„Bin ich nun in Indien oder in Portugal?“ dieser Gedanke geht mir beim Bummel durch Goas Hauptstadt durch den Kopf. Panaji, besser bekannt unter dem alten Namen Panjim, wirkt so gar nicht indisch. In der kleinen Stadt fühlt man sich in die Zeit der portugiesischen Seefahrer zurückversetzt. Ein Sehenswürdigkeiten-Bummel durch die Altstadt.
Kaum zu glauben, dass Panaji mit knapp 60.000 Einwohnern die Hauptstadt von Goa ist. Viel mehr meint man durch eine portugiesische Kleinstadt zu spazieren.
Zentraler Platz ist der Church Square mit dem Stadtpark, der 2010 renoviert wurde. Er ist die grüne Oase mitten in der Stadt. Bei meinem Besuch sind gerade Kunstwerke aus Müll zu sehen. Eine Ausstellung in Zusammenhang mit dem „Trash Festival“ für ein müllfreies Goa. Es fand im Dezember statt, einer der Sponsoren ist TetraPak.
Vom Church Square, dem Kirchenplatz, ist die Kirche auch nicht weit. Die „Kirche der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria“ (Chruch of Our Lady of the Immaculate Conception) thront strahlend weiß auf dem Hügel. 1541 wurde sie eingeweiht und war erste Anlaufstelle für Seeleute aus Portugal.
Bis zum Ende der portugiesischen Kolonialherrschaft, 1961, war die Mehrheit der Bevölkerung Katholiken. Heute sind die Hinduisten stärkste Glaubensgemeinschaft in Goa, über ein Viertel der Bevölkerung ist katholisch.
Das zeigt sich auch im Stadtbild Panajis. Überall sind Kreuze, Bildstöcke und Christliche Symbole zu sehen. Einige ältere Frauen sind hier mit langer Hose und Bluse gekleidet, jüngere tragen westliche Kleidung und geben sich auf der Straße emanzipiert und gleichberechtigt.
Der schönste Stadtteil um in das indisch-portugiesische Flair einzutauchen ist Sao Tomé. In den engen, verwinkelten Gassen kann man sich verlieren, sollte aber trotz der schönen Häuser den Blick auch immer wieder auf den Boden senken. Tiefe Wasserrinnen entlang der Straßen lassen vermuten, welche Wassermassen während des Monsuns vom Himmel fallen.
Am Ufer des Mandovi Flusses steht das Secretariat Building. Heute beherbergt es die Regierungsbüros, früher war es die offizielle Residenz des portugiesischen Vizekönigs.
Gleich nebenan wird mit einer Statue Abbé Faria (José Custódio de Faria) gedacht. Der Portugiese wurde 1756 in Goa geboren, war Priester und Hypnotiseur, und gilt als einer der Begründer der Dynamischen Psychiatrie. Ein Jahr vor der Französischen Revolution ging er nach Paris.
Panjim war zur Zeit Farias nicht die Hauptstadt von Portugiesisch–Indien, das war bis 1843 Alt-Goa (Vhela Goa, Old Goa). Die alte Hauptstadt gab dem Bundesstaat Goa ihren Namen.
Reisetipps für Panaji/Panjim in Goa:
- Für eine gemütliche Stadtbesichtigung reicht ein Tag in Panaji aus.
- Fahrzeug braucht man keines, die Altstadt ist überschaubar und bei einem Spaziergang leicht zu erkunden.
- An- und Weiterreise per Bahn: Panaji hat keinen eigenen Bahnhof, der nächstgelegene Bahnhof ist Karmali in Old Goa. Taxis, Autorikscha (Tuktuk) und Moped-Taxi (Pilot) warten vor dem Bahnhof, von dort sind es ca. 2 Kilometer bis zur Bushaltestelle beim Tourist Inn in Old Goa. Hier fahren häufig Busse zum Busbahnhof in Panaji (ca. 30 Minuten, 12 Rupien). Ins Zentrum von Panaji sind es über die Fußgängerbrücke ca. 10 bis 15 Minuten Fußmarsch.
Hier geht’s zur Übersichtsseite Reiseberichte und Reiseinformationen Indien.
Martina says
Lieber Gerhard,
obwohl Indien nicht zu meinen persönlichen Traumreisedestinationen zählt, lese ich Deine Berichte sehr, sehr gerne … Goa würde mich allerdings schon reizen … eine “blonde” Frage … ;-) … die Strände auf Goa sollen so toll sein … stimmt das?
Horidoo und weiterhin gute Reise
Martina
Alex says
Na das Essen sieht doch mal wieder lecker aus. Und das Beste ist ja wohl der Kleiderbügel am Baum. Aber ja, du hast Recht… hat schon was von Portugal. Weiterhin ein gemütliches Reisen durch Indien.
Andersreisender says
– Martina: Ja! Die Strände sind traumhaft in Goa, aber auch sehr unterschiedlich. Sand, Steine, Partyzone, ruhig, Bungalows, “schöne” Hotels… Ich habe lange überlegt, an welchen es gehen soll. Aber ich denke, ich habe meinen Traumstrand ca. 70 Kilometer südlich von Panjim gefunden. In den kommenden Tagen gibt’s hier einen Post vom Palolem Beach.
– Alex: Paper Masala Dosa ist lecker. :-) Die Müll-Installationen im Park fand ich auch witzig. Hoffentlich sind sie – zumindest ein kleiner Schritt – in Richtung Umweltschutz.
Ivana says
Und der gute Abbé Faria hat dem Graf von Monte Christo zu seinem Schatz verholfen, zumindest nach Dumas ;-) *klugscheißmodus off*
Viel Spaß noch in Indien, auch wenn ich nicht so gute Erinnerungen an Goa habe, aber Indien an sich ist Hammer!
LG
Ivana
Andersreisender says
Ivana: Jaja, in Indien gibt es einige Schätze zu heben. Schade, dass Du an Goa nicht so gute Erinnerungen hast. Aber ich habe mittlerweile auch festgestellt, dass der kleine Bundesstaat sehr vielseitig ist und ich möchte ehrlich gesagt an manchen Plätzen auch nicht länger verweilen. Dafür habe ich aber auch traumhafte Flecken entdeckt, wo ich gerne wieder hin möchte.