Alljährlich im August wirds in der chinesischen Stadt Qingdao ein bisschen deutscher, als es hier sonst ohnedies schon aussieht. Dann wird für drei Wochen das “Qingdao International Beer Festival” gefeiert. Rund drei Millionen Besucher werden bei der Großveranstaltung alljährlich begrüßt. 2010 fand das Qingdao International Beer Festival zum 20. Mal statt.
Deutsches Erbe
Einen besseren Platz für ein “Chinesisches Oktoberfest” als in Qingdao kann es in China vermutlich nicht geben. Denn hier haben die Deutschen nach ihrer kurzen Kolonialzeit von 1897 bis 1914 neben deutscher Stadt-Architektur auch eine Brauerei hinterlassen. Das Tsingtao-Bier ist heute die bekannteste und meistgetrunkene chinesische Biermarke und wird auch weltweit exportiert.
Besuch beim Beer Festival
An meinem Ankunftstag in Qingdao findet der letzte Tag des Beer-Festivals statt. Die letzten Stunden wollen ich und Gao uns nicht entgehen lassen. Darum fahren wir gemeinsam zum Veranstaltungsgelände um zu sehen, wie die Chinesen das Oktoberfest mitten im August feiern.
Als wir das Festgelände betreten bin ich überrascht: Eine optische Ähnlichkeit mit dem Oktoberfest lässt sich auf den ersten Blick nicht leugnen. Sogar das Riesenrad steht – hier gerade schwach beleuchtet – zentral in der “Einflugsschneise” der Gäste.
Selbst auf altbekannte Biermarken braucht man nicht zu verzichten…
… einschließlich der Bedienung im “modernen” Dirndl.
Auch in den Zelten herrscht ausgelassene Oktoberfest-Stimmung. Getanzt und laut zu (chinesischen) Schlagern mitgsungen wird wie auch auf der Wiesn…
…und Blödeleien gehören auch dazu.
Und was wäre ein Bierfest ohne die “bunten Vögel”?
Die Halbe Paulaner kostet übrigens 50 Yuan – das sind etwas mehr 6 Euro. Die Hausmarke “Tsingtao Bier” ist hier noch teurer. Im Vergleich: In der Innenstadt von Qingdao kostet der halbe Liter Bier in den Bars rund 2 Yuan – also ca. 30 Cent.
Und weil das bayerische Bier halt so gut schmeckt, gibt es im Bierzelt auch gleich ganze Fässer für den Tisch zu kaufen. Oder für sich alleine. Kurios: Es wird auch einiges an Schwarzbier in der Maß ausgeschenkt und Weißbier gibt es nur im ganzen Fass zu kaufen. Das dazugehörige Weißbierglas konnte ich nirgends finden.
Und dann gibt es noch einige Unterschiede zum bayerischen Oktoberfest, die sind ganz besonders kulinarischer Natur. Hendl und Hax’n sind hier gänzlich unbekannt. Auch der Radi hat nicht den Stellenwert wie bei uns und eine g’scheite Brotzeit mit Speck und Schwarzbrot konnte ich auch nirgends entdecken.
Stattdessen liegen Muscheln, Wurst und einiges Unbekanntes auf den Tischen. Besonders beliebt sind die – von den muslimischen Chinesen gegrillten – Schaschlik-Spießchen.
Müll kann auch schön sein: Die Holzspießchen können dann noch zur kreativen Betätigung verwendet werden.
An den Ständen sind durchwegs chinesische Spezialitäten zu finden. Auch die Baozi, pikant gefüllte “Germknödel”, die auf Wasserdampf gegart werden, erfreuen hier größter Beliebtheit.
Musik in China
Wenn sich auch alles wie Schlager auf Chinesisch anhört, so ist die Musik beim Qingdao International Beer Festival völlig anders als beim Oktoberfest. “Traditionelle” Kapellen fehlen, stattdessen steht in jedem Zelt ein Sänger mit Playback-Musik auf der Bühne. Lichteffekte und eine große Leinwand sind das optische Umfeld. Wie bekannt die Sänger auf der Bühne tatsächlich sind, lässt sich für mich schwer abschätzen.
Es war ein wirklich lustiger Abend beim Qingdao Beer Festival. Natürlich nicht vergleichbar mit dem Oktoberfest. Und ohne meine Lederhose im Bierzelt ist es ohnehin nur der halbe Spaß.
Zum Schluss werfen wir noch einen Blick ins Bierzelt beim Oktoberfest in China (zum Ansehen aufs Video klicken).
Übrigens: Wer einmal ein Tsingtao-Bier probieren möchte sollte beim Chinarestaurant “ums Eck” einen Blick auf die Speisekarte werfen. Ich bin mir sicher, dass sie Tsingtao-Bier führen.
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