Wenn Sonne, Strand und Meer ungetrübte Urlaubsstimmung versprechen ist auch oft ein gemütlicher Einkaufsbummel Teil der Urlaubsfreude. Doch das Schnäppchen auf den ersten Blick kann sich später als Problem herausstellen. Der Kauf von gefälschten Markenartikeln ist längst kein Kavaliersdelikt mehr und kann mit saftigen Strafen enden – auch für Konsumenten.
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Sommerzeit – Ferienzeit – Fälschungszeit
Der Wiener Mexikoplatz, die italienische Adriaküste, die Straßen von Phuket, der Nachtmarkt von Taipei: fast überall sind die Waren gleich – und die Kunden auch. Die Läden und Stände sind voll mit gefälschten Handtaschen, Textil-Plagiaten, Uhrenimitaten, Zigaretten, DVDs, CDs – alles mehr oder weniger gut gefälscht. Selten kosten die Plagiate mehr als ein paar Euro.
Gefälschte Luxusartikeln wie Orientteppiche
Besondere Vorsicht ist bei hochwertigen Luxusartikeln, wie zum Beispiel Orientteppichen, geboten. “Immer wieder hören wir von Kunden, die auf ihrem Urlaub im Nahen Osten hochpreisige vermeintlich echte, handgeknüpfte Teppiche erstehen, die sich dann zu Hause als billige Fälschungen herausstellen”, weiß Erwin Pellet, Obmann der Sparte Handel der Wirtschaftskammer Wien.
Außerdem kann der Zoll vom überhöhten Kaufpreis die Einfuhrumsatzsteuer einfordern. Der heimische Fachhandel kann hingegen die Echtheit exklusiver Teppiche und anderer Luxusprodukte mit Nachweiszertifikaten garantieren.
China führend bei Markenfälschungen
Die Zahl der vom österreichischen Zoll aufgegriffenen Sendungen mit Plagiaten hat mit 2.516 einen neuen historischen Höchststand erreicht. Das Internet wird vermehrt als Verkaufsplattform für Fälschungen genutzt. Der Wert der beschlagnahmten Produkte, gemessen am Originalpreis, betrug im Jahr 2009 mehr als 16 Millionen Euro.
Dabei verlagern die Fälscher immer stärker ihre Aktivitäten von Luxusartikeln auf Massenkonsumgüter wie Lebensmittel, Kosmetikprodukte, Spielzeug oder Elektrogeräte. Insgesamt stammen mehr als 80 Prozent der in Österreich beschlagnahmten Produkte aus dem asiatischen Raum.
Hohe Strafen auch für Käufer
Die EU hat der Produktpiraterie den Kampf angesagt. So gehen z.B. Italiens Behörden besonders rigide vor. Weltweit Schlagzeilen machte unlängst der Fall einer Wienerin, die in Jesolo eine gefälschte Louis-Vuitton-Börse erwarb und 1.000 Euro Geldstrafe zahlen musste.
Aber nicht nur der Erwerb, sondern auch die Einfuhr von Markenfälschungen kann unangenehme Folgen nach sich ziehen. Die Regelungen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und anderen EU-Staaten sind dabei sehr uneinheitlich. In manchen Ländern drückt der Zoll bei kleinen Mengen für den privaten Gebrauch ein Auge zu.
In Frankreich droht allein schon beim Besitz von gefälschten Markenartikeln bis zu drei Jahre Gefängnis. In Österreich kann ein Verfahren mit einer Höchststrafe von bis zu 15.000 Euro enden.
Gefährliche Medikamentenfälschungen
Die größte Produktgruppe bei den Fälschungen sind mittlerweile Medikamentenplagiate. Sie ist die wohl gefährlichste Form der Produktpiraterie, da von diesen Waren eine unmittelbare Gefahr für die Gesundheit ausgeht.
TeneTours says
Ein interessanter Artikel. Um mal ein beispiel zu geben: Es sollte auch jedem klar sein das man am Strand keine Uhr einer weltbekannten Schweizer Uhrenmanufaktur für wenige Euros erhält.
Schon manchem Urlauber wurde bei der Einreise in Deutschland der Wert der Uhr, anhand eines echten Exemplares wie es beim Juwelier erhältlich ist geschätzt, und daraufhin Einfuhrzoll und MwSt erhoben.
Da ist die Freude an dem angeblichen Schäppchen schnell dahin, also Vorsicht, zumal man sich wirklich keinen Gefallen tut mit gefälschten Markenartikeln umher zu laufen.
Andersreisender says
@TeneTours: Du sagst es – bei Markenfälschungen kennt der Zoll oft keinen Spaß.
Sven says
Was mich ein wenig an der ganzen Sache stört ist der Umstand, dass der kleine Endverbraucher der Gelackmeierte ist. Und das nur, weil es der örtlichen oder auch hiesigen Polizei nicht gelingt Produkt- und Markenfälschern erfolgreich das Handwerk zu legen.
Sicher ist das Beispiel von TeneTours sehr vorzeigbar. Aber was macht der Verbraucher, wenn er besagte Uhr in einem Uhrengeschäft in Bangkok gekauft hat? Wie soll er die Echtheit dieses Artikels überprüfen können? Aber er muß am Flughafen dann Zoll und MwSt. abdrücken.
Ich denke, da ist noch Handlungsbedarf seitens der Politik. Denn auch ein original Adidas-Shirt ist in Asien um einiges billiger als in Deutschland. Schließlich wird dort auch produziert. (Und zwar äußerst billig. Aber das nur nebenbei.)
Es bleibt spannend…
Andersreisender says
@Sven: Bis zu einem gewissen Grad sind Markenfälschungen sicherlich zu erkennen. In Geschäften erhält man – anders als auf einem Straßenmarkt – dann auch eine Quittung und hat somit sicherlich “ganz andere Karten”.
Mich stört hier die unterschiedliche Rechtslage je nach Land viel mehr. Was im einen Land illegal ist im anderen Land noch legal.