Donnerstag, 23. Juli 2009
Kurz vor halb sieben verabschieden wir uns mit “Sack und Pack” aus der “Pensiunea Nuferul” in Crisan. Von der Magazin-Mixt-Lady gibt es herzliche Abschiedsküsse. Dann marschieren wir zum Anlegesteg und sind erstaunt, dass doch relativ viele Urlauber auf das Schiff warten.
Die Fahrt nach Sfantu Gheorghe ist von Crisan aus nur über Tulcea möglich. Unseren Zwischenstopp nutzen wir, um unsere Pension in Sfantu Gheorge und auch die Schiffsverbindungen zu organisieren. Das nimmt doch Zeit in Anspruch, denn zum Thema Schiffe im Donaudelta ist einiges zu beachten.
Mit dem bis auf den letzten Platz besetzen Schnellboot geht es dann um 13:30 Uhr vom “Hera-Steg” nach Sfantu Gheorghe, wo wir etwa eineinhalb Stunden später, nach einem Zwischenstopp in Murighiol, ankommen. Nach unserem kurzen Stopp im quriligen Tulcea tut sich wieder eine entspannte Welt auf: “Pferde-Taxis” warten auf die Ankömmlinge, die Autos sind wieder in der Minderheit.
Auch unsere “Madame” Marcela Stefanov von der Pension in Sf. Gheorghe wartet auf uns. Allerdings können wir die etwa fünf Minuten bis zur Pension zu Fuß zurück legen. Sehr zentral gelegen und trotzdem in einer Seitengasse…
…kommen wir zu einer entzückenden, kleinen Villa: Unsere Pension. Dort werden wir die kommenden zwei Nächte verbringen.
Durch den Garten betreten wir das Haus und gelangen über eine steile, halsbrecherische Stiege in unser Zimmer. Es ist groß und geräumig, das Bett ist allerdings etwas eng. Wie auch schon in Crisan gibt es keine Möglichkeit das Zimmer abzusperren. In Crisan wurden wir auf Nachfragen nach einem Schlüssel bereits darauf hingewiesen, dass ein Versperren der Türe nicht notwendig sei. Offenbar ist in diesem versteckten Gebiet die Verbrechensrate sehr niedrig. Nachdem bereits in Crisan alles gut gegangen ist, werden wir auch hier gut schlafen.
Im Gegensatz zur Pension in Crisan sind wir hier bei Privatzimmer-Vermietern untergebracht. Die Zimmer werden auch privat genützt, in den Schubladen des Schranks befinden sich Shorts und Wäsche und in der Vitrine Geschirr. Offenbar verdienen sich die Eigentümer im Sommer etwas durch die Zimmervermietung dazu und wohnen in dieser Zeit im Nebenhaus. Auch Dusche und WC müssen wir uns mit den anderen Pensionsgästen teilen, von denen wir aber noch niemanden gesehen haben. Bruni ist vor allem über die Taschenlampe aus dem “Sibirien-Survival-Kit” glücklich, da es im ersten Stock nirgends einen Lichtschalter gibt. Und in der Nacht kann ein “Blindflug” über die steile, gut gebohnerte Holztreppe sehr gefährlich werden…
Das Schwarze Meer
Wir nutzen den Nachmittag und machen uns auf zum Schwarzmeer-Strand in Sf. Gheorghe. Wir kommen gerade richtig zur Abfahrt des “Traktor-Taxis” zum Strand und ersparen uns so einen etwa 50minütigen Fußmarsch entlang der Sandstraße.
Endlich sehen wir das Meer! Ein naturbelassener Sandstrand ohne Kommerz liegt vor uns.
Gemütlich spazieren wir Richtung Donau-Mündung vorbei an Kühen, die gemütlich am Strand liegen.
Und dann stehen wir am östlichsten Zipfel der Europäischen Union. Die Donau fließt majestätisch in das Schwarze Meer. Nach mehr als 2.800 Kilometern geht für den zweitlängsten Strom Europas die Reise zu Ende.
“Um 19 Uhr gibt’s Abendessen” – wurde uns in der Pension (natürlich in Rumänischer Sprache) erklärt. Nachdem der Magen langsam zu knurren beginnt beschließen wir uns auf den Heimweg zu machen. Diesmal marschieren wir die Strecke zu Fuß und machen auch hier unsere Entdeckungen. Entlang der Sandstraße zurück in den Ort…
…sehen wir verlassene Bunker (aus dem 2. Weltkrieg? Wer weiß Bescheid?)…
… eine Radaranlage, die durch die Europäische Union gefördert wurde…
…Wasservögel und grasende Pferde…
…und auf der Sandstraße zurück Richtung Ortsmitte aufgeregte Gänse, Puten, üppige Gärten, entzückende Häuser und auch verfallene Ruinen. Meist steht auf diesen Grundstücken ein großes Schild mit dem Hinweis “zu verkaufen”.
Auch neue Touristenanlagen sind im Entstehen, die sich derzeit noch gut in die Umgebung einfügen. Es wäre schade, wenn Sfantu Gheorghe seine Ruhe und Eigentümlichkeit verlieren würde.
Bevor es zum Abendessen geht, erstehen wir im einzigen “Gemischtwarenladen” Badetücher. Wir hätten dort auch Ziegelsteine und Zement bekommen – wenn wir uns ein Grundstück gekauft hätten und dort nun ein Haus bauen würden. Haben wir aber nicht – darum begnügen wir uns nur mit Strandtüchern und Mineralwasser aus dem ebenfalls einzigen Lebensmittelgeschäft.
Der Abend in Sfantu Gheorghe
Zum Abendessen hören wir seit Tagen wieder mal die ersten deutschsprachigen Worte. Ein Paar aus Wien wohnt ebenfalls in unserer Pension – wir essen gemeinsam zu Abend. In der Laube vor dem neuen Zubau ist ein Tisch für die Gäste aufgestellt.
Besonders spannend ist aber, dass vor dem neuen Zubau ein “Freiluft Badezimmer” eingebaut wurde. Hinter dem Haus befindet sich eine Solar-Dusche, die auch von den Gästen benützt werden kann.
Hinter dem Waschbecken hört man den Hahn vom Nachbargarten krähen. Der Hund auf dem Bild ist übrigens ein ungebetener Gast, der sich durch den Zaun quälte und dort laut heulend hängen blieb. Kaum hat ihn die Vermieterin vertrieben, hängt er auch schon wieder im Zaun und jault laut. Diesmal ist er aber gescheiter und “spielt” mit der Vermieterin rund ums Haus “Fangen”. Irgendwann gibt sie die Verfolgung mit dem Besen auf und wir können uns endlich unserer köstlichen Fischsuppe und den hervorragenden Fischbällchen widmen.
Nein – ich bin im Urlaub nicht geschrumpft. Nur die Sesselhöhe passt nicht ganz zu jener des Tisches. Bei der Bank, auf der Bruni sitzt, ist alles OK.
Der Abend legt sich über Sfantu Gheorghe…
…und wir machen uns auf den Weg zur einzigen (?) Dorfkneipe.
Unter großen Weidenbäumen genießen wir unser “Timisoreana” Bier. Der Gastgarten befindet sich direkt neben einem Abbruchhaus. In einem Stockwerk sind bereits die Fensterstöcke eingebaut, aber es wurde irgendwann offensichtlich nicht mehr weiter gebaut. Man fragt sich, welche Geschichte hinter einer solchen Bausünde steckt. Nun dient die rohe Ziegelwand zumindest für die Befestigung der Beleuchtung des Gastgartens und für Antennen- und Stromkabel, die zum Fernsehgerät in der Mitte des Platzes führen. Ohne Fernsehen geht in Rumänien scheinbar gar nichts. Der Ton ist aus, dafür spielt Musik aus zahlreichen Lautsprechern. Die besten Hits der letzten Jahrzehne erfüllen jeden Winkel des Gastgartens, es passt aber alles zur Stimmung. Auch die streundenden Hunde, die täglich ums Überleben kämpfen, gehören zum Ortsbild in Sfantu Gheorghe. Für sie fällt im Gastgarten auch immer wieder etwas ab.
Ein Junge rast mehrmals, auf seinem Pferdekarren stehend, die Sandstraße entlang. Wir taufen ihn kurzerhand “Ben Hur”. Leider ist er immer so schnell unterwegs, dass wir kein Foto von ihm schießen können.
Freitag, 24. Juli 2009
Heute ist unser Faulenz-Tag in diesem Urlaub und wir gönnen uns einen entspannten Strandtag. Wir machen es uns zwischen Reitern und Kühen bequem ;-)
Am Nachmittag müssen dann noch die Karten für die Schiffsfahrt nach Hause am Anlegesteg organisiert werden. Dann machen wir es uns bis zum “letzten Abendmahl” in Sfantu Gheorghe mit Lesestoff im Garten in der Pension bequem. In der Dorfkneipe sind wir schon bekannt und bekommen am Abend automatisch das richtige Bier hingestellt. Dann geht’s schon bald ins Bett, denn der Wecker läutet morgen früh…um 6:50 fährt das Boot nach Tulcea zurück!
Hinweis: Leider können die rumänischen Schriftzeichen in diesem Beitrag nicht angezeigt werden!
Arven says
Hammer…einfach nur toll!
Ans schwarze Meer wollte ich immer schon mal aber mal davon abgesehen es gibt so viele Dinge wo ich gerne hinmöchte *gg*
Andersreisender says
Dann mach’ mal eine Liste – dann kannst Du alles, was erledigt ist abhaken ;-) Außerdem hast Du ja noch Urlaub, da kann man sicher noch 1-2 Sachen erledigen *fg*
Arven says
*lol* Na da wäre die Zeit zu kurz. Ok es reichte für einen Badetag am Wörthersee ;)