Reiseführer: Guter Reisebegleiter oder Geldverschwendung?

Die Auswahl des passenden Reiseführers gestaltet sich bei der Reiseplanung nicht gerade einfach. Viele Verlage buhlen um die Gunst des Touristen. Welcher Reiseführer soll mit auf die Reise? Lonely Planet? Reise Know How? Marco Polo? Merian? Stefan Loose? Die Frage kann leider nicht pauschal beantwortet werden. Zunächst kommt es darauf an, welche Unterstützung Du auf Reisen suchst. Bist Du auf eigene Faust in einem fremden Land unterwegs? Oder buchst Du eine Pauschalreise und möchtest Dich ein bisschen über Lande und Leute und fremden Kulturen informieren?

In diesem Beitrag findest Du einen Reiseführer Vergleich und einige Tipps, die Du bei der Auswahl Deines Reiseführers beachten solltest. Außerdem gehe ich der Frage nach: Wie vertrauenswürdig sind die Reisehandbücher eigentlich?

Welcher Reiseführer für wen?

„Die Bibel der Backpacker“ wird er oft genannt – der Lonely Planet* Reiseführer. Früher ausschließlich in englischer Sprache, findet man den Lonely Planet seit 2006 für immer mehr Länder und Städte in deutscher Sprache. Die Reiseführer sind für individuell Reisende geschrieben. Darum spielen auch Unterkunft, Verkehr und Selbstversorgung in diesen Handbüchern eine wichtige Rolle.

Von Backpacker für Backpacker

Für Backpacker ist es auf Reisen wichtig zu wissen, in welchem Hostel sie gut und günstig übernachten können oder wo man englischsprachige Hilfe erhält. Von Backpackern für Backpacker geschrieben – so lautete die Prämisse für die Lonely Planet Reiseführer. Schade finde ich, dass Bilder in den Reiseführern etwas zu kurz kommen. Der Reisende findet in den meisten Ausgaben nur im vorderen Buchteil Bilder des Reiseziels. Beim Lesen gibt es wenig Möglichkeiten, sich einen Fernweh-Gusto zu holen.

Reise Know-How für individuelles entdecken

Für Individualtoursten sind die Reiseführer aus dem Reise Know-How* Verlag eine gute Alternative zum Lonely Planet. Besonders schön finde ich das ausgewogene Verhältnis zwischen Bildern und Text. Einige Reiseführer sind bereits durchgängig in Farbe gestaltet. Alle Reise Know How Reiseführer – sie werden auch „Handbuch für individuelles entdecken“ genannt – sind strukturiert und einheitlich aufgebaut.

Neben den Sehenswürdigkeiten werden auch Reiseinformationen und Tipps zu den jeweiligen Städten und Regionen gegeben. Hotels und Restaurants werden aus allen Preisklassen vorgestellt und entsprechend gekennzeichnet. Wie auch im Lonely Planet finden Exkurse zu speziellen Themen ihren Platz.

Schneller Überblick am Reiseziel

Reiseführer von Marco Polo* oder Merian* bieten einen groben Überblick über das Reiseziel. Wer sich einen ersten Eindruck in Hochglanz über die besuchte Stadt oder das besuchte Land verschaffen möchte, dem kann ich diese Reiseführer empfehlen. Durchgehend mit Bildern und in Farbe machen sie auf 100 bis 200 Seiten Lust aufs Verreisen. Auch ein Stadtplan oder eine Landkarte sind in diesen Reiseführern enthalten. Für den Überblick sind Marco Polo, Merian und Co. bestimmt praktisch. Vertiefende Reiseinformationen darf man sich darin nicht erwarten.

Reiseführer spezial

Von den oben genannten großen Verlagen werden Reiseführer für eine Vielzahl an Städten, Ländern und Regionen auf der ganzen Welt angeboten. Aber es gibt auch Verlage, die sich auf bestimmte Gebiete oder bestimmte Reisebedürfnisse spezialisiert haben. Dazu zählen zum Beispiel Stefan Loose* Reiseführer, die auf Asien spezialisiert sind. Viele Bücher, die für die Reisevorbereitung oder auf Reisen interessant sind, würde ich aber nicht mehr als klassische Reiseführer einstufen. Dazu zähle ich special intrest Reisebücher wie zB. die DuMont Kunstreiseführer*, die spannend geschriebene Kulturschock* Reihe oder für schwule Reisende den Spartacus* International Gay Guide zählen.

Welcher Reiseführer ist der richtige für mich?

Grundlegend solltest Du Dir überlegen, wie du ein Land bereisen möchtest. Allein? In der Gruppe? Oder als Pauschaltourist? Von Deinem Reisestil hängt es ab, wie viele Informationen Du von Deinem Reiseziel benötigst. Als Backpacker oder Individualreisender solltest Du eher zu den ausführlichen Reiseführern, wie zB. von Lonely Planet oder Reise Know How greifen. Für einen groben Überblick helfen auch Marco Polo, Merian und Co. weiter.

Reiseführer Vergleich

Die Reiseführer eines Verlags können je nach Reiseziel sehr unterschiedlich sein. Auf Grund der verschiedenen Autoren der einzelnen Ausgaben kann ein Reiseführer aus einem Verlag für das eine Land Top und für das andere Land ein Flopp sein. Hier hilft nur der Vergleich. Kundenbewertungen, zB. bei Amazon, können bei der Suche hilfreich sein. Die Kunden haben schließlich schon den Praxis-Reiseführer-Test gemacht. Leider finde ich manche Bewertungen etwas überzogen, aber dazu weiter unten.

Schade finde ich, dass es nur wenige Reiseführer Vergleichstest gibt. Oft stehe ich nach einem eigenen Vergleich vor dem Problem, dass es besser wäre, die Reiseführer zu kombinieren. Das würde aber schnell einiges mehr an Gewicht im Reisegepäck bedeuten. Welcher Reiseführer tatsächlich die bessere Wahl ist, weiß man oft erst nach Gebrauch auf der eigenen Reise.

Wie genau sind Informationen im Reiseführer?

Für das Schreiben und Recherchieren von Reiseführern ist einiges an Zeit notwendig ist. Schnell wird klar, dass bei Veröffentlichung eines Buchs Informationen schon wieder veraltet sein können. Vor allem in Ländern mit großem Wirtschaftswachstum ändern sich die Gegebenheiten vor Ort sehr schnell. Neue Straßen, Gebäude und Eisenbahnlinien werden gebaut, alte Stadtviertel niedergerissen. Das stellt die Reisebuchautoren vor große Herausforderungen.

Darum sollte immer die aktuellste Ausgabe eines Reiseführers mit auf Reisen genommen werden. Auch wenn im Impressum „völlig überarbeitete Ausgabe“ steht, sind manche Reiseführer leider nur geringfügig überarbeitet worden. Dass manche Informationen nicht mehr aktuell sind, konnte ich auch bei meinem Transsibirische Eisenbahn Reiseführer Vergleichstest feststellen.

Reiseführer können nicht aktuell sein

Wie gesagt, bei einem gedruckten Reiseführer gehe ich davon aus, dass so manche Informationen schon wieder veraltet sind, bevor der Reiseführer überhaupt veröffentlicht ist. Unsere Welt ist sehr schnelllebig. Darum kann ich manche Reaktionen oder Bewertungen von Kunden bei Amazon auch nicht ganz nachvollziehen:

Die Fahrt nach Damenglong war ein einziger Horrortrip. Im Reiseführer war eine Fahrtzeit von 2 Std. angegeben. In Wirklichkeit dauert die Fahrt länger als 4 Std., da die gesamte Strasse derzeit umgebaut wird.

oder

Ein Restaurant-Tipp in Xi’an war nicht mehr aktuell, was uns ziemlich enttäuschte,…

Zwei Kritik als Beispiel zum Stefan Loose Travel Handbuch China*. Aber dabei müsste jedem Reisenden klar sein: Baustellen können in einem Reiseführer nicht verzeichnet sein. Und wer hat es nicht schon erlebt, dass sein Lieblingsrestaurant “an der Ecke” plötzlich geschlossen wurde? Dafür hat ein anderes plötzlich neu eröffnet.

Individuell Reisende müssen flexibel sein

Ich will damit sagen: Ein bisschen Flexibilität muss man als individuell Reisender mitbringen. Ich verstehe auch, dass es ärgerlich ist, wenn Informationen nicht mehr stimmen. Ich erinnere mich nur ungern an meine Suche nach einem Internet Cafe in Moskau. Mein Reiseführer brachte mich nicht ans Ziel und bescherte mir eine Stadtrundfahrt.

Insider-Tipps in Reiseführern frei erfunden?

Ärgerlich wird es dann, wenn Reiseführer nicht ordentlich vor Ort recherchiert sind. 2008 erschütterte ein Skandal über angeblich gefälschte Berichte im Lonely Planet Kolumbien das Vertrauen der Individualtouristen. Der Autor Thomas Kohnstamm hat in einem Interview mit der australischen Zeitung „Sunday Telegraph“ zugegeben, dass die Informationen für den Kolumbien Reiseführer eine Freundin besorgt habe, die gerade ein Praktikum an der kolumbianischen Botschaft in San Francisco absolvierte. Einige Geschichten seien sogar frei erfunden. Details dazu in diesem Bericht von der Welt.

Fazit

Grundlegend gehe ich bei meiner Reiseplanung davon aus, dass Informationen in Reiseführern nach ihrem Erscheinen schon wieder veraltet sein können. Es lohnt sich zu vergleichen, welches Reisehandbuch die passenden Informationen für seine eigenen Reisestil bieten. Dabei sollten nicht nur der jeweilige Verlag bei der Wahl eine Rolle spielen, sondern auch der jeweilige Autor. Da an jedem Reiseführer andere Autoren schreiben, kann auch hier die Qualität der Reiseinformationen beträchtlich schwanken.

Ergänzend zu den Reiseführern verwende ich auf Reisen eine kleine Mappe, in denen ich alle von mir selbst recherchierten Informationen einhänge. Darunter finden sich auch Infos zu Hotels oder Hostels, vorab recherchierte Fahrpläne und persönliche Informationen.

Ein guter Reiseführer ist für mich nach wie vor Informationsquelle und Reisebegleiter Nummer eins. Umfangreiche Recherchen im Internet können dem kompakten Wissen im gedruckten Reiseführer nicht das Wasser reichen.