Palmen, Strand und rundherum Meer. So sehen viele Trauminseln aus. Unsere Inselreise führt allerdings in eine Millionenmetropole. Singapur kann mit einigen Superlativen bei Touristen punkten. Und es gibt auch einige Klischees die man als Reisender beim ersten Besuch im Kopf hat. Ob sie vor Ort bedient werden, welches Reisegefühl ich in Singapur hatte und ob der Besuch empfehlenswert ist liest Du in diesem Beitrag.
Singapur kennt jeder. Aber kennst Du auch Johor Bahru? Die Stadt wird auch kurz „JB“ genannt und ist das Eingangstor nach Singapur. Wer am Landweg nach Singapur reist kommt an der 1,5 Millionen-Einwohner-Stadt nicht vorbei. Hier findet die Grenzkontrolle in Malaysia statt, bevor ich die zweieinhalb Kilometer lange Fahrt mit dem Zug in den Stadtstaat Singapur antrete.
Am Landweg nach Singapur
Langsam rattert der Zug über den Causeway, die Hauptverbindung zwischen Malaysia und Singapur. Rechts neben mir verläuft die Straße, links von der Bahnstrecke wird ein Großteil des Wassers für Singapur von Johor Bahru auf die Insel gepumpt. Genau genommen besteht Singapur aus einer großen und rund 60 kleineren Inseln.
Von Woodlands, im Norden der Insel, ist es noch eine ziemliche Strecke bis zum eigentlichen Zentrum der Stadt. Die Ausdehnung der Hauptinsel Singapur beträgt von Ost nach West 42 und von Nord nach Süd 23 Kilometer. Tendenz steigend, denn durch Aufschüttung wird ständig weiteres Land gewonnen.
Während Bus und MRT, die Metro in Singapur, durch scheinbar endlose Wohnviertel fährt beobachte ich die Umgebung. Alles ist genau geregelt, Verbotsschilder informieren auch gleich über die zu erwartende Strafe bei Missachtung. Ich kenne diese Schilder auch aus Hongkong. Eine junge Dame schräg gegenüber sitzt unter dem Trink- und Essverbotsschild und bewegt rhythmisch den Mund. Kaugummi! Darf denn das in Singapur sein?
Der berühmte Kaugummi
Jeder von uns kennt den Mythos, dass in Singapur Kaugummis verboten sind. Mittlerweile wird das Verbot nicht mehr ganz so streng gesehen. Kaugummis kann man in Singapur wieder kaufen – angeblich nur in Apotheken. Aus medizinischen Gründen, z.B. als Nikotinkaugummi.
Den ausgelutschten Kaugummi würde ich trotzdem nicht auf den Boden ausspucken. Damit sind die Singerpurer weiterhin sehr heikel. Auch Körperflüssigkeiten aus Mund und anderen Körperöffnungen sollten den öffentlichen Boden nicht berühren.
Die Chinesen und Singapur
Wer die Gepflogenheiten in China kennt weiß, dass dort gespuckt wird, dass sich die Balken biegen. Das geräuschvolle Hochziehen des Schleims aus der Lunge und der Schuss der Schleimkugel quer über den Gehweg zählt zu meinen ekelhaften Reiseerfahrungen in China.
In Singapur ist das Vergangenheit. Aber was hat China mit Singapur zu tun? Die größte Bevölkerungsgruppe in Singapur sind Chinesen. Auch wenn es ein eigenes Chinatown Viertel gibt fühlt sich für mich Singapur wie eine einzige, große Chinatown an.
Von den 5,5 Millionen Einwohnern sind mehr als drei Viertel der Bevölkerung Chinesen, 13,8 Prozent Malaien und 7,9 Prozent Inder. (Stand 2014 lt. Wikipedia).
Darum sehen Besucher in Singapur auch überall Schilder mit chinesischen Schriftzeichen. Oft werden Informationen viersprachig angeschrieben: In Mandarin, Englisch, Malaiisch und Tamil. Der Großteil der Inder in Singapur stammt aus Tamil Nadu in Südindien, viele von ihnen wohnen in Little India. Dort duftet es nach Curry und Gewürzen und mit etwas Glück stolpern Reisende in eines der zahlreichen Feste. Thaipusam in Singapur zu erleben ist für mich ein besonderes Highlight.
Sowohl in Little India als auch in Chinatown kommen einige Erinnerungen an meine Reisen in Indien und China hoch. Viele Familien wohnen bereits seit einigen Generationen in Singapur und haben oft überhaupt keinen Kontakt mehr zu ihren Ursprungsländern. Trotzdem haben sie sich bestimmte Angewohnheiten behalten.
Beim Thaipusam-Fest werde ich mit der gleichen Herzlichkeit und Begeisterung ins Geschehen integriert, wie ich es aus Indien kenne. Auch Kleinigkeiten scheinen sich über die Jahre nicht zu verändern. Etwa das typisch indische Kopfwackeln oder die mir aus Indien bekannte Art aus der Flasche zu trinken ohne sie mit den Lippen zu berühren.
Kulinarischer Himmel
Für jene, die gerne asiatisch essen, zählt Singapur zum kulinarischen Himmel. Von „chinesisch“ in allen Variationen über indische Gerichte wie Thalis oder Curries bis hin zu Malaysischen Reisgerichten werden alle Geschmäcker bedient.
Natürlich gibt’s hier auch Europäische Gerichte. Ich habe sogar einen Würstelstand in Chinatown entdeckt (mehr darüber demnächst). Wer gerne in Straßenküchen isst sollte in Singapur nicht im Freien danach suchen. Die Stände der Straßenhändler (“Hawker Stalls”) sind fast nur noch in Gebäuden zu finden. In den Food-Courts und Hawker-Center finden Hungrige die Stände mit verschiedenen Gerichten. Sie sind rund um einen Bereich mit Esstischen angeordnet.
Ehrlich – ich hatte keine große Motivation eine „extrem saubere Stadt“ zu besuchen. So wird Singapur oft dargestellt, ohne Ecken und Kanten und glitzernd modern. Das hört sich für mich irgendwie langweilig an. Ja, Singapur ist sauber und es werden hohe Strafen bei Verstößen angedroht. Dieses Klischee wird definitiv erfüllt. Singapur ist auch ein sehr sicheres Reiseziel und einige Stadtviertel sind auch sehr modern. Bekannte Bilder sind die Supertrees in den Gardens by the bay oder das Marina Bay Sands Hotel in Form eines Schiffes.
Aber gottseidank ist die Stadt alles andere als langweilig. Es ist Leben in den Straßen zu spüren, viele verschiedene Stimmungen prallen hier auf engstem Raum aufeinander. Singapur ist auch ein kultureller Schmelztiegel.
Ich mag es, wenn die glatten Eindrücke aus dem Geschäftsviertel Downtown und die verspielten Formen aus Chinatown aufeinander prallen. Wenn Krawattenträger und Rucksacktourist im Food-Center nebeneinander sitzen und Nudelsuppe schlürfen.
Die Stadt ist, neben Bangkok, ein idealer Hub für eine Südostasien-Reise. Singapur zählt zu den zehn meist besuchten Städten der Welt. Ob ein Besuch in Singapur empfehlenswert ist? Definitiv! Wir haben uns bestimmt auch nicht zum letzten Mal gesehen.
Alex says
Die Supertrees waren mir bislang unbekannt, allerdings war ich auch bis dato nicht in Singapur. Kommt vielleicht noch. ;)
Schön sieht’s um die Marina Bay aus wobei die Wohnviertel leider sehr nach “Plattenbau” aussieht, aber es gibt sicherlich solche und solche Wohnviertel.
Aber da ich ein Hochhaus-“Fan” bin, hat’s dennoch was.
Jedenfalls danke für den Einblick, auch wenn ich auf Thaipusam hätte verzichten können. Zumindest bildlich! :D
Thomas says
Wow, toller Beitrag (:
gerade das mit den Verboten und Gesetzen in anderen Ländern ist wirklich interessant, da man viele Dinge als selbstverständlich sieht, die es in anderen Ländern überhaupt nicht sind!
Andersreisender says
– Alex: Ja, auf der “Insel” wird der Platz gut genützt. Da wird dann in die Höhe gebaut. Die Besichtigung eines solchen Wohnviertels wäre eigentlich einmal interessant. Das werde ich mir für meine nächste Reise auf die Liste setzen. Und dort dann dort “richtig typisch” übernachten. Bestimmt ist dort auch mehr Platz als im Kapselhotel. ;-)
Alex says
Im Kasperlhotel?! ;)
Andersreisender says
– Alex: “Kinder, seid Ihr alle da?” “Jaaaaaa, sitzen schon alle brav. Nur die Buchstaben sind noch nicht alle am richtigen Platz.” Danke für den Hinweis, ausgebessert. ;-)
Tabitha says
Little India war auch mein absoluter Lieblingsstadtteil in Singapur (natürlich auch wegen des Essens). Und abends wurden tatsächlich auf Plastikstühlen Bollywoodfilme geschaut. Herrlich!
Marcel Rübesam says
Oh ganz informativ und gut zu lesen. Im November geht es für uns nach Singapur und dann weiter nach Sumatra. Daher bin ich jetzt schon am Zusammentragen von nützlichen Tipps und Informationen. Danke für deinen Reisebericht. Ich wünsche dir eine schöne Herbstzeit und sende dir liebe Grüße, Marcel von https://www.mein-Mallorca.org