Alles vergebens, wenn sich der Raps ins Blickfeld schiebt. Für wenige Wochen im Jahr stiehlt er goldgelb allen anderen die Schau. Der beste Monat, um dieses Naturspektakel zu sehen ist der Mai. Einen besonderen Blick auf die Rapsfelder in Tschechien hast Du aus dem Zugfenster so mancher Nebenbahn. Dieser kleine Reisebericht führt entlang der Bahnstrecke von Kostelec über Telč (Deutsch: Teltsch) nach Slavonice (Deutsch: Zlabings), im Grenzgebiet von Böhmen und Mähren.
Ratternd und holpernd folgt der Triebwagen dem Schienenband. Es windet sich durch Wälder und Felder. Die milde Frühlingsluft weht durchs Fenster, der Waggon erfüllt sich mit dem Geruch frisch gemähten Grases. Die Bauern bestellen die Äcker und das Getreide bildet schon die ersten Körner aus.
Im Minutentakt ändern sich die Eindrücke für die Nase. Frische Waldluft verdrängt den Grasgeruch. In der Baumschneise wird es gleich spürbar kühler und die Sonne blitzt nur noch verhalten durch die hohen Bäume.
Bevor sich Gänsehaut breit macht rattert die Bahn wieder aufs offene Feld. Goldgelb strahlt ein riesiges Rapsfeld mit der Sonne um die Wette.
Gelb so weit das Auge reicht. Ein süßer Geruch dringt in meine Nase.
Während ich meine Freude am Frühlingsgeruch habe, sind Allergiker wahrscheinlich über die geballte Ansammlung der Rapsblüten weniger begeistert.
Am Anblick der riesigen Felder kann ich mich kaum satt sehen und satt fotografieren. Aber es folgt ein leuchtendes Feld dem anderen.
Manchmal scheint es, als würde sich Gold in weiter entfernten Tälern und senken ansammeln.
Doch die Zeit, in der die Felder in voller Blüte stehen, ist kurz. Je nach Witterung blühen die Rapsfelder drei bis fünf Wochen.
Eine einzelne Blüte ist bereits nach ein bis zwei Tagen wieder verblüht.
Die beste Jahreszeit um durch die goldgelben Felder zu Reisen ist der Mai. Dann strahlen Millionen von Rapsblüten mit den umliegenden Feldern und dem Himmel um die Wette.
Bereits ein starkes Gewitter kann den unübersehbaren Feldern die Leuchtkraft nehmen. Ende Mai, Anfang Juni verblasst das Gelb und die grünen Felder ordnen sich farblich wieder in der Landschaft unter. Andere Farben dominieren dann die Umgebung und die Fahrgäste der Nebenbahnen in Südböhmen erleben vor dem Zugfenster eine völlig andere Landschaft.
Eben zeigt sich der Herbst farbenfroh, schon kann man den Schnee im kalten Luftzug am offenen Fenster riechen. Was bleibt ist die Erinnerung an die sonnigen Farben des Frühlings. Und die Vorfreude aufs nächste Jahr, wenn endlich wieder der Raps blüht.
Reisetipps für die Nebenbahnen rund um Telč, Dačice und Slavonice:
- Beste Reisezeit um die Rapsfelder in Südtschechien in voller Blüte zu sehen ist der Mai (Witterungsbedingte Schwankungen beachten). Die Bilder entstanden zwischen 18. und 20 Mai.
- Die Bahnstrecke von Jihlava bzw. Kostelec über Telč (Deutsch: Teltsch) nach Slavonice (deutsch Zlabings) füht durch das Grenzgebiet von Böhmen und Mähren, im Süden der Tschechischen Republik.
- Anschluss an Fernzüge: Die Nebenbahn nach Telč zweigt bei Kostelec u Jihlavy ab. Besserer Umsteigepunkt von und zu Fernzügen ist Jihlava mesto.
- Interessante Ziele: Neben einem Besuch in Telč und Slavonice empfiehlt sich auf dieser Bahnstrecke auch ein Besuch in Dačice und dem beeindruckenden Schloss Datschitz (Schloss Dačice).
- Übernachtung: Während unserer Reise haben wir in Telč übernachtet. In der kleinen Stadt gibt es eine nette Auswahl an kleinen Hotels und Apartements*.
- Zugreisen in Tschechien: Hast Du Lust auf eine Bahnreise durch die goldgelben Felder? Hier findest Du viele weitere Bahnreise-Tipps für Tschechien.
- Mehr Reisetipps für Böhmen, Mähren und Tschechien findest Du in der Kategorie mit Tschechien Reisetipps und Reiseberichte.
Dieser Beitrag wurde erstmals am 28. Mai 2013 veröffentlicht und zuletzt am 22. Mai 2021 überarbeitet und aktualisiert.
Doris says
Ach, Gelb ist doch auch ein wirklich schönes Grün :) Und ich muss echt mal durch Tschechien..
Helga says
Hallo Gerry, nun musste ich doch erst mal schnell nachschauen, in welchem Teil der Welt du dich augenblicklich aufhältst. Ja, die blühenden Rapsfelder sind schon eine Augenweide. Andererseits birgt solche ausgedehnte Monokultur auch eine große Gefahr für die Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren. Und du schreibst ja selbst, lange hält dieser imposante Anblick nicht an. In wenigen Tagen wird das Gelb vom Grün abgelöst und in ein paar Wochen, wenn der Raps erntereif ist, wird alles beige/hellbraun.
Liebe Grüße Helga
Elke says
Dieses Gelb kommt mir so bekannt vor! Doch dort in Tschechien wirkt es noch krasser, noch gelber und vermutlich riecht der Raps auch stärker, umrahmt von den Hügeln. Statt hier im flachen Land, wo sich alles mit Meerduft vermischt…
Andersreisender says
– Doris: Ja, lange dauert’s nicht, dann ist das Gelb wieder Grün. Solche goldenen Landschaften sieht man nur im Frühling.
– Helga: Ich bin immer fleißig unterwegs. ;-) Danke für Deinen Hinweis auf die Schattenseiten der großen Rapsfelder. Ich weiß nicht ob der Raps jedes Jahr an den gleichen Stellen angebaut wird oder die Positionen wechseln. Auch wegen der notwendigen Düngung und Pestizid-Einsatz muss man sich bestimmt Gedanken machen.
– Elke: Meer und Rapsfelder – die Kombination stelle ich mir auch sehr spannend vor. Gibt es Gebiete, wo der Raps ganz knapp an der Küste wächst? Spannend. :-)
Mirco says
Hammerhart, bei uns haben die Bauern ja auch mal das eine oder andere Rapsfeld. Aber die Felder hier reichen ja fast bis zum Horizont. Beeindruckend…
Helga says
Hallo Gerry, bei uns ist es so, dass augenblicklich Raps- und Maisanbau fast im zweijährigen Wechsel erfolgen. Beides sind Energielieferanten. Da wird weder auf die optimale Nutzung des Bodens noch auf die Tierwelt Rücksicht genommen. So gibt es seit Jahren im weiten Umkreis kein einziges Kartoffelfeld mehr, obwohl der Boden dafür gut geeignet wäre. Vor zwanzig Jahren hatten wir hier auch große Felder, aber auf denen wuchsen Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Kartoffeln, Futterrüben, Zuckerrüben, auch Mais und Raps, aber nicht in solchen Ausdehnungen. Und dieser Raubbau macht mir “Bauchschmerzen”.
Liebe Grüße Helga
Alex says
Klasse Fotos. Auch ich bin die Tage an Rapsfeldern vorbeigefahren – allerdings mit dem Auto – doch es sieht wie immer farbenfroh und schön aus!
Dani says
War die letzten zwei Wochen auch nur mit der Kamera unterwegs um dieses einmalige Gelb festzuhalten und als Kind in Böhmen unterwegs und ja irgendwie war es noch gelber wie bei uns.
Toller Post der Lust auf den Sommer macht.
LG Daniela
Andersreisender says
– Mirko: So weit das Auge reicht. ;-)
– Helga: Dankeschön für Deine interessanten Informationen. Ich wollte auch kritisches zum Thema Rapsanbau anmerken und habe im Internet recherchiert. Habe es dann aber bleiben lassen, da ich keine qualifizierten Infos fand bzw. vieles auch zu ausführlich und unübersichtlich war. Hey – ich hätte nur direkt Dich fragen brauchen. :-)
– Alex: Ich freue mich, dass auch bei Euch alles schön blüht. :-)
– Dani: Also hast Du schöne Kindheitserinnerungen an den Süden Tschechiens?
Kathrin says
Ach herrlich, diese Felder sehen so richtig nach Sommer aus. Wo ist dieser in Salzburg? :(
lg kathrin
Andersreisender says
Kathrin, damit ich Dir eine positive Antwort geben kann musste ich ein bisschen warten. Aber nun: Ja, auch in Salzburg lässt sich der Sommer blicken. Hurra! :-)
Dieter says
Wow, welch tolle Landschaften. Ich war schon öfter in Böhmen, aber ich merke immer wieder: Da gibt es noch soo viel zu sehen, das ich noch nicht kenne. Einfach ein Traum! Vielen Dank für die tollen Bilder.
Viele Grüße aus der Pfalz,
Dieter
Andersreisender says
– Dieter: Dankeschön! Ja, die Frühlingslandschaft in Böhmen ist wirklich nicht zu verachten. Aber auch zu anderen Jahreszeiten gefällt mir Tschechien sehr gut. :-)
Tanjas Bunte Welt says
Herrlich wie die Natur immer wieder die schönsten Farben hervor bringt. Mein Bauer in der Umgebung hat auch ein Rapsfeld und es leuchtet einfach wunderschön und die ganze Umgebung wird dadurch freundlicher
Liebe Grüße
Andersreisender says
– Tanja: Ich finde die Rapsfelder auch jedes Jahr aufs Neue traumhaft! Dieses Jahr habe ich sie schon über ein Monat früher (13.4.) bei meiner Zugreise bei meiner Zugreise nach Portugal gesehen. Das leuchtende Gelb ist einfach unglaublich. Ich bin jedes Jahr begeistert!