Vor 20 Jahren hat mir die Radiostation HCJB in Quito eine Karte mit der Ansicht von „Colonial Quito“ gesandt. Vor Ort mache ich mich auf die Suche nach der Straße. Wie sieht es dort heute aus?
Schon im ersten Beitrag gab es einige Tipps, um welche Straße es sich handeln könnte. Die Suche ist in Quito schwieriger als erwartet.
In der Altstadt Quitos kommen mehrere Straßen als jene in Frage, die auf der Karte aus den 1990er Jahren abgebildet ist. Schon etwas ausgebleicht ist das Bild von damals, es hing lange bei mir in der Wohnung an einem sonnigen Platz.
Im Internet wurde diskutiert und es gab einige Tipps. Vero schreibt: „Kann es die Straße Chile sein? oder Mejía? […] Auf jeden Fall sieht es aus wie eine Straße die von “La Marin” ausgeht.“ Auch andere Stimmen auf Facebook und im Blog tippen auf die Calle Chile im Herzen der Altstadt.
Für die Suche vor Ort habe ich mir Verstärkung geholt. Marcelo kennt die Stadt wie seine Westentasche. Gemeinsam machen wir uns am frühen Morgen auf die Suche. Sonntag um halb 9 sind nur wenige Menschen in den Straßen unterwegs.
Wir steuern direkt den Plaza Grande an. Er ist der zentrale Platz in Quito, wo auch der Sitz des ecuadorianischen Präsidenten ist und sich die Kathedrale Quitos befindet. Den Platz tangiert auch die Calle Chile. Erst ein siegessicherer Blick, ich glaube einige Elemente von der Karte wiedererkannt zu haben.
Schnell schwindet aber die Hoffnung – irgendwie sieht es hier doch anders aus als auf dem Bild. Die Straße ist zu wenig steil.
Wir gehen die Garcia Moreno weiter. Vor der Unabhängigkeit Ecuadors wurde sie „Calle de las siete cruces“ genannt, entlang der Straße stehen sieben Kirchen. Sie wird von einigen Straßen gekreuzt, die den Hang hinunter führen.
Calle Sucre, Mejia, Olmedo und so weiter: Irgendwie manche Elemente bei jedem Bildvergleich nicht passen.
Dass wir auf der richtigen Seite der Stadt suchen ist gewiss: Die bunten Häuser Quitos sind immer im Hintergrund zu sehen.
Aber einmal ist die Straße nicht steil genug, dann zu schmal, ein anderes Mal sehen die Balkone nicht gleich aus wie auf dem Foto.
Außerdem sind auf der alten Ansichtskarte auch Geschäfte zu sehen.
Marcelo ist auch überrascht, dass die Suche länger dauert als erwartet. „Steiler wird es weiter östlich“ meint er, unsere bisher besuchten Straßen waren einfach zu flach. „Viele Menschen, wie auf der Karte, sind in der Nähe des Busbahnhofs unterwegs“.
Wir steuern wieder Richtung Calle Chile, diesmal noch weiter in östliche Richtung als zuvor. Je steiler die Straße wird umso weiter ziehen sich unsere Mundwinkel nach oben.
„Ja, das ist sie!“ sind wir überzeugt. Aber wie kriegen wir nun das gleiche Foto hin? Die Antwort: Überhaupt nicht. Der Fotograf muss es von einem Fenster eines gegenüberliegenden Hauses geschossen haben. Vom ersten, vielleicht zweiten Stockwerk.
Von der Straße aus ist der Winkel anders als auf der Ansichtskarte und die Häuser auf den Hügeln sind nicht sichtbar.
Die Calle Chile hat sich in den letzten Jahren verändert. Vor einigen Jahren wurde sie neu gepflastert, Werbeschilder wie auf der alten Karte sind nicht mehr zu sehen.
Stattdessen wird auf ästhetischere Werbemittel im Stadtzentrum gesetzt. Die alten Schilder passen nicht in eine Stadt wie Quito, die auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes steht.
Einen Vorteil hat die Suche: Ich habe innerhalb kürzester Zeit einige Straßen der Altstadt von Quito kennen gelernt. Es geht ständig bergauf und bergab, nach jeder Ecke öffnet sich ein neuer Blick auf die umliegenden Berge und Gebäude.
Mittlerweile haben sich die Straßen und Plätze mit Menschen gefüllt. Sonntag ist der Verkehr aus dem Stadtzentrum ausgesperrt und die Innenstadt ist eine Fußgängerzone. Was es hier alles zu erleben gibt? Mehr darüber demnächst.
Die Erfahrungen, Tipps und Hintergrundinformationen in diesem Beitrag wurden im Rahmen einer individuellen Pressereise auf Einladung von Quito Tourismus recherchiert. Wie immer bleibt meine Meinung in der Berichterstattung davon unberührt.
Alex says
Genial. Ich meine, dass du eine 20 Jahre alte Karte auskramst, dann vor Ort danach suchst und suchst und suchst und ja… sie am Ende dann auch gefunden hast. Eine spannende Geschichte und es freut mich für dich, dass sie ein gutes Ende gefunden hat! :)
Tanja says
Das ist ja toll, dass du uns jetzt echt zu der Suche mitgenommen hast. Tolle Geschichte und tolle Suche, die richtig Spaß gemacht hat zu verfolgen. Vielen lieben Dank hierfür!
Andersreisender says
– Alex: Gesucht und gefunden! *taraaa* Und wenn mehr Zeit gewesen wäre hätte ich versucht, im gegenüberliegenden Haus den Fensterplatz zum Fotografieren zu ergattern. Das nächste Mal dann. ;-)
– Tanja: Ich freue mich, dass Dir die Geschichte von den Straßen von Quito gefällt. Die besten Geschichten schreibt ja bekanntlich das Leben. ;-)