Wow! Ankunft in Peking! Das Ziel meiner Bahnreise von Österreich nach China ist erreicht! Es ist ein ganz besonderes Gefühl in der chinesischen Hauptstadt aus dem Zug zu steigen. Am Bahnhofsvorplatz verlierst Du Dich dann in der Menschenmenge. Von meinen Erlebnissen in Peking berichte ich in diesem Reisetagebuch. Es stammt aus dem Jahr 2009. Für aktuelle Reisetipps wirf bitte einen Blick in die Übersicht Transsibirische Eisenbahn. Außerdem findest Du hier im Blog viele China-Reisetipps.
Freitg, 13. Februar 2009
Kurz nach 14 Uhr – ich bin gerade aus Ulaanbaatar am Pekinger Hauptbahnhof angekommen.
Den Eingang zur U-Bahn am Bahnhof Peking findet man leicht. Ich kaufe ein Ticket – und sehe schon im Freien eine etwa 30 Meter lange Schlange vor dem Eingang zur U-Bahn. “Super” denke ich, “das wird doch nicht genau so bloed beginnen wie meine Geschichte in der Moskauer Metro…”.
Mein Gepaeck wird von Minute zu Minute schwerer. Aber ich habe Glueck: Nach 10 Minuten bin ich beim Eingang und sehe, dass hier das Gepaeck durchleuchtet wird – und das haelt auf. Dann kommen die Menschen in Fluss und man ist sofort am Bahnsteig.
Alles ist vorbildlich beschrieben, man findet sehr einfach seinen Weg. Die wichtigsten Informationen sind auch in lateinischer Schrift angegeben. In den Zuegen werden die Stationen in Chinesischer und Englischer Sprache durchgesagt. Leuchtschriften informieren ueber die naechste Station – da kann wirklich nichts mehr schief gehen.
Yang wartet auf mich wie vereinbart beim Exit A bei der Station Qianmen. Dann kann ich mein Gepaeck in das direkt am Tian’anmen-Platz geparkte Auto geben. Endlich von der Last befreit! Auf die Frage, dass hier mitten am Platz auch nicht jeder parken duerfe antwortet er “mein Vater arbeitet hier” – alles klar. Wir muessen noch ein bisschen auf die Weiterfahrt warten und machen einen ersten Spaziergang ueber den Platz.
Yang erklaert mir, dass ich nicht bei ihm, sondern bei seinem Cousin wohnen werde. Der Grund: Sein Baby weint die ganze Nacht. Kein Problem – ich bevorzuge lieber eine ruhige Nacht beim Cousin. Am fruehen Abend sind wir dann bei der Wohnung. Die Fahrt dauerte eine gefuehlte Ewigkeit und doch sind wir noch immer mitten in der Stadt. 16 Millionen Menschen muessen halt irgendwo leben – und das braucht Platz.
Wir fahren von der Hauptstrasse in die Gasse, wo die Wohnung liegt. Ich denke erst, dass der Schriftzug ueber der Strasse vielleicht ueber Strassennamen oder aehnliches informiert – aber es ist nur eine Reklame des naheliegenden Hotels. Die Gasse sieht eigentlich aus wie ein Markt. Vieles wird auf der Strasse verkauft. Gegrillte Huehner, Gemuese, Tofu, Suessigkeiten und so einiges fuer mich undefinierbares. Es herrscht reges Treiben in der Gasse – Fahrradklingeln, Hupen und Menschen, die miteinander plaudern. Sehr spannend – das muss ich mir bei Tageslicht genauer ansehen.
Im 3. Stock eines Wohnhauses stellt mir Yang seinen Cousin Ihr und seine Tante Lee Schu Pin (wie man das auch immer schreibt) vor. Ich beziehe mein Zimmer. Alles ist geraeumig, schoen eingerichtet und sehr sauber. Kurze Zeit spaeter gibt es auch schon Abendessen. Verschiedene Schuesseln werden auf den Tisch gestellt, jeder bekommt – wie auch bei uns beim “Chinesen” – eine kleine Schuessel und natuerlich Staebchen.
Yang erklaert mir, dass alle gemeinsam aus den grossen Schuesseln essen – jeder nimmt sich also mit den Staebchen was er moechte. In der kleinen, eigenen Schuessel hat man etwas Reis. Und los geht’s mit dem Durchprobieren. Zur Auswahl gibt es Schweinerippchen, Huhn mit Fruehlingszwiebeln, Schweinefleisch in etwas schaerferer Sauce und “faule Eier” mit Tofu. Man kann sie auch fermentierte Eier nennen, das Eiweiss und Einklar veraendern sich durch lange, spezielle Lagerung und verfaerben sich. Schmeckt in Kombination mit dem gewuerzten Tofu sehr gut. Es gibt sicherlich verschiedene Zubereitungsarten, ein paar Details zu den “tausendjaehrigen Eiern” hier in Wikipedia.
Dann freue ich mich auf eine Dusche. Im Bad bemerke ich, dass es hier keine Brausetasse gibt. Ich werde von Ihr auch schon aufgeklaert, dass ich mich einfach in die Ecke des Bades stellen solle – dafuer oeffnet er extra den im Boden eingelassenen Abflussdeckel. Auch der Brausekopf inklusive Anschluss am Boiler sieht sehr provisorisch aus. Ich ueberlege, ob sich Chinesen vielleicht anders waschen als Europaeer? Mir fallen die vielen Lavoirs und auch ein grosser Eimer mit Wasser und einer Schoepfkelle auf. Der Wasserstand im Eimer hat sich bis zum naechsten Vormittag veraendert. Wieder eines von vielen “Chinesischen Geheimnissen” ;-)
Leider spricht Ihr nur sehr wenig Englisch und seine Mutter so gut wie gar nicht. Man verstaendigt sich mit Haenden und Fuessen – ueber “ni hau” und “sje, sje” und “gambej” ist mein Wortschatz leider noch nicht hinaus gekommen. Als Abendbeschaeftigung dient daher wieder das Blog-Schreiben. Inzwischen ist auch Ihr’s Vater von der Arbeit nach Hause gekommen.
Gegen 23 Uhr ist Bettruhe und ich ziehe mich ebenfalls in mein Zimmer zurueck. Toll, ich habe ein mit Dinkel – oder aehnlich – gefuelltes Kissen! Wie man darauf schlaeft? Morgen werde ich’s wissen!
Samstag, 14. Februar 2009
Man schlaeft herrlich – ich will gar nicht mehr aus dem Bett! Gegen neun Uhr muss es dann doch sein, sonst laeuft mir die Zeit davon. Zum Fruehstueck gibt es suess schmeckendes Toastbrot, gebratene Eier aus dem Wock und Gruenen Tee. Ihr registriert mich bei der Polizei – das muss innerhalb von 24 Stunden nach Ankunft erledigt werden. Nach 20 Minuten ist er wieder da – nicht so ein kompliziertes Unterfangen wie in Russland.
Dann mache ich mich mit Bus 692 auf zum Tian’anmenplatz. Bei den beiden mittleren Eingaengen sitzen in Peking Schaffnerinnen. Dort kann man sein Ticket kaufen oder eine Prepayed-Magnetkarte zum Entwerter halten. Beim Ausstieg muss man nochmals entwerten, da ansonsten die Fahrt bis zum Ende berechnet wird. In manchen Bussen wird nach Streckenlaenge bezahlt, in manchen gilt der Einheitstarif 1 Yuan (ca. 10 Cent). Die Stationen werden in Englisch und Chinesisch durchgesagt, was die Orientierung sehr erleichtert. Auch auf einer Laufschrift ist die jeweilige Station zu lesen.
Unmittelbar nach der sanften Tonband-Ansage bruellen die Schaffnerinnen bei viel Betrieb etwas (fuer mich sowieso) unverstandliches ins Mikrofon. “Qianmen” – meine Station – hier muss ich raus.
Nochmals wird der Tian’anmenplatz – auch Platz des Himmlischen Friedens genannt – inspiziert. Hier befindet sich auch das Mao-Mausoleum. Aber auch dem 1976 verstorbenen Mao Zedong muss ich leider – wie schon Lenin in Moskau – den Besuch absagen, zu kompliziert sind mir die Sicherheitsvorschriften. Er wird’s verkraften…
Ausserdem zu sehen auf diesem Platz: Das Nationalmuseum, das Tor des Himmlischen Friedens, die Grosse Halle des Volkes, das Denkmal fuer die Helden des Volkes und das eben erwaehnte Mao-Mausoleum. Der Platz des Himmlischen Friedens wird oft als der groesste, befestigte Platz der Welt bezeichnet. Der Rote Platz in Moskau kam mir aber wesentlich groesser vor. Kommt natuerlich immer darauf an, welche Flächen man alles mitrechnet. Dann noch schnell ein “Touristen-Foto” auf dem Platz, auf dem 1989 nichts passiert ist gemacht…
Ausserdem findet am Platz zweimal taeglich eine Fahnen-Zeremonie statt – die dazugehoerige Wache steht natuerich auch am Platz.
Dann wird der Kaiserpalast und die Verbotene Stadt Besichtigt. Eine beeindruckende und ueberdimensional grosse Anlage. Ein “Audio-Guide” versorgt mich – nach Startschwierigkeiten – in Deutscher Sprache mit allem Wissenswerten. Zwar wurden die Informationen nicht immer an der richtigen Stelle gegeben und schon nach wenigen Minuten wurde ich verabschiedet – trotzdem eine nette, technische Spielerei. Ausserdem haette ich auch ohne Audioguide den Ueberblick ueber die unzaehligen Raeume, Palaeste, Tore, Gaerten und Plaetze in der Verbotenen Stadt verloren.
Das duerfte auch einigen anderen Besuchern so ergehen, denn ich war fuer sie anscheinend, als einer der wenigen Europaeischen Touristen, hier die “Hauptattraktion”. Staendig wollte man mit mir darauf Fotos machen – einmal habe ich “zurueckgeschossen”
Und noch ein Schnappschuss ist mir gelungen: Die “Palastwache” beim Basketball-Spielen. Mao Zedong wird sich im Grab umdrehen…
Nach mehr als dreieinhalb Stunden in der Verbotenen Stadt erreiche ich den Ausgang im Norden. Ich beschliesse, einen Spaziergang durch den nahegelegenen Beihai-Park zu machen. Auf die Jadeinsel fuehrt eine weisse Marmorbruecke. Von hier aus sieht man die Weisse Flaschenpagode im indischen Stil, die 1651 von einem nepalesischen Arichtekten zu Ehren des ersten Besuchs eines Dalai Lamas in Peking erbaut wurde.
Dann gibt’s erst mal Futter – es ist schon nach 14 Uhr. Nudelsuppe steht am Speiseplan, ich bekomme dazu Staebchen serviert. Ich spicke beim Nachbarn und sehe, dass er die Einlage in der Suppe mit den Staebchen isst. Leider uebersehe ich in meinem Kampf gegen die Schwerkraft, wie bei ihm die Fluessigkeit verschwunden ist. Ich vermute, er hat sie einfach ausgetrunken – ich bestelle als “wohlerzogener Europaeer” dann doch einen Loeffel. Ich entdecke eine Saeco “Vienna” und freue mich auf einen guten Kaffee, der nun schon seit Tagen ausstaendig ist. Die Bedienung fragt mich, welchen ich gerne haette und deutet auf eine Tafel mit chinesischen Schriftzeichen. Ich sage “Cappucchino”. Es hat funktioniert :-)
Kurz nach sieben Uhr kehre ich zurueck in die Wohnung. Im Stiegenhaus ist es stockdunkel. Ich taste mich vor und suche einen Schalter – Fehlanzeige. Ich trappse die Stufen zur offenen Haustuere zurueck – das Licht geht im 1. Stock an. Mich wundert allerdings, wer es eingeschaltet hat – es ist niemand zu sehen. Weiter vortasten in den 2. und 3. Stock – kein Lichtschalter in Sicht, aber ich erkenne die Umrisse der Wohnungstuere und klopfe. Ihr oeffnet mir die Tuere – ich frage, wie man das Licht an macht. Ganz einfach: In jedem Stockwerk einmal Klatschen ;-)
Kein Scherz – das ist wahr!
Ich speise heute gemeinsam mit dem Vater, der gerade von der Arbeit nach Hause gekommen ist. Taeglich ueberrascht mich die Chinesische Kueche aufs neue. Es gibt eine Art Tortellini – nur etwas groesser. Dazu eine intensive Sauce aus Essig, Sojasauce und gruenem (eingelegten?) Knoblauch. Dazu einen Salat bestehend aus u.a. Stangensellerie, Erdnuessen, Karotten, Bambussprossen und Pilzen. Leider klappt die Verstaendigung nicht so gut – ich wuerde sonst viel mehr Fragen stellen. So bleiben Lee Schu Pin viele Rezeptfragen erspart.
Die grossen “Truemmer” mit Staebchen zu essen ist gar nicht so einfach. Danach bekomme ich noch eine “Suppe” gerecht. Mir wird erklaert, dass dies das Kochwasser der Teigtaeschchen ist. Vater und ich schluerfen die Suppe – man sieht mich erwartungsvoll an. Naja – Geschmackserlebnis ist das keines.
Der Abend: Ich Internet – Familie gebannt vor dem Fernseher. Der laeuft hier ebenfalls die ganze Zeit mit irgendeinem sinnlosen Unterhaltungsprogramm. Uebrigens: Es werden staendig Chinesische Untertitel eingeblendet. Dies liegt daran, weil in den unterschiedlichen Regionen unterschiedliche Dialekte gesprochen werden. Und daher versteht sich die Chinesen nicht unbedingt untereinander.
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