Es ist schon ein eigenartiges Gefühl wenn ich in fernen Ländern völlig unerwartet auf ein Stück Heimat stoße. Immer wieder treffe ich völlig unverhofft auf Österreich. Ein Grinsen kann ich mir nicht verkneifen, wenn ich mitten in Sibirien plötzlich auf Kaisersemmeln stoße oder bei Erich am Würstelstand mitten in der Chinatown von Singapur stehe. Ich mag solche zufälligen Begegnungen mit dem eigentlich Gewohnten. In fremden Ländern wirkt manches Stück Österreich dann doch etwas ungewöhnlich und auf den zweiten Blick manchmal überraschend fremd und ganz anders als bekannt. “Oida…” Hand aufs Herz: Da stellt sich dann manchmal für kurze Zeit Heimweh ein.
Lust auf ein paar Österreich-Begegnungen im Ausland? Ein bisschen Abstand zur Heimat muss allerdings schon sein, die Nachbarländer sind ausgeklammert. Das Jahr 2017 ist ein guter Zeitpunkt mit dieser Sammlung zu starten. Die Liste wird ständig erweitert und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bestimmt kommen auch noch ein paar Fundstücke aus meinem Reisearchiv dazu. Und vielleicht bietet sie Dir sogar Inspirationen um das Heimweh nach Österreich zu lindern.
Viel Spaß mit der ständig wachsenden Liste meiner Fundstücke “Made in Austria” aus aller Welt.
Inhalt:
Erich’s Würstelstand in Singapur
Stell’ Dir vor Du schlenderst durch Chinatown in Singapur, freust Dich über die asiatischen Eindrücke, Speisen und Gerüche und plötzlich stehst Du vor einem Würstelstand. Noch dazu ist es der letzte Würstelstand vor dem Äquator. Da gibt’s keine andere Möglichkeit als auf eine Frankfurter und ein Stiegl Bier bei Erich Sollböck vorbeizuschauen. Er stammt aus Gresten in Niederösterreich, seit 2004 betreibt er in Chinatown den Würstelstand.
Erst hört sich Erich Sollböck sehr deutsch an, nach meinem Nachfragen kommt dann doch der Österreicher durch. “Man gleicht sich an um verstanden zu werden.”, so der pragmatische Kommentar des Würstelstandbetreibers. Neben verschiedenen Würstel gibt’s bei ihm auch Seeburger Sauerkraut, Rauch Säfte, Produkte von Efko und die Stiegl Weisse. Bei so einer Auswahl hat Erich auch viel Besuch aus Österreich. Woher die Besucher stammen kann ich auf einer Karte hinter der Budl sehen. Salzburger und sogar Gäste aus Kindberg, der Stadt in der ich aufgewachsen bin, waren beim Würstelstand in Singapur schon zu Besuch.
(Februar 2017)
Alles Kaiser in Lviv/Lemberg (Ukraine)
Wenn das der Kaiser gesehen hätte… dann hätt’s ihn bestimmt gefreut! Vielleicht hätte er sogar einen Toast auf Österreich-Ungarn ausgesprochen. Lviv/Lemberg in der Ukraine gehörte einst zum Kaiserreich. Das ist an so manchen Gebäuden der Stadt unverkennbar zu sehen.
Etwas überrascht war ich dann aber doch, als in den ersten drei von mir besuchten Kaffeehäusern Kaiser Franz Josef I. von der Wand grüßte. Das Cafè “Lokal” (Локаль) in der Valova Straße hat sich komplett der Monarchie verschrieben. Sisi Fans kommen dort allerdings nicht auf ihre Kosten.
(Juni 2017)
Moskau: Warum nehme ich Mozartkugeln aus Salzburg mit…?
Die Kugeln mit dem Konterfei von “Wolferl” drauf sind ein schönes Gastgeschenk von jemandem, der aus Salzburg stammt. Darum habe ich immer ein paar Packungen im Gepäck. Vor allem im Sommer ist es nicht ganz einfach die Schokokugeln ohne großen Schaden durch die Welt zu transportieren. Für meine Reisen nach Südostasien ist mir die Sache z.B. definitiv zu mühsam, da würde nur Mozartbreit ankommen.
Am Weg durch Russland hätte ich mir den Transport der Mozartkugeln über mehr als 2.000 Kilometer definitiv sparen können. In einem Moskauer Supermarkt bin ich auf der Suche nach dem Abendessen und stoße auf Reber Mozartkugeln und Variationen.
Gut, die Reber Kugeln werden, genau genommen, knapp hinter dem Grenzzaun in Deutschland produziert. Da wollen wir aber nicht so kleinlich sein. Mit 2.520 Rubel, rund 37 Euro, haben sie einen ziemlich stolzen Preis. Da bin ich doch mit meinen Kugeln direkt aus Salzburg im Gepäck ganz glücklich. Außerdem sind es die “echten”. Oder sind es die “originalen”? Auf jeden Fall sind es die besten Mozartkugeln für meine Reisebekanntschaften.
(Juni 2017)
Russland: Gösser Bier am Baikalsee
So mancher Steirer fähr nur in jene Urlaubsorte wo er sein gewohntes Bier kriegt. Die Insel Olchon im Baikalsee darf sich möglicherweise demnächst auf einen Ansturm an Touristen aus der Steiermark einstellen. In einigen Lokalen und Geschäften wird Gösser Bier in allen Größen verkauft. Von 0,33 bis zur Literflasche ist für jeden Geschmack etwas dabei. Auch in anderen Orten rund um den tiefsten See der Welt, wie z.B. in Listwjanka, wird Gösser Bier ausgeschenkt.
“Das beste österreichische Bier” könnte allerdings einen leichten Beigeschmack haben. Denn wo Gösser drauf steht muss nicht unbedingt originaler Gerstensaft aus Leoben-Göss drinnen sein. Soweit ich das im Kleingedruckten in Kyrillisch entziffern kann wird das Bier in Lizenz in Russland gebraut.
(Juni 2017)
Булочка Австрийская “Кайзер” zum Russischen Frühstück
Was. Kennst Du nicht? Kaisersemmerl! Die Bulotschka Awstrijskaja “Kajser” haben annähernd die Form von unseren Semmeln. Am Frühstückstisch darfst Du Dir allerdings keine ofenknusprige Hülle und einen weichen Kern erwarten.
Die “Kaiser” Brötchen aus Österreich, wie ich sie hochdeutsch übersetzen würde, gleichen eher einem Milchbrot. Innen weich. Außen auch weich. Und leicht süßlich. Die Russischen Kaisersemmeln sind also nur beschränkt nützlich um das Heimweh nach Österreich zu lindern.
Eine Bäckerei in Irkutsk in Sibirien stellt sie her und liefert sie auch nach Chuschir auf der Insel Olchon im Baikalsee. Dort hat mir eine Greißlerin vier Stück um 30 Rubel, rund 45 Cent, verkauft.
(Juli 2017)
“Happy Cow” in der Mongolei
Es gibt doch nichts Schöneres als eine glückliche Kuh. Mit blauen Augen blinzelt sie mich an, hinter ihr ein saftige Wiese, schneebedeckte Berge und ein kleines Dörfchen. “Das könnte doch Henndorf sein” denke ich – und tatsächlich! Der “Chees from Austria” kommt von der Käserei Woerle.
Statt der Gletscher wäre der Wallersee auf der Packung wohl passender gewesen. Aber wen kümmert das schon 6.510 Kilometer Luftlinie von der Käserei im Salzburger Seenland entfernt? Ich bin überrascht hier zwischen all den russischen und mongolischen Produkten überhaupt ein österreichisches Produkt zu finden.
In der mongolischen Hauptstadt Ulan-Bator muss sich die kleine “Happy Cow” Käse-Packung aus dem Salzburgerland mächtig durchsetzen. Gleich nebenan liegen im Kühlregal Teile vom Hammel. Damit werden viele traditonelle, mongolische Gerichte gekocht. Vom Schweif bis zum Schädel gibt es im Supermarkt alles zu kaufen.
(Juli 2017)
To be continued…
Und wie sieht es bei Dir aus? Bist Du schon einmal zufällig im Ausland über Österreich oder Produkte “Made in Austria” gestolpert und hast vielleicht sogar Heimweh nach Österreich bekommen? Erzähle von Deinem Erlebnis in einem Kommentar!
Alex says
Eine herrliche Auflistung und ich hoffe, die Liste wächst auch weiterhin noch ordentlich an. Ja, immer wieder schön ein Stück Heimat zu begegnen, auch wenn man hunderte oder tausende Kilometer von zuhause weg ist!
Fraute says
Sehr amüsant zu lesen :-)
In Christchirch Neuseeland sind wir auf einem Wochenmarkt auf herrliches Sauerkraut mit Bratwürsten und Schwarzbrot gestoßen. Ich musste nach drei Wochen ungetoastetes Toastbrot gleich zwei Mal einen Nachschlag holen ?
Wenn du mal nach Kathmandu kommst empfehl ich dir die european bakery, da gibts für asiatische Verhältnisse einen sehr guten Applestrudel
Freu mich auf weitere Geschichten ?
Walter Wiechmann says
auch Österreich ist bei der Globalisierung dabei :-)
Andersreisender says
– Alex: Ja, die Liste wird bestimmt weiter wachsen. Ich bin schon über zwei neue “Fundstücke” Made in Austria in meinem Bildarchiv gestolpert. :-)
– Fraute: Da hattest Du ja auch schon sehr Europäische Fundstücke auf Deinen Reisen. :-)
– Walter: Yess… so wie es aussieht sind wir global mit dabei. ;-)
Sabi says
Haha, was für eine lustige Auflistung.
Ich war in LA im German Alpine Village – da gab’s ein Oktoberfest, Landjäger, Brot, Mannerschnittn und Milka Schökli für uns :D Sonst hab ich auch schon öfter die “Hunters sausage” wo gesehen :D
lg Sabi von http://www.smilesfromabroad.at
Renate Krulatz says
Renate: Vor einigen Jahren besuchten wir unseren Sohn in Utah /USA. Er lud uns zu Mittag ein: Wir trauten unseren Augen nicht, es gab Sauerkraut, Schweinsbratwürstel und bayrische Brezen. Es schmeckte, wie zu Hause. Er aß eine deftige Stelze, die roch auch verführerisch, gekostet haben wir sie auch, aber alles wäre zuviel gewesen. Das Weißbier hätte ich beinahe vergessen, das gehörte natürlich auch dazu.
Andersreisender says
– Sabi und Renate: Das hört sich nach sehr “deftigen” Österreich-Erlebnissen im Ausland an. Mahlzeit! :-)