In Oostduinkerke, an der Küste Flanderns, flitzen die Segelboote nicht nur übers Wasser sondern auch über den Strand. Der Wind treibt die kleinen Wagen mit Segel an, Profis erreichen damit über 100 Stundenkilometer.
“Land Yacht Sailing” lernen angeblich auch absolute Laien innerhalb von 15 Minuten. Das schreit nach einem Selbstversuch und einem “einmaligen Reiseerlebnis” .
Ich stehe in der Nachmittagssonne am Strand neben meinem Segelwagen, so nennt man den Wagen fürs Strandsegeln oder Landsegeln auf Deutsch. “Beach Sailing” ist hier als Begriff wesentlich einprägsamer, auch wenn er nicht offiziell verwendet wird.
Der Wind pfeift mir um die Ohren. “Das sind perfekte Bedingungen für Land Yacht Sailing” versichert mir Julie, meine Instruktorin. Der Wind bläst beständig und es ist Ebbe. Das Meer hat sich zurückgezogen und der Strand ist nun eine große Sandfläche auf der wir gleich segeln werden.
Aber zuerst muss das Gefährt einmal für die wilde Fahrt vorbereitet werden. Um das Segel aufzuziehen legen Julie und ich den Wagen zur Seite. Der lange Mast wird dann im Segel eingefädelt. “Dann schlingst Du das Seil hier durch über die Rolle drüber und hier wieder unten durch und verknotest es dort”.
OK. Wie das Auftakeln im Detail funktioniert merke ich mir nicht gleich beim ersten Mal. Das richtige Verzurren und Verknoten der Seile ist aber durchaus wichtig, denn mit der Veränderung der Spannung des Segels wird der Wind optimal genützt. Macht man’s falsch bleibt der Wagen stehen oder ist beim Wenden vielleicht zu schnell dran. Dann besteht das Risiko, dass der Wagen umkippt.
Mit einer Stange wird der Wagen gelenkt. Eigentlich ganz easy wenn der Anfänger weiß, dass die Lenkung seitenverkehrt funktioniert.
Dann bringen wir den Segelwagen in Position. Bei der wilden Fahrt kann es durchaus auch ein bisschen nass werden oder es spritzt der Sand ins Gesicht. Darum sind wir mit einem Neoprenanzug bekleidet und tragen zur Sicherheit auch Helme. Bei den ersten Runden fahren Anfänger gemeinsam und setzen auf Arbeitsteilung: Einer konzentriert sich aufs Lenken, der andere Pilot auf die richtige Spannung im Segel und die Kontrolle der Geschwindigkeit.
Das erste Mal über den Strand brettern
Julie lässt die Leine locker und zieht sie anschließend wieder straff, der Wind bläst das Segel auf. Erst tut sich nichts, dann spüre ich plötzlich eine leichte Vibration. Der Wagen setzt sich in Bewegung und wird immer schneller. Wir steuern quer über den Strand aufs offene Meer hinaus. Wir? Nein, ich! Ich habe das Steuer in der Hand. Es wird Zeit für die erste Kurve. Aber seht selbst im Video wie meinen ersten Fahrversuche beim Land Yacht Sailing aussehen.
(Falls das Youtube-Video nicht angezeigt wird bitte hier klicken)
Die erste Kurve ist geschafft. Und auch die zweite. Fast fahren wir dort einen Windsurfer um, der verbotenerweise unseren Parcours kreuzt. Aber Julie hat in letzter Sekunde noch mit einem gekonnten Haken reagiert. Nun fahren wir wieder auf die Wasserpfütze zu.
Dort wird unsere Wagen abrupt abgebremst, Sand und Wasser spritzen uns um die Ohren. Eine Möwe verteidigt hartnäckig ihre kleine Lacke, wir verscheuchen sie bei jeder Durchquerung. Nach unserer Spritzfahrt setzt sie sich wieder gemütlich ins Wasser und wird kurze Zeit später wieder von uns aufgescheucht.
Beach Sailing macht jede Menge Spaß und ist tatsächlich leicht zu erlernen. Sonderlich sportlich müssen die Piloten dafür nicht sein.
Zu Beginn wird der Segelwagen gemeinsam gesteuert, durch die Arbeitsteilung können sich die Piloten auf ihre jeweilige Tätigkeit konzentrieren – lenken und die Kontrolle der Geschwindigkeit. Die Fahrt ist aber auch alleine möglich, dann muss der Pilot Geschwindigkeit und Richtung alleine kontrollieren.
Leicht zu erlernen
Schnell werden die ersten Erfolge sichtbar. Von den Hochgeschwindigkeitsfahrten der Profis mit ihren größeren Wagen ist eine erste Probefahrt im Segelwagen weit entfernt. Sie werden über 100 km/h schnell! Bei der ersten Fahrt mit dem Segelwagen über den Strand wird man trotzdem ganz schön durchgeschüttelt. Eine völlig neue Art den Strand zu entdecken – unbedingt einmal selbst ausprobieren!
Tipps fürs Beach Sailing-Erlebnis in Flandern:
- Ausrüstung: Fürs Land Yacht Sailing Badehose und Handtuch mitbringen. Ein Neoprenanzug, Helm, Segelwagen und die restliche Ausrüstung werden gestellt.
- Vor Ort: Duschen und Umkleiden sind vor Ort vorhanden. Tipp: Das Sycod Beach-Restaurant hat auch hervorragende Küche. Dort kann man auch gemütlich den Tag bei einem “After-Sail-Drink” oder bei einem tollen Abendessen ausklingen lassen.
- Land Yacht Sailing ist nicht an jedem Tag möglich. Die Strandfläche muss groß genug sein (Ebbe) und ausreichend Wind wird benötigt.
- Strandsegeln wird bei SYCOD hauptsächlich für Gruppen angeboten, z.B. als Incentive. Darum können sich auch nur Gruppen anmelden. Weitere Infos, Reservierung und Details bei www.sycod.be
- Dieses Reiseerlebnis lässt sich übrigens perfekt mit einem Besuch bei den Pferdefischern in Oostduinkerke kombinieren!
Die Erfahrungen, Tipps und Hintergrundinformationen in diesem Beitrag wurden im Rahmen einer individuellen Pressereise auf Einladung von Visit Flanders recherchiert. Meine Meinung bleibt davon, wie immer, unberührt.
Chrisopher Heimrich says
Das wollte ich schon lange mal ausprobieren. Leider gab es das bei uns im Urlaub nie :(
Nächstes Jahr sind wir in Flandern, da werde ich es ausprobieren :-)
Alex says
Na bei dem Thema kann ich ja fast mitreden. Denn letztes Jahr habe ich erstmalig an der niederländischen Küste Kontakt mit Kitebuggies. Und nicht zu vergessen… auch bei uns gab es anschließend After-Sail-Drink. :D
Andersreisender says
– Christopher: Flandern ist ein heißer Tipp: Strandsegeln in Oostduinkerke klappt bestimmt. Unbedingt rechtzeitig informieren wegen der Segelmöglichkeiten!
– Kitebuggies… das sind die Dinger, die mit dem Kiteschirm gezogen werden, oder? Ist das ebenfalls einfach zu erlernen oder braucht’s da etwas mehr Know-How? Hört sich auf jeden Fall sehr spannend an! :-) Ach ja… und der After-Sail-Drink ist ja verpflichtend. ;-)
Alex says
Ja, das sind dann wohl die Kitebuggies. :) Einfach zu erlernen ist es nicht unbedingt, man muss halt über, üben, üben… aber viel Know-How braucht es dennoch nicht. Einfach mal ausprobieren bei Gelegenheit. Und… den anschließend Drink oder Drinks nicht vergessen! :D
Andersreisender says
– Alex: Na, da weiß ich dann ja, wen ich wegen Tipps fragen kann. Und die anschließenden, gemeinsamen Drinks werden sowieso dringend notwendig. :-)
Alex says
Die sind wichtiger als alles andere! :)
Markus says
Eine coole Sache. So etwas würde ich auch gerne mal probieren.
Vor dem After-Sail-Drink hätte ich auch keine Angst. Den würde ich als alter Salzbuckel auch souverän meistern…
Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel passt ja hier nicht. Aber Mast und Schotbruch wäre auch hier ganz passend, oder?
Brigitte says
Klasse Artikel! Ich habe schon öfter am Strand zugeschaut, aber dachte immer, dass es etwas für Profis ist! Gerade weil viele ja auch superschnell unterwegs sind! Werde ich mir mal als Tipp für die nächste Flandern-Tour notieren…
Andersreisender says
– Alex & Markus: Wir können den After-Sail-Drink auch gerne zu dritt schlürfen. ;-)
– Brigitte: Dass Strandsegeln nur etwas für Profis ist dachte ich anfangs auch. Aber dem ist nicht so – auch als Laie kannst Du im Segelwagen über den Strand flitzen. :-)
Markus says
Hoffe, wir lernen uns beim diesjährigen Reisesalon kennen. Würde mich freuen!
Andersreisender says
– Markus! Ja, natürlich! Bist Du auch beim Reisesalon? Ich freue mich immer, wenn ich Bloggerkollegen persönlich kennen lerne. :-)
Markus says
Ich werde voraussichtlich am Samstag vorbei schauen. Hätte mich zwar auch beworben, wurde aber nicht genommen… Mein Blogthema ist vielleicht nicht ganz passend für die dort anwesende Zielgruppe oder vielleicht ist unser Blog noch zu unbekannt…
Andersreisender says
– Markus! Alles klar – dann freue ich mich, wenn wir uns am Samstag kennen lernen. Quatsche mich bitte an. Freue mich auch, wenn wir übers (Strand)Segeln reden. :-)