33 Meter tief, 33 Grad warm. Das ist „Nemo 33“, einer der tiefsten Swimmingpools der Welt. Vor kurzem war es noch das tiefste Tauchbecken der Welt – bis die Italiener den Rekord wegschnappten.
10 Jahre lang hielten die Belgier den Weltrekord. Ein Besuch in diesem unglaublich tiefen Schwimmingpool ist trotzdem ein einmaliges Erlebnis.
„Wo finde ich die Gewichte fürs Tauchen?“ frage ich Kenny beim Vorbereiten. „Die brauchst Du hier nicht“ meint er und grinst mich an. Meinen überraschten Blick auf diese Antwort hatte mein Tauchbuddy wohl schon erwartet. Gerätetaucher brauchen in „Nemo 33“ in der Regel keine Gewichte, die Flasche und das Equipment sorgen bereits für eine leicht negative Tarierung.
Bei 33 Grad Wassertemperatur braucht man auch keinen Neoprenanzug, der für Wärme und unnötigen Auftrieb sorgt. Ehrlich gesagt, es fühlt sich schon etwas ungewohnt an ohne Anzug… für mich ist es das erste Mal quasi „nackt“ tauchen.
33 Grad warmes, klares Wasser
Andererseits fühlt man sich ziemlich frei nur in der Badehose durchs glaskare Wasser zu schweben. Für einen Tauchgang in „Nemo 33“ sollten Taucher eigentlich nur die Schwimmsachen, das Brevet, seinen Tauchbuddy und – wenn vorhanden – einen Tauchcomputer mitbringen. Die komplette Tauchausrüstung wird gestellt, wer Wert darauf legt darf die eigene Tauchermaske und Hallenflossen mitbringen.
„Bereits zum Abtauchen?“ fragt mich Kenny. „OK“ alles bereit – auf geht’s in 33 Meter Tiefe. Und wie sieht es in so einem tiefen Swimmingpool aus? Das zeige ich Euch am besten in einem Video.
(Wird das Video nicht eingeblendet, dann bitte hier klicken.)
Beim Abtauchen glitzert die Abendsonne im glasklaren Wasser. Das Tauchbecken ist komplett gekachelt und mehrstufig angelegt. In fünf Metern Tiefe können Taucher den Restaurantbesuchern durch mehrere Fenster beim Essen zu sehen – oder auch umgekehrt. Während sich Gäste die asiatischen Spezialitäten schmecken lassen winken sie den Tauchern zu.
Auch unter Wasser können Taucher essen und sich dort ein Gourmetmenü servieren lassen. In einer mit Luft gefüllten Kugel nehmen sie Platz, der Kellner serviert in einer wasserdichten Box das mehrgängige Menü.
Für mich geht der Tauchgang von der Kugel weiter in die Tiefe. Auf der nächste Stufe, in 10 Metern Tiefe, sind in „Nemo 33“ zwei Höhlen angelegt. In einer der Höhlen tauchen wir auf, die Luft kann man darin atmen. Kenny erklärt mir, dass die Höhlen vor allem bei Tauchkursen praktisch sind. So müssen Lehrer und Schüler für die Besprechung neuer Instruktionen nicht wieder an die Oberfläche zurückkehren.
33 Meter in die Tiefe
Tauchkurse finden in „Nemo 33“ täglich statt, es ist eines der größten SSI Tauchcenter in Europa. Für Tauchanfänger und Open Water Diver ist spätestens in 18 Metern Tiefe Schluss, sie dürfen nur noch wenige Meter in den „Pit“ hinunter tauchen.
Blasen der anderen Taucher steigen aus dem tiefen Schlot auf, ich kann zuerst nicht bis auf den Grund sehen. Wegen der vielen Luftblasen ändert sich auch die Tarierung und wir sinken in das endlos wirkende Loch.
Die 20 Meter-Marke ist schnell erreicht und ich kann nun auch die anderen Taucher und den Grund erkennen. Während Gerätetaucher eher gemütlich bis zum Boden sinken haben es Freitaucher eiliger. Apnoetaucher tauchen ohne Luftversorgung bis in 33 Meter Tiefe.
„Nemo 33“ ist als eines der tiefsten Tauchbecken der Welt auch für Wissenschaftler interessant. Hier in Brüssel wurden schon verschiedene medizinische Experimente, etwa zur Erforschung der Dekompressionskrankheit, durchgeführt. Auch bei Filmaufnahmen war der tiefe Pool schon beeindruckende Kulisse.
Mein Tauchcomputer zeigt 33 Meter an – ich habe den tiefsten Punkt von „Nemo 33“ erreicht. Nein, stimmt eigentlich nicht. Beim Blick durch die Löcher des Metallbodens sehe ich, dass es im Pool noch weiter nach unten geht. Eigentlich ist der Pit 35 Meter tief. Damit hielten die Belgier 10 Jahre lang den Weltrekord für den tiefsten Pool der Welt. 2014 mussten sie den Titel in die Provinz Padua in Italien abgeben. Der neue Pool in Montegrotto-Terme mit dem Namen “Y-40” ist nun mit einer Tiefe von 40 Metern der tiefste Pool der Welt.
Ehemals tiefster Pool der Welt
Der Pit in Brüssel wurde daraufhin um zwei Meter gekappt. Nun steht „Nemo 33“ für 33 Meter Tiefe und 33 Grad Wassertemperatur.
Wer weiß, vielleicht wird „Nemo 33“ eines Tages den Weltrekordtitel wieder zurück nach Brüssel holen? Jedenfalls sind spannende Neuerungen, wie z.B. ein neuer Outdoor Pool, geplant.
Dankeschön an Tauchbuddy Kenny für den tollen, gemeinsamen Tauchgang in Brüssel!
Wie sieht’s bei Dir aus? Bist Du zertifizierter Taucher und bist schon in Nemo 33 getaucht? Oder hast Du Lust auf ein Schnuppertauchgang oder einen Tauchkurs*?
Tipps für einen Tauchgang in „Nemo 33“
- Ausrüstung: Eigenes Tauchequipment darf nicht verwendet werden, um das Wasser nicht zu verunreinigen. Ausgenommen sind Schwimmbadflossen, Tauchermaske und der eigene Tauchcomputer. Mitzubringen sind Schwimmsachen (Badehose/Bikini), Handtuch, Brevetierung und der Tauchbuddy.
- Sicherheit: Es gibt ein kurzes Briefing vor dem Tauchgang (in Französisch, Englisch und Niederländisch). Solotauchen ist nicht erlaubt. Tauchcomputer ist Pflicht. Open Water Diver dürfen, wie auch in See und Meer, bis in maximal 18 Meter tauchen.
- Tauchlog: Ein Tauchgang in „Nemo 33“ kann offiziell im Logbuch eingetragen werden. Es ist einer der wenigen Swimmingpools der Welt, wo das wegen der großen Tiefe möglich ist.
- Tauchzeiten: Die Tauchzeit ist auf insgesamt eine Stunde begrenzt. Es gibt fixe Tauchzeiten und auch Sondertermine für Freitauchen/Apnoe oder Nachttauchen.
- Reservierung: Ist nur für Gruppen ab 10 Personen möglich. Einzelpersonen und kleine Gruppen können vorsichtshalber ein bis zwei Stunden vorher die Auslastung erfragen. Maximal dürfen 50 Taucher gleichzeitig in den Pool.
- Anreise/Adresse: “Nemo 33” im Süden Brüssels in Uccle/Ukkel beheimatet, nächste Straßenbahnhaltestelle ist Carrefour Stalle/Kruispunt Stalle. Linie 32 fährt z.B. direkt vom Bahnhof Brüssel-Midi/Zuid zur Tauchhalle.
- Eintrittspreise fürs Tauchen, Öffnungszeiten und Anreiseinformationen findest Du direkt auf der Website von Nemo 33.
Die Erfahrungen, Tipps und Hintergrundinformationen in diesem Beitrag wurden im Rahmen einer individuellen Pressereise auf Einladung von Visit Flanders recherchiert. Meine Meinung bleibt davon, wie immer, unberührt.
Kathrin says
Wow, das klingt richtig spannend! Wusste gar nicht, dass es solche Tauchtempel gibt. Wegen der Weintrauben? Gut, dass Du mich daran erinnerst, unsere müssten auch schon reif sein.
LG kathrin
Alex says
Interessant. Habe bislang noch nie was von Nemo 33 gehört, wobei mir Nemo ein Begriff ist und die 33 genau meine Schwimmtemperatur ist! :D Aber da hast du tatsächlich mal einen Wasserartikel ausgepackt, der auch für mich ok ist – da Temperatur und klare Sicht beim Schwimmen! :D
Dann drücken wir den Belgiern mal die Daumen, dass sie sich den Rekord aus dem Süden wieder zurückkrallen.
Andersreisender says
– Kathrin: Mal eine Abwechslung zum “Outdoor-Tauchen”. :-) Ja, die Weintrauben sind bei mir schon fast abgeerntet. ;-)
– Alex: Gut… ich schau mal, wo ich noch überall Wassertemperaturen jenseits der 30 Grad finde. Dann nehme ich Dich gerne wieder zu einem Tauchgang mit. :-)
CooleWeebly says
Ich war auch im Pool – es ist ein cooler Ort!