. Nur wenige Meter entfernt führt die Moskau-Brücke parallel zum weißen Riesen über die Morača. Die Fußgängerbrücke ist zu 60 % ein Geschenk Russlands an Podgorica und weist Elemente aus dem Barockstil auf.
Am westlichen Brückenkopf ehrt eine Statue den sowjetischen Schauspieler, Dichter und Sänger Wladimir Semjonowitsch Wyssozki. Seine Lieder handelten auch von Themen, die in der Sowjetunion tabu waren.
Prostitution, Verbrechen oder Antisemitismus waren der Staatsführung ein Dorn im Auge. Bei der Russischen Bevölkerung gilt der Künstler heute noch als der größte Liedermacher des 20. Jahrhunderts.
Etwas versteckt an der Mündung der Ribnica in die Morača liegt die alte Brücke über die Ribnica (Stari most na Ribnici). Sie ist die älteste Brücke in Podgorica.
Ruhepol in der Innenstadt
Die Steinbrücke wurde während der Römischen Herrschaft in Podgorica gebaut und im 18. Jahrhundert grundlegend saniert. Federführend war Adži-paša Osmanagić, der auch den Glockenturm im Stadtzentrum erbaute. Seitdem ist die Adži-pašas Brücke (Adži-pašin most) bekannt.
Die alte Brücke über die Ribnica ist mein persönlicher “Geheimtipp”. Die friedliche Umgebung ist tagsüber ein Ruhepol in Mitten der hektischen Stadt.
Alle Brücken sind in wenigen Gehminuten erreichbar und liegen nicht weit von der Einkaufsstraße Hercegovačka und dem belebten Platz Trg Republike entfernt. Für mich zählen sie zu den Highlights in Podgorica.
Alex says
Ich finde die Elemente genial, die über die Bänke reichen – samt Regenschutz und Licht. Genial!
Kathrin says
Die Brücke sieht wirklich lässig aus und wie es aussieht, hattest Du perfektes Wetter!! Schön langsam würde ich mich auch wieder über ein bisschen Sonnenschein freuen.
lg kathrin
Andersreisender says
@Alex: Irgendwie könnte man glauben auf den Brücken seien Bushaltestellen “montiert”. Aber da kommt nix. ;-)
@Kathrin: Ja, es war tatsächlich traumhaftes Wetter in Podgorica. Glück gehabt! Vielleicht wird’s auch bei uns bald wieder strahlend schön. :-)
der Muger says
Wir waren letztes Jahr in Podgorica und es hat mir gut gefallen. Übrigens – dein Blog gefällt mir auch ;-)
liebe Grüsse vom Muger
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Julia says
Aber die Brücken und das Denkmal sind doch nicht die einzigen Sehenswürdigkeiten der Stadt, oder?
Andersreisender says
@Muger: Dankeschön :-) Podgorica ist keine klassische Touristenstadt. Gottseidank! :-)
@Julia: Klar gibt es auch noch ein paar Sehenswürdigkeiten. Aber die Brücken stechen im Stadtbild heraus. :-)
Fulanos Worte says
Was für ein Kontrast. Die erste Brücke sieht aus wie aus der Zukunft und die letzte als stände sie da schon ewig.
Adventsgruß
Fulano
Andersreisender says
@Fulano: Ja, diese Unterschiede haben mir auch sehr gut gefallen. Und bei strahlend blauen Himmel kommen die Brücken gleich noch besser zur Geltung. :-)
Sabine says
Ich war diesen Sommer das erste Mal in Podgorica! Es gibt wirklich schöne Plätzchen, allerdings auch viele hässliche Ecken, finde ich. Die alten Brücken in der Innenstadt sind wirklich urig und erinnern mich immer an die “Brüder Löwenherz” von Astrid Lindgren. Sehr romantisch!
Andersreisender says
– Sabine: Stimmt – in Podgorica mischen sich so ziemlich alle Stilelemente in der Stadt. ;-)
Worthseeing says
Montenegro ist glaube ich mit Bosnien mein Lieblingsreiseziel auf dem Balkan. Aber Podgorica fand ich dann eher nicht so schön und spannend.
Andersreisender says
– Worthseeing: Stimmt, da gibt’s viele, spannendere Ziele rund um Podgorica. Was ist Dein Lieblingsziel in der Nähe?