Kurz vor sieben Uhr legt unser Schnellboot nach Tulcea in Sfantu Gheorghe ab und unsere lange Rückreise beginnt. Wenn alles gut geht sind wir am Sonntag um kurz vor 21 Uhr in Salzburg. Unser Reiseplan für die nächsten zwei Tage sieht folgendermaßen aus:
06:50 ab Sfantu Gheorghe (Schnellboot) (Donaudelta-Fahrpläne für Schiffe hier)
08:20 an Tulcea
15:55 ab Tulcea (Regionalzug)
18:52 an Medgidia
19:47 ab Medgidia (Schnellzug A1821 – Liegewagen)
09:57 an Arad
11:45 ab Arad (IC 354)
14:47 an Budapest
15:10 ab Budapest (EC 968)
18:08 an Wien Westbahnhof
18:20 ab Wien Westbahnhof (Rialjet 762)
20:58 an Salzburg Hbf.
Ursprünglich wollten wir bei dieser Reise in eine Richtung mit dem Zug fahren und nach Hause fliegen. Aber bis Salzburg waren die Flugzeiten eher unattraktiv, so dass wir insgesamt auch mit der Eisenbahn nicht langsamer unterwegs sind. Da das Schnellboot bereits sehr Früh in Tulcea ankommt, hätten wir – im Nachhinein betrachtet – mit dem Bus bis Bukarest fahren können und dort um 16:20 Uhr den D346 “Dacia” nach Wien erreicht. Die gesamte Reisezeit hätte sich um etwa 8,5 Stunden reduziert. Mit den passenden Informationen ist man im Nachhinein immer gescheiter. ;-) Soweit die Theorie – jetzt geht’s zur Praxis.
Tulcea die Zweite
Nach Ankunft in Tulcea geben wir unser Reisegepäck wieder am Bahnhof ab. Für wenig Geld wird es dort bis zum Nachmittag sicher verwahrt. Dann machen wir uns, wie schon vor einer Woche, noch einmal auf “Entdeckungsreise” durch die Stadt an der Donau.
Auf den Märkten decken wir uns mit Jause fürs Abendessen ein. Ich käme an den Ständen ohnedies nicht vorbei ohne etwas zu kaufen. Allein die Gerüche der Gewürze und des Gemüses verlocken dazu…
Die Hitze ist gegen Mittag in der Stadt beinahe unerträglich. An einem schattigen Plätzchen im Park lässt sich so der Nachmittag gut verbringen. Nachdem wir bereits unsere “blauen Wunder” mit den Fahrplänen in Rumänien und Ungarn erlebt haben, checke ich die Verbindungen zur Sicherheit noch einmal in einem Internet-Cafe. Und wieder: Die Fahrpläne wurden innerhalb einer Woche geändert. Unser Zug von Arad nach Budapest kommt nicht, wie in meinem Ausdruck, um 14:47 Uhr sondern erst um 15:07 Uhr in Budapest an. Unsere Umsteigezeit reduziert sich von ursprünglich 23 Minuten auf nur mehr 3 Minuten. Wer die größe des Budapester Bahnhofs und die Pünktlichkeit der Züge kennt, weiß wie sehr wir uns über die neuen Gegebenheiten freuen. Schlimmstenfalls dauert unsere Fahrt nochmals drei Stunden länger und wir kommen morgen erst kurz vor Mitternacht in Salzburg an.
Heimwärts
Um 15.55 Uhr nehmen wir dann endgültig Abschied vom Donaudelta. Unser Zug steht am völlig überdimensionierten Bahnhof von Tulcea bereit.
Die nächste Herausforderung wartet auf uns beim Umsteigen in Medgidia. Mangels Wagenstandsanzeiger und Zug-Informationen am Bahnsteig ist unklar, wo unser Liegewagen gereiht ist. Der Zug ist wieder einmal zu spät – diesmal nur etwa 20 Minuten. Wir müssen beim Einsteigen schnell sein und entscheiden uns erst einmal irgendwo einzusteigen und uns im Zug dann “durchzukämpfen”. Ein Kampf ist es allemal, da sich in Rumänien das gesellige Leben nicht nur in den Abteilen sondern auch am Gang abspielt. So manche lustige Gesellschaft müssen wir kurzfristig auflösen und manchen schwitzenden stärker beleibten Fahrgast etwas grob an die Fensterscheiben drücken um mit unserem Gepäck weiter zu kommen.
Wo ist unser Liegewagen?
Und dann ist Schluß. Wir sind am Ende der normalen Reisewägen angelangt. Zu den nächsten Waggons – den Schlaf und Liegewägen – ist die Verbindung unterbrochen. Unvorsichtige Menschen fallen dort zwischen den Waggons einfach auf die Gleise. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als im nächsten Bahnhof aus dem Waggon zu springen und zu den Schlafwägen zurück zu laufen.
Gesagt getan. Wir sind draussen aus dem Zug. Der erste Waggon: abgesperrt. Der zweite Waggon: abgesperrt. Beim dritten Waggon stehen Menschen und “feuern” uns beim Laufen an. Wir springen in den Wagen und sind schon wieder unterwegs. Geschafft!
Vor unserem Abteil lernen wir unsere Kabinen-Genossen für die kommende Nacht kennen. Wir werden die Nacht im 6er-Liegewagen-Abtei zu siebt verbringen. Ein Ehepaar mit einem kleinen Kind und ein Vater mit seiner Tochter fahren mit uns. Die beiden sind gleich gesprächig und wir unterhalten uns am Gang über Rumänien, Gott und die Welt. Zur Abkühlung genießen Bruni und ich unser in Medgidia gekauftes, eiskaltes Bier. Richtige Abkühlung verschafft dann eine erste Katzenwäsche im Bad.
Wir sind vom rumänischen Liegewagen angenehm überrascht. Er ist neu und voll klimatisiert. Alles ist sauber und unsere Abteilnachbarn sind sehr nett. Die Tür kann zwar nicht von innen verriegelt werden, wir fühlen uns aber in unseren Betten ganz oben relativ sicher. Die Gänge werden Video-Überwacht.
Sonntag, 26. Juli 2009
Gegen 7:30 Uhr wache ich auf – wir sollten kurz vor Deva sein. Ab hier haben wir dann das Abteil für uns alleine. Aber es stellt sich heraus, dass wir schon wieder ca. eineinhalb Stunden Verspätung haben. Dadurch schrumpft unsere Umsteigezeit in Arad von zwei Stunden auf 30 Minuten. Trotzdem noch genügend Zeit zum Fahrkarten-Kauf in Arad. Ein internationaler Fahrschein konnte uns vor einer Woche in Tulcea nicht ausgestellt werden.
Pünktlich fährt unser Intercity Richtung Budapest in Arad ab. Unsere Hoffnungen sollten sich erfüllen und so kommen wir etwa fünfzehn Minuten früher in Budapest an, als der neue Fahrplanausdruck es eigentlich vorsieht. Die Fahrt nach Wien verbringen wir im Ungarischen Speisewagen bei Gulasch und Schnitzel. Auch das Umsteigen in Wien klappt einwandfrei und so sind wir auf der Zielgeraden. Beim genaueren Ansehen unserer Fahrkarten fällt mir dann aber doch noch etwas Merkwürdiges auf.
Die Dame am rumänischen Fahrkartenschalter hat unsere Route etwas “kreativ” ausgewählt. In Wels müssten wir demnach die Westbahn verlassen und von dort über Passau, Mühldorf am Inn und Freilassing nach Salzburg fahren. Nach Eisenbahn-Romantik auf Deutschen Nebenbahnen steht uns allerdings nicht mehr der Sinn und so bleiben wir im Railjet sitzen.
Herbert – mein Nachbar – empfängt uns mit einer ordentlichen Speckjause. Willkommen in Salzburg :-)
Hinweis: Leider können die rumänischen Schriftzeichen in diesem Beitrag nicht dargestellt werden!
Arven says
Wie geil!! Und das Hammer Bild des Tages ist das Foto mit der Mitze :)
Andersreisender says
Ja, die Katze hat sich auf einem Dach versteckt – Bruni hat sie vorher gar nicht gesehen, weil rundherum so viel Saustall war. Sie meinte, ich fotografiere den. Als wir weiter ums Haus gegangen sind, haben wir auch bei der Einfahrt in den Hof hineingesehen – ein Schlachtfeld sag’ ich Dir. Zwei Zigeunerkinder haben auf einem Haufen “Sperrmüll” gespielt. Da habe ich mich dann nicht mehr fotografieren getraut – die hätten mir bestimmt dann die Katze nachgeschossen *fg*
mici says
Wunderschöner Bericht, der mich nochmals ein wenig die Donaudelta-Etappe unserer Rumänien-Reise wieder-erleben ließ – die Abende an der Donau vor der Pension Nuferu kommen mir bekannt vor, und auch die rote Datscha kenne ich :-)
Am liebsten gleich wieder ab nach Rumänien…
Andersreisender says
@Mici: Willkommen im Andersreisen-Blog! Da kann ich nur zustimmen – das Donaudelta ist ein ganz besonderes Fleckchen Natur. Welche Orte habt Ihr dort besucht?
Jan says
Ja die Bilder sind schon der Hammer. Leider ist es ja nicht überall so Idyllisch in Rumänien, wobei es aber immer besser wird.