Um sich einen ersten Überblick über Ecuador und die Hauptstadt Quito zu verschaffen fährt man am besten hoch hinauf.
Vom Fuße des Ruca Pichincha hat man den besten Überblick über die Stadt und sieht fast bis zu dem Punkt, von dem das Land seinen Namen hat.
Richtig. Zum Äquator. Oder besser zu den Äquatoren. Denn davon gibt es in der Nähe von Quito sogar zwei.
Ich fühle den Höhenunterschied, als es in der Gondel des Teleférico Quito langsam nach oben geht. Die Seilbahn, kurz TelefériQo genannt, bringt mich in wenigen Minuten von der Stadt Quito auf rund 4.100 Meter hinauf.
Neuankömmlinge spüren schon in Quito die extreme Seehöhe. Generell fühlt sich jeder Schritt an den ersten Tagen nach der Ankunft anstrengender an als zu Hause. Stiegen steigen zum Beispiel.
Manche fühlen sich etwas schwach, haben Kopfschmerzen oder sind appetitlos. Alles Anzeichen einer Höhenkrankheit. Die Hauptstadt von Ecuador liegt auf 2.850 Metern. Die Symptome sind hier aber noch weitgehend harmlos.
Nach oben hin ist in Ecuador bei den Bergen noch einiges an “Luft”. Die Viertausender wirken wie bedeutungslose Hügel, Fünftausender sind schon etwas imposanter.
Von der Stadt aus ist der Cotopaxi mit 5.897 Meter bei klarem Wetter gut zu sehen. Er ist auch aus weiter Entfernung ein imposanter, vergletscherter Vulkankegel.
Die meisten Berge hier in den Anden sind vulkanischen Ursprungs. Der Chimborazo ist mit 6.310 Metern der höchste Vulkan und gleichzeitig auch der höchste Berg Ecuadors. Er ist von Quito aus nicht zu sehen.
Aber vor mir sind die beiden Spitzen des Vulkans Pichincha zum Greifen nahe. Sie sind von der Bergstation der TelefériQo nur rund 4,5 Kilometer entfernt. Der Guagua Pichincha ist zuletzt 1999 ausgebrochen, der Wind trieb die Aschewolke Richtung Westen. Gottseidank weg von Quito.
Von hier heroben hat man den vollen Überblick über die Stadt Quito. Das ist gar nicht so einfach, denn die Stadt dehnt sich mit seinen 2,2 Millionen Einwohnern auf 49 Kilometern in Nord-Süd-Richtung aus. Tendenz steigend. Trotz der Höhe liegt die Stadt in einem bis zu sechs Kilometer breiten Tal, das im Osten 400 Meter abbricht. Die Fahrt durch Quito ist ein ständiges bergauf und bergab.
Direkt in Quito prallen zwei tektonische Platten aufeinander. Das heißt, hier bebt immer wieder die Erde. Zuletzt vor einigen Tagen.
Vermutlich hat Ecuador der Kraft aus dem Inneren der Erde seinen Namen zu verdanken. Nirgendwo sonst gibt es ernstzunehmende Gebirge am Äquator. Außer hier in Ecuador. Die Anden dienten als natürliche Orientierungspunkte, um die Bahnen der Himmelskörper zu beobachten. Das Gebiet des heutigen Ecuador ist das einzige Gebiet, in dem früher eine genaue Positionsbestimmung des Äquators möglich war.
Ca. 23 Kilometer nördlich von Quito liegt “la mitad del mundo”, also “die Mitte der Welt”. Hier hat 1736 Charles Marie de La Condamine mit einer französischen Expedition die genaue Position des Äquators bestimmt. Heute steht dort ein Monolith mit einer 4,5 Meter großen Weltkugel drauf. Von West nach Ost führt eine orange Linie, sie symbolisiert den Äquator.
Die Franzosen waren nicht die ersten, die den Äquator bestimmten. In Sichtweite vom Monument liegt auf einem Gipfel eine Stätte der Quitucara. Sie lebten vor rund 1.600 Jahren im Umland von Quito und stellten mit einfachen Methoden ihre Berechnungen an. Die Franzosen beachteten diese Ergebnisse aus grauer Vorzeit nicht. Vielleicht hätte sie mehr Umsicht davor bewahrt, dass ihr Ergebnis ebenfalls noch weiter korrigiert wird.
Rund 240 Meter nördlich des Denkmals “la mitad del mundo” teilt ein weiterer oranger Strich die Landschaft. Die moderne GPS-Technik zeigt hier den “echten” Äquator. Im “Intiñan Museum”, gleich ums Eck vom “Mittelpunkt der Erde” kann man sich von den Besonderheiten am Äquator überzeugen.
Auf der Südhalbkugel läuft das Wasser in die Gegenrichtung von der Nordhalbkugel ab. Am Äquator gibt es keine Richtungspräferenz. Ein Ei kann man am Äquator mit etwas Geschick auf einen Nagel stellen. Klappt das auch abseits des Äquators?
GPS-Geräte zeigen hier am Äquator 0 Grad, 0 Minuten und 0 Sekunden beim Breitengrad an. Bei meinem Smartphone funktioniert die exakte Anzeige nicht, da hier die Daten anders ermittelt und die aktuelle Position nicht immer korrekt angezeigt wird. Ich liege 60 Sekunden daneben.
Es ist ein beeindruckendes Erlebnis direkt am Äquator zu stehen. Einen Fuß im Süden, einen im Norden. Für mich ist es außerdem die erste Reise, auf der ich den Äquator überquere.
Auf der orangen Linie mit geschlossenen Augen zu balancieren ist wesentlich schwieriger als abseits des Äquators auf der Nord- oder Südhalbkugel.
Die orange Linie endet natürlich spätestens am Ende des Geländes der “mitad del mundo” bzw. am Ende des “Intiñan Museums”. Gedanklich kann man sie aber um den Globus weiterführen. Wenige Kilometer weiter östlich durchquert der Äquator den höchsten Berg auf seiner Linie um die Welt: Den Cayambe. 5.796 Meter, der Gipfel im ewigen Eis liegt 4 Kilometer nördlich der Äquatorlinie.
Dann durchquert er Kolumbien, Brasilien, São Tomé und Príncipe, Gabun, die Republik Kongo, die Demokratische Republik Kongo, Uganda, Kenia, Somalia und Indonesien.
Nur ein Land ist nach der Linie, die die Welt in Nord und Süd teilt, benannt: Ecuador. Und hier teilen gleich zwei Linien die Erdkugel.
Die Erfahrungen, Tipps und Hintergrundinformationen in diesem Beitrag wurden im Rahmen einer individuellen Pressereise auf Einladung von Quito Tourismus recherchiert. Wie immer bleibt meine Meinung in der Berichterstattung davon unberührt.
Walter says
interessant
Alex says
Interessant, das mit den “zwei” Äquatorlinien wusste ich nicht. Ebenfalls, wie immer, interessante Fotos die du uns mitgebracht hast. Warst du schon einmal in Chile?
Veronica Reichstein says
super geschrieben und beschrieben Danke! :-)
Andersreisender says
Walter: Schon, gell? :-)
Alex: Ich danke Dir! Nein, in Chile war ich bisher noch nicht. Ist aber bestimmt auch ein sehr interessantes Reiseland. :-)
Veronica: Vielen Dank & liebe Grüße aus Quito! :-)