Das “neue” Qingdao ist eine Boom-Town wie viele andere Chinesische Großstädte auch. Die 2,5 Millionen Einwohner zählende Hafenstadt in der Region Shandong im Osten der Volksrepublik China hat aber auf den zweiten Blick wesentlich mehr als Wolkenkratzer und Einkaufsstraßen zu bieten. Im Bereich der Altstadt hat man das Gefühl, in Deutschland gelandet zu sein. Und das liegt bestimmt nicht nur an den unzähligen Bierverkäufern am Straßenrand. Hier meine persönlichen Lieblings-Sehenswürdigkeiten in Qingdao.
Inhalt:
Sehenswürdigkeit 1: Häuser aus der deutschen Kolonialzeit
Auf Deutsch heißt die Stadt Tsingtau. Der Name stammt noch aus der deutschen Kolonialzeit. Kaiser Wilhelm II. wollte schon längere Zeit die interessante Hafenstadt besetzen. Ein Übergriff auf deutsche Missionare, bei dem zwei Deutsche getötet wurden, gab ihm die Gelegenheit dazu. China wurde ein Ultimatum zur Überlassung eines Pachtgebietes gestellt. Aufgrund der militärischen Übermacht Deutschlands wurde ein Pachtvertrag für 99 Jahre unterzeichnet. Von 1897 bis 1914 war Tsingtau die Hauptstadt des “Deutschen Schutzgebiets Kiautschou”.
In der Kolonialzeit wurde viel in Tsingtau gebaut. Einige Gebäude mit deutscher Architektur sind heute noch aus dieser Zeit erhalten. Vor allem die Jiangsu Lu, aber auch in vielen anderen Gassen, säumen heute noch die alten, deutschen Häuser. Dort steht auf einem Hügel die evangelische Christuskirche. Sie wurde am 19. April 1908 gegründet und am 23. Oktober 1910 eingeweiht.
Sehenswürdikgeit 2: Bier
Die Deutschen brachten in ihrer kurzen Kolonialzeit nicht nur ihre Architektur mit nach China sondern “exportierten” auch ihre Braukunst. Sie errichteten 1903 eine Brauerei. Das Bier aus dieser Brauerei ist heute unter dem Namen Tsingtao Bier bekannt. Tsingtao ist heute die größte Brauerei Chinas und die zehntgrößte Brauerei weltweit.
Dass Qingdao die “Bierhauptstadt” Chinas ist, merken Besucher sofort am Straßenbild. Viele kleine Bars stellen ihre Bierfässer direkt vor dem Eingang ab. Von dort wird das Bier entweder in Gläser oder zum Mitnehmen in Plastiksäcke gezapft. Für den Besucher ein ungewohntes Bild. Dennoch: Die Verkaufsmethode ist praktisch und sehr beliebt. So mancher bleibt mit dem Auto am Straßenrand stehen und nimmt sein Sackerl Bier mit nach Hause.
Die Begeisterung über das frisch gezapfte “Sackerl heller Freude” ist groß. Durstige Touristen bekommen auf Wunsch auch noch einen Strohhalm dazu.
Übrigens: Stilecht chinesisch trägt man die Biertasche unverschlossen – also wie ein Einkaufssackerl nach Hause. Die Schwerkraft hält alles dort, wo es sein soll. Nur das Einschenken ins Glas ist etwas gewöhnungsbedürftig.
Seit über 20 Jahren findet in Qingdao alljährlich im August das Qingdao Beer Festival statt, eine Art Oktoberfest in China.
Sehenswürdigkeit 3: Die Strände
Sie können zwar mit den Top-Stränden der Welt nicht konkurrieren und dennoch sind sie für China etwas besonderes. Qingdao zählt zu den größten Sommer-Tourismusstädten Chinas. Und das, obwohl die meisten Chinesen gar nich schwimmen können. Entsprechend viele Badegäste plantschen mit Schwimmreifen im Wasser.
Die Strände mit den Nummern 1 bis 6 sehen in Qingdao höchst unterschiedlich aus. Je näher zum Hafen, umso schmutziger wird leider das Wasser. Nicht allzu weit vom Altstadt-Zentrum ist Strand Nr. 2 entfernt. Hier kann man den Badespaß sicher und in sauberer Umgebung genießen. Haifisch-Netze halten unliebsame, hungrige Gäste fern. Für das Badevergnügen ist 1 Yuan Eintritt fällig. Dusche, Umkleide, Sonnenschirm, Sessel, Schwimmflügerl für Erwachsene und weitere “Luxusartikel” am Strand kosten leider extra. Und das nicht zu knapp.
Sehenswürdigkeit 4: Der Markt in der Altstadt
Ich liebe Märkte! Und der Markt in der Altstadt von Qingdao ist ein absolut sehenswerter Fleck in dieser Stadt. Zu finden ist er in der Sifan Lu und einer Seitengasse. Mehr dazu in einem extra Bericht mit einigen Fotos von meinem Marktbummel in China.
Qingdao – Eine unchinesische Stadt?
Auch wenn Qingdao Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, die vielen Europäern schon exotisch anmuten, so ist diese Hafenstadt tatsächlich anders als andere chinesische Städte. Allein die Architektur der Altstadt vermittelt ein anderes Flair als sonst die schmalen Gassen und Hutongs in anderen Städten. Wahrscheinlich macht die deutsch-chinesische Mischung den besonderen Reiz von Qingdao aus.
Claudia Költringer says
Hallo Gerhard, lese seit einiger Zeit schon still und heimlich bei Deiner Seite mit – und ich muss sagen ich bin total begeistert…… bitte weiter so tolle Reiseberichte und nimm mir bitte eine Tüte Bier und ein Huhn mit wenn`st wieder daheim bist!
Liebe Grüße
Claudia ;)
Alex says
Das erste Bild mit dem Haus aus der deutschen Kolonialzeit gefällt mir gut. Besser jedoch ist das Bier aus der Tüte, genial! Dann mal ein Prost auf deine weitere Reise, alles Gute und angenehmes Wochenende,
Alex
Li says
Etwas ist nicht so richting. Qingdao hat gemeinsam Einwohner 2010 c.a 8 Millionen. Nur allein in der Stadt 2.5 Millionen.Danke
Li says
Ich komme aus Qingdao.
Andersreisender says
@Claudia Költringer: Hallo, Claudia! Ich freue mich, dass Du immer “virtuell” mit reist. :-) An dieser Stelle auch ein offizielles “herzlich Willkommen” in meinem Reiseblog. Das mit dem Sackerl Bier lässt sich einrichten. Wie darf das Huhn sein: Lebend oder schon gegrillt? *fg* Liebe Grüße nach Seekirchen!
@Alex: Ebenfalls ein “Prost” an die ehemaligen Kolonialisten ;-)
@Li: Willkommen im Reiseblog! Danke für die Information, die 2,5 Millionen Einwohner beziehen sich – wie Du auch selbst schreibst – auf die Stadt. Mit dem ganzen Umland ist Qingdao als Ballungsraum natürlich größer. Liebe Grüße nach Qingdao!