In den kleinen Pensionen in Rumänien lässt man den Gast nicht hungrig außer Haus gehen. Auch langweilig soll es beim Frühstück nicht werden, darum werden täglich andere Variationen serviert. Heute besteht das “Morgenmahl” aus Plastik-Wurst (genau genommen Frankfurter Würstchen mit ziemlich harter Kunststoff-Pelle), zwei verlorenen Eiern, Schmelzkäse, Brot, Tomaten und Kaffee.
Danach dürfen wir mit gut gefülltem Magen zum hauseigenen Steg gehen, wo uns ein Bootsführer zu einem Ausflug in die Tiefen des Donaudeltas abholt.
Diesmal stehen die Pelikankolonien und ein Besuch in Mila 23 am Programm. Was sich wie eine russische Geheimbasis anhört, ist eigentlich ein versteckter Ort im Donaudelta, der 23 Seemeilen flußaufwärts vom Schwarzen Meer entfernt liegt – zumindest was die Rechnung nach dem alten Lauf der Donau ergibt. Durch die Begradigung hat sich auch die Zählung der Seemeilen verschoben – so gibt es heute am Sulina-Arm ebenfalls einen Ort, der an der 23. Seemeile liegt.
Bereits bei Crisan biegen wir in einen kleinen Kanal ab und finden uns sofort in einer anderen Welt wieder. In gemächlichem Tempo tuckern wir über das spiegelglatte Wasser. Eine bizarre Zauberwelt tut sich auf, hier hat nur die Natur “das Sagen”.
Ornithologen können die Vielzahl an Wasservögel wohl besser benennen als wir. Uns freut allein der Anblick. Durch die Kanäle gelangen wir immer wieder zu neuen Seen, mal sind sie größer, mal sehr klein. Wir freuen uns besonders, als wir die ersten Pelikane erspäen.
Die drei Pelikane zeigen uns ihre elegante Flugtechnik in einer privaten Flugvorführung.
Dann macht unser Bootsführer den Motor aus und beginnt zu fischen. Es herrscht eine unwirkliche Stille. In unserer lauten und hektischen Welt ist dieses Gefühl, das man hier hat, nicht nachvollziehbar. Nach ein paar Minuten gleiten wir weiter durch die schmalen Arme und Verzweigungen des Donaudeltas.
Seerosen und gelb blühende Sumpfdotterblumen (?) wachsen, so weit das Auge reicht. Die Seen sind generell sehr seicht und die Wasserpflanzen wachsen bis knapp unter die Wasseroberfläche.
Dann kommen wir von einem Kanal wieder auf einen großen See. Das glatte Spiegelbild der Wasseroberfläche zeichnet unwirkliche Muster.
Durch schmale Kanäle steuern wir direkt auf Mila 23 zu. Wer sich dort ein gemütliches Fischerdorf erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht sein. Crisan wirkt wesentlich sympathischer und authentischer auf mich als Mila 23. Zwar ist der Ort kleiner als Crisan, aber es sind an einem Fleck mehr Pensionen und Hotels zu sehen. Für Fischer, Vogelkundler und Naturliebhaber ist der Ort dennoch ein zentraler Ausgangspunkt in die kleinen Kanäle des Donaudeltas.
Wir machen in einer russischen Kneipe eine Kaffeepause. Auch hier lebt, wie in Letea, die russische Minderheit der Lipowaner. Das Radio spielt viel zu laut und natürlich muß auch das Fernsehgerät eingeschaltet sein. An den Tischen sitzen Jung und Alt beisammen. Auch hier kann ich – wie auch schon an anderen Orten im Donaudelta – beobachten, dass Sonnenblumenkerne mit den Zähnen geknackt und dann gegessen werden. Eine typisch Russische Angewohnheit. Man knabbert die Kerne zum Zeitvertreib oder auch zum Bier.
Beim Weg zurück zu unserem Boot sehen wir noch eine Art Baustellenschiff mit Mischmaschine, Sand und Zement – eine “spannende” Konstruktion.
Dann bringt uns unser Führer wieder wohlbehalten zurück in unsere Pension in Crisan.
Bruni gönnt sich eine gemütliche Siesta, während ich etwas genauer das Leben unterm Strohschirm direkt beim Anleger beobachte…
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Arven says
lol… Sonnenblumenkerne mit den Zähnen knacken habe ich schon als Kind mit meinem Opa gemacht.
Ich finde das so toll wie du das beschreibst. Die Pelikane hätte ich auch gerne gesehen…
Andersreisender says
Dann ist es vielleicht gar keine Russische sondern eine Obersteirische Angelegenheit. ;-) Ich glaube, ich muß mir mal auch dringend Sonnenblumenkerne kaufen und das mal ausprobieren. Vielleicht ist das ja ganz entspannend. Wobei in Sibirien ja die verschiedensten Kerne gekaut werden. Beim Reisetagebuch-Eintrag von Irkutsk kannst Du am vorletzten Bild einen solchen Stand sehen. Die Spatzen haben der armen Verkäuferin immer die Kerne stibitzt und sie hat dann wie wild mit einem Stock um sich geschlagen :-)
Arven says
-lach- wie cool. Ja kauf dir mal welche. Wenn du sie nicht magst sind sie auch noch sehr gefragt in diversen Vogelhäuschen :-)
Ini says
danke für deinen Besuch auf unserem Blog.
Rumänien ist ein Land, wo sich heute wenige etwas drunter vorstellen können. Um so dankbarer ist man, wenn man persönliche Berichte im Netz lesen kann.
liebe Grüße
Ini
PS. werd wohl öfter hier mal lesen!
Andersreisender says
@Arven: Genau – der nächste Winter kommt bestimmt :-)
@Ini: Bitteschön – gern geschehen :-) Ich finde persönliche Berichte aus verschiedenen Ländern auch immer eine Bereicherung. Auch bei der Urlaubsvorbereitung hilft das ungemein, finde ich. Herzlich Willkommen bei Andersreisen.net
Ini says
hallo Andersreisender,
danke für deine Willkommensgrüße hier auf deinem Blog.
ich schau auch immer bei Urlaubsplanungen im Netz
liebe Grüße
Ini