Mit Karen und David aus Grossbritannien beschliesse ich, Ulanbaataar naeher zu erkunden. Beide haben sich eine “Auszeit” genommen und ihre Jobs gekuendigt. Jetzt reisen sie quer durch China bis nach Bangkok. Wer mit den beiden virtuell mitreisen moechte kann dies hier machen!
Ulaanbaatar ist eine eher ernuechternde Stadt. Ein extremer Gegensatz zu den bisher gesehenen Staedten. Vieles ist heruntergekommen, einige hochmoderne Haeuser erheben sich zwischen den alten Gebaeuden.
Mit ihren rund 1,2 Millionen Einwohnern ist sie die Hauptstadt der Mongolei. Viele leben in Jurten (mongolisch: Ger) oder auch kleinen Holzhaeusern. Die Plattenbausiedlungen am Stadtrand sind erst in den 1960er und 1970er Jahren entstanden. Insgesamt zaehlt die Mongolei rund 2,9 Millionen Einwohner auf einer Flaeche, die viereinhalb Mal so gross ist wie Deutschland. Somit ist die Mongolei eines der am duennsten besiedelten Gegenden der Welt.
Die Stadt Ulaanbaatar ist uebrigens die kaelteste Hauptstadt der Welt, keine Hauptstadt liegt ausserdem weiter vom Meer entfernt. Dadurch ergibt sich das extreme Kontinentalklima mit sehr kalten Wintern bis zu – 47 Grad, aber auch sehr heissen Sommertagen. Wir befinden uns uebrigens nun auf einer Seehoehe von rund 1.300 Metern und die Temperatur liegt gottseidank zwischen -12 und 0 Grad.
Hier muss man bei einem Spaziergang durch die Stadt auf Schritt und Tritt aufpassen. Kaputte Gehwege, offene Kanalschaechte und ein unuebersichtlicher Strassenverkehr, wo der Staerkere Vorrang hat, machen einen Spaziergang manchmal zu einem unsicheren Erlebnis. Aber man gewoehnt sich an diese Situation. Die Sitten im Strassenverkehr erinnern mich etwas an jene in einer arabische Grossstadt.
Doch der Suchbaatar-Platz, der zentrale Platz Ulaanbaatars, ist neu gepflastert. Also Zeit fuer einen ausfuehrlichen Rundum-Blick. Anlaesslich des 800. Jahrestags der Reichsgruendung hat man hier alles renoviert.
Auf diesem Platz befindet sich das Reiterdenkmal des mongolischen Nationalhelden General Suchbaatar, der als Anfuehrer der Partisanenverbaende gilt. 1921 leitete er den Befreiungskampf gegen die chinesische Okkupation ein.
Das Parlamentsgebaeude ist das ehemalige Mausoleum der Revolutionshelden Suchbaatar und Tschojbalsan. Beide mussten dem sogenannten Chinngis-Khaan-Komplex weichen. Mittelpunkt ist ein monumentales Denkmal des Feldherren.
Ausserdem sind auf diesem Platz der zentrale Kulturpalast, die Akademie der Wissenschaften, das Opernhaus, das Haus des Oberbuergermeisters, die Nationale Universitaet sowie das Hauptpostamt zu finden. Somit hat man 90 % der wichtigsten Dinge in Ulanbaataar gesehen.
Wir machen es uns in einem mongolischen Restaurant gemuetlich. Wir bestellen Hammelsuppe und bekommen fuer umgerechnet etwas mehr als 1,25 Euro eine riesige Schuessel mit Suppe und ausreichend Einlage. Sehr schmackhaft! Und auch einen erster Kontakt zu den Buuds – den mongolischen Teigtaschen, gefuellt mit Hammelfleisch (was sonst?) – darf fuer mich nicht fehlen. Insgesamt ist die Verpflegung in der Mongolei sehr guenstig. Fuer rund 2-3 Euro bekommt man Essen und Getraenke in einem einfachen Lokal – und man ist danach pappsatt.
Karen und David bestellen Tee – it doesn’t look very British: Sie bekommen Milchtee mit Salz. Beide verziehen das Gesicht. Diesen Tee trinkt man in der Mongolei auch zum Fruehstueck, dann mit kalten Fleischstreifen darin. Ich gebe den beiden zu bedenken, vielleicht sollte man diesen Tee im Gedanken als Suppe trinken – dann koennte er besser schmecken. Beide schauen schon nicht mehr so traurig drein.
Weiter geht’s durch die Strassen von UB.
Das Gandan-Kloster ist ein Tempelkomplex, wo sich am Sonntag-Nachmittag viele Glaeubige treffen. Auch Carolina und Gustav aus Schweden treffen wir hier. Beide sind ebenfalls heute im Guesthouse angekommen.
Vor dem Kloster sehe ich erstmals auch die Gebetsmuehlen “in Aktion”. Das geht doch wesentlich schneller, als bei unseren Gebeten.
Vor dem Kloster ist ausserdem eine Skulptur zu sehen, die von den Besuchern angetastet wird. Ich habe davon gelesen, aber weiss leider nicht mehr genau den Hintergrund… Zu Hause werde ich dies recherchieren und dann hier nachtragen ;-)
Nach einem ausgedehnten Rundgang, einem Teestopp im “British Pub” und auch einem Besuch im ehemals staatlichen Kaufhauses – uebrigens heutzutage auch am Sonntag geoeffnet – verabreden wir uns fuers Abendessen.
Bei Dunkelheit verlassen wir das Guesthouse. Drueckende Stimmung herrscht auf der Strasse. Das Licht ist diffus, jede zweite Strassenlaterne ist defekt. Auf den Gehwegen gibt es keine Beleuchtung, die Strassenlaternen leuchten nur die Fahrbahn aus. Bei den entgegenkommenden Menschen sieht man erst das Gesicht, wenn sie ganz nahe sind. Sonst huschen nur finstere Schatten durch die Strassen. Ein leichter Nebel macht die Stimmung nur noch unheimlicher.
Wir beschliessen, gleich in der Naehe (ca. 100 Meter vom Guesthouse) das Bohemian Restaurant zu besuchen. Karen und David erzaehlen mir bei Gulasch und mongolischem Bier von ihren genaueren Reiseplaenen. Natuerlich muessen auch die bisherigen Erfahrungen von der Reise durch Russland ausgetauscht werden.
Zurueck imGuesthouse sitzen wir mit anderen noch gemuetlich im Aufenthaltsraum beisammen und tauschen Erfahrungen aus.
Ich freue mich schon auf den naechsten Tag – dann werden wir die Umgebung Ulaanbaatars erkunden. Eine Übernachtung im Ger ist bestimmt ein besonderes Erlebnis…
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