Nach dem Ende einer Reise mache ich immer „Kassasturz“. Ich möchte wissen, wie viel Geld ich unterwegs ausgegeben habe und ob ich mein geplantes Budget einhalten konnte. Diesmal musste ich schon während meiner Indienreise feststellen, dass die Ausgaben höher sein werden als gedacht. Meine Reise durch Indien wurde mit jedem Reisetag teurer. Warum? Ein kleiner Einblick in die Finanzwelt verschafft den Überblick.
Indien ist als günstiges Reiseland bekannt. Trotzdem sind die Reisekosten für Indien für Reisende aus der Euro-Zone innerhalb eines Jahres rasant gestiegen. Einer der Gründe für die höheren Kosten ist der schwache Eurokurs. Der hat sich in den letzten 14 Monaten gegenüber der Indischen Rupie beachtlich nach unten entwickelt.
Das kann man auf den Kontoauszügen gut nachverfolgen, da ich hauptsächlich mein Bargeld am Geldautomat in Indien bezog. Dafür nütze ich die Bankomatkarte meiner Hausbank (Salzburger Sparkasse) und die kostenlose VISA-Karte der DKB* (mein Erfahrungsbericht hier).
Schwächelnder Euro macht Reise teurer
Meine erste Reise nach Indien trat ich Ende Dezember 2013 an. Damals lag der Wechselkurs noch bei 84,02. Für 1 Euro habe ich als 84,02 Rupien am Geldautomat in Mumbai bekommen. Während meines sechswöchigen Aufenthalts hat sich der Wechselkurs nicht extrem verändert. Bei meiner letzten Behebung in Mumbai am 16. Februar 2014 lag der Kurs bei 83,40 – also geringfügig darunter.
Das große „Aha-Erlebnis“ kam dann zehneinhalb Monate später beim Start meiner zweiten Indienreise in Delhi. Am 1. Januar 2015 lag der Kurs nur noch bei 76,45. Für 1 Euro bekam ich also um rund 8 Rupien weniger als vor einem Jahr. Das hört sich zuerst nicht viel an. Aber für 10.000 Rupien, dem Maximalbetrag am Geldautomaten, zahlte ich statt € 119,02, wie vor einem Jahr, schon € 130,81. Das sind € 11,79 pro Behebung mehr. So ist die Indienreise schon zum Start fast 10 % teurer als im Vorjahr – nur wegen des Wechselkurses.
Täglich weniger Rupien für meine Euros
Aber es sollte noch schlimmer kommen. Ab dem 1. Januar 2015 geht’s mit dem Euro im Verhältnis zur Indischen Rupie rasant bergab. Der Wechselkurs sinkt von Behebung zu Behebung und ich bekomme immer weniger Rupien für mein Euros:
- 01.01.2015: 76,45
- 03.01.2015: 76,04
- 09.01.2015: 73,26
- 13.01.2015: 73,08
- 17.01.2015: 71,47
- 25.01.2015: 68,19
Innerhalb von vier Wochen rutscht der Wechselkurs auf unter 70 ab. Für 1 Euro bekomme ich nur noch 68 Rupien, ein Jahr davor waren es noch über 84! Der Euro ist also um fast 20 % weniger Wert als noch vor einem Jahr. Oder andersherum: Die Reise durch Indien ist um 20 % teurer als vor einem Jahr. Und hier ist die Teuerung im Land noch gar nicht berücksichtigt.
Nach dem 25.1.2015 beruhigt sich die Situation und der Wechselkurs pendelt sich bei 68 bis 69 Rupien ein.
Der Absturz des Euros ist wahrscheinlich innerhalb Europas zu der Zeit gar nicht so aufgefallen. Aber Reisende können die Verschiebungen schwarz auf weiß auf ihrem Kontoauszug sehen.
Auch in anderen Ländern wurde das Reisen teurer
Der schwächelnde Euro hat sich nicht nur aufs Reisebudget für Indien ausgewirkt. Individualreisende haben die steigenden Kosten auch in anderen Ländern zu spüren bekommen. Gegenüber dem Dollar hat der Euro stark an Wert verloren, dadurch auch gegenüber all jenen Währungen, die sich am Dollar orientieren oder überhaupt den Dollar als offizielles Zahlungsmittel verwenden. In Ecuador oder auch in Kambodscha wird mit US-Dollar bezahlt.
Aber auch Reisen in andere Länder sind durch Veränderungen beim Wechselkurs empfindlich teurer geworden. Aus dem Geldautomat in China ist das Geld für Reisende aus Euro-Ländern teurer als noch vor drei Monaten. Der Kurs liegt aktuell bei 6,67. Am 1. Januar 2015 lag er bei 7,44 und während meiner China-Reise im Herbst 2010 bekam ich für einen Euro sogar noch 8,73 Yuan.
Manche Länder sind, bedingt durch Krisen, günstiger zu bereisen als in der Vergangenheit. Russland, zum Beispiel. Während meiner zweiten Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn habe ich im August 2010 rund 40 Rupien für einen Euro bekommen. Am 1. Januar 2015 lag der Kurs bei 73,27 – also fast doppelt so hoch. So gesehen wäre die Reise durch Russland theoretisch nur noch halb so teuer, wenn man die Teuerung im Land außer Acht lässt. Mittlerweile hat sich der Rubel-Kurs bei knapp über 60 eingependelt.
Fazit
Durch den schwächelnden Euro sind vor allem in den ersten drei Monaten 2015 Reisen in viele Länder teurer geworden. Direkt bekommen das Individualreisende mit, die regelmäßig Geld wechseln oder beim Geldautomat beheben. Mir ist die Teuerung speziell in Indien aufgefallen. Innerhalb eines Jahres wurde das Reisen in Indien allein durch den schlechteren Wechselkurs um 20 % teurer. Diese Teuerung sollte bei der Planung des Reisebudgets berücksichtigt werden.
Wie sieht es bei Dir aus? Konntest Du eine Teuerung durch einen schwachen Euro bei Deinen Reisen feststellen?
Alex says
Beim Reisen ist es mir nicht aufgefallen, da keine Reisen in der letzten Zeit anstanden, aber da ich verschiedene Preise hier mit den Preisen in Amerika verglichen habe, fiel auch mir auf, dass die Gewinnspanne nicht mehr sooo groß ist. Aber für den Export der Euroländer soll es ja gut sein. Interessant jedenfalls mit deiner Auflistung vom 1. – 25. Januar.
Mathias von UNDERWAYGS says
Guter und informativer Artikel, Gerhard! Der Wechselkurs spielt eine entscheidende Rolle bei einer Reise und der Planung des Budgets.
Viele Grüße
Mathias – underwaygs.com
tonari says
Wir konnten schon im Dezember in Neuseeland beobachten, wie der Euro verfiel.
Insofern bin ich froh, die Reise noch gemacht zu haben, bevor es im Januar richtig rasant nach unten ging. Dieses Jahr werden wir uns wohl überwiegend in der Euro-Zone aufhalten und hoffen, dass langfristig die Reisen in andere Länder wieder erschwinglicher werden.
Andersreisender says
– Alex: Stimmt, beim Preisvergleich mit anderen Ländern fallen die Veränderungen beim Wechselkurs auch auf. Und für den Export und den heimischen Tourismus ist der schwache Kurs durchaus positiv.
– Mathias: Danke!
– Tonari: Oh, das kann ich mir vorstellen! Neuseeland zählt ja nicht gerade zu den günstigen Reiseländern. Da drückt dann der schwache Euro noch mehr auf die Tasche.
Bastian says
Danke für diesen ausführlichen und informativen Artikel. Mir ist es letzten Kroatien aufgefallen, das die Preise gestiegen sind bzw. das der Euro deutlich nachgelassen hat. Aber interessant ist deine Beobachtung bzw. die Auflistung das Es so schnell gehen kann hätte ich auch nicht gedacht. Russland war ich noch nicht, vielleicht kann ich meine Freunde davon begeistern, es noch dieses Jahr zu besuchen.