Ich habe das Gefühl je länger ich reise umso schneller vergeht die Zeit. Auch wenn noch ziemlich genau fünf Monate an Reisezeit vor mir liegen, bekomme ich bei den weiteren Planungen immer ein bisschen ein stressiges Gefühl. In China möchte ich noch vieles sehen. Auch Vietnam, Kambodscha und ein kleiner Teil von Thailand wollen ebenfalls noch erkundet werden.
Und dann sollen auch immer wieder ein- bis zweiwöchige Zwischenstopps zum Arbeiten und zum Vorbereiten neuer Projekte eingelegt werden. Ein Vorsatz, den ich bisher nur sehr zögerlich umsetzen konnte. Es gibt einfach zu viel zu sehen. Und zu viele nette Reisebekanntschaften.
Inhalt:
13 Tage Shanghai
Meinen ersten längeren Zwischenstopp verbringe ich nun hier in Shanghai. Nicht ganz freiwillig. Die Ereignisse der Reihe nach: Bei meinem Besuch bei Gaos Familie in Xishui muss ich mich entscheiden wie meine weitere Reise durch China verlaufen sollte. Schwierigkeiten bei der Planung bereiten die chinesischen Urlaubstage in der Woche nach dem Nationalfeiertag, also nach dem 1. Oktober, und das Wetter.
Darum entscheide ich mich erst nach Shanghai zu reisen und dann am 1. Oktober mit dem Hochgeschwindigkeitszug wieder über Wuhan in die Stadt Changsha zu fahren. Sie liegt etwa 350 Kilometer südlich von Wuhan. Dort möchte ich die chinesischen Feiertage und den “Trubel” bis zum 8. Oktober abwarten. Dann ist ein Reisen angeblich wieder entspannter möglich und die Sehenswürdigkeiten sind nicht zu sehr überlaufen.
Der erste Strich durch die Rechnung
Die Temperaturen auf meiner Reiseroute sind vor einigen Tagen von heißen 40 auf herbstliche 18 Grad gefallen. Schuld daran ist ein Ausläufer eines Taifuns. Leider wirkt sich das feucht-kalte Wetter in China genauso negativ auf meine Gesundheit aus wie das Herbst-Nieselwetter in Österreich: Ich bin erkältet. Und die Verkühlung entwickelt sich bei meinem zweiten Stopp in Wuhan zu einer ausgewachsenen Erkältung mit Fieber.
Bahnticket und Hostel sind reserviert und so reise ich am 25. September trotzdem nach Shanghai. Die kommenden zwei Tage liege ich erst mal flach. (Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Beitrags geht es mir wieder ausgezeichnet – also kein Grund zur Sorge ;-) )
Reiseärgernisse
Man möchte es nicht glauben, aber Reisen ist anstrengend. Kaum hat man sich an einen Ort ein bisschen gewöhnt muss man in die nächste Stadt weiterreisen. Jeden Tag muss eine neue, preisgünstige und “sichere” Futterstelle ohne anschließenden Durchfall gesucht werden.
Bei Bahnfahrten ist am Bahnhof in China langes Anstehen um Fahrkarten am Bahnschalter die Regel. Um freie Taxis muss in vielen Städten gekämpft werden. Oft hat der Taxifahrer keine Ahnung wo das gewünschtes Ziel ist und lässt den Fahrgast stehen. Der Kampf nach einem freien Taxi beginnt von vorne.
Die tägliche Flut an Eindrücken und Emotionen muss man ebenfalls verarbeiten. Es gibt extreme Gegensätze in diesem Land, vieles zum Nachdenken. Ein Reisetagebuch hilft. So manche “aus dem Nähkästchen geplauderte” Reisegeschichte könnt Ihr ja auch in diesem Blog nachlesen.
Vor ein paar Tagen kam der Punkt, an dem mir alle Chinesen nur “angestanden” sind. Unangenehme chinesische Angewohnheiten wie die dauernde Spuckerei auf die Straße, den Dreck überall fallen zu lassen und einfach keine Dinge, Tiere und Mitmenschen wertzuschätzen kombinierte sich mit Scherereien beim Reisen, die über den “täglichen Stress” hinausgehen.
Adressen und Google Maps
Ein weiteres Ärgernis der letzten Tage: Falsche Adressen von Hotels. Oder auch beliebt: Falsche Informationen in Google Maps (siehe auch Google Maps Problem in Japan). Die Sprachbarriere gestaltet die Suche nach der Unterkunft umso schwieriger. Und wenn man dann mit dem großen Rucksack am Buckel und zwei weiteren Umhängetaschen schweißgebadet vor dem falschen Gebäude steht könnte man manchmal am liebsten ausflippen.
Aber es gibt dann auch nette Menschen, die einem weiter helfen. Irgendwie habe ich trotz der Probleme noch immer meinen Weg gefunden. Und ich lerne auf meiner Reise auch immer dazu. Habe ich mich erst gegen eine chinesische Telefonnummer gewehrt, besitze ich nun eine SIM-Karte für dieses Land. Zukünftig kann das Personal in der Rezeption des Hostels oder Hotels direkt dem Taxifahrer die Adresse erklären. Ein Anruf genügt. Und er ist viel günstiger als von der österreichischen Telefonnummer.
Der zweite Strich durch die Rechnung
Am 27. September bin ich in Shanghai wieder einigermaßen “auf den Beinen” und beginne meine Weiterreise ins organisierte Hostel in Changsha zu planen. Bereits am Morgen werde ich mit einer unerfreulichen SMS auf meinem Handy überrascht: Das Hostel möchte nachträglich die Preise für das über Hostelbookers gebuchte Zimmer anheben. Sie hätten erst jetzt bemerkt, dass die kommende Ferienwoche beliebte Reisezeit sei.
Wie sich wenig später am Bahnhof herausstellt werde ich das Zimmer in Changsha überhaupt nicht in Anspruch nehmen können. Die Bahntickets sind für die nächsten Tage ausverkauft. Kein Ticket am 1. Oktober. Auch nicht am 2. oder 3.
Bis 7. Oktober in Shanghai
Meine Konsequenzen: Ich bleibe bis zum Ende der Feiertage in Shanghai – 7 Tage länger als geplant. Und dieser Zwischenstopp gestaltet sich sehr angenehm. Shanghai ist eine Weltstadt – völlig anders als die anderen Millionenstädte in China. Shanghai wirkt westlich. Es gibt vieles, das es im restlichen China nicht gibt. Die französische Konzession und der Bund verbreiten optisch ein europäisches Lebensgefühl.
Schnell ist der Reiseärger der letzten Tage vergessen. Ich beschließe, hier ein bisschen “Europa-Urlaub” zu machen. Etwas Abwechslung zur chinesischen Küche tut gut. Eine Melange im Cafè Vienna und Wienerschnitzel mit Petersilkartoffeln und gemischten Salat im “Wirtshaus Shanghai” zählen zu meinen kulinarischen Höhepunkten. Auch der Cappuccino schmeckt an vielen Orten und trägt eine perfekte Milchschaum-Haube.
Zwischendrin kann ich es natürlich nicht lassen, auch die chinesischen Märkte zu durchstöbern. Am Markt “gleich ums Eck” gibt es eine traumhaft gebratene Ente. 12 Yuan (ca. € 1,30) der halbe Vogel.
Und das Beste: Auch das Wetter hat sich nun wieder gebessert. Herrliches Herbstwetter mit Temperaturen um die 25 Grad machen Lust auf einen Sightseeing-Bummel. Welche Sehenswürdigkeiten Shanghai berichte ich Euch in den nächsten Tagen.
Ins Grüne nach Zhangjiajie
Am 7. Oktober fahre ich mit dem Nachtzug wieder gegen Westen: Rund 1.600 Kilometer nach Zhangjiajie. Endlich ins Grüne. Nach mehr als einem Monat Stadtaufenthalt mit Smog freuen sich meine Lungen auf frische Luft. Hoffentlich spielt nun auch das Wetter mit. Denn in Zhangjiajie möchte ich ein tolles Gebirge besuchen.
Weiter geht es dann in ein oder zwei Dörfer, in denen die chinesische Minderheit der Miao lebt. Die Reiserichtung ist dann eindeutig Süden. Herbst und Winter versuchen mich langsam einzuholen, im Norden des Landes wird es schon ungemütlich kühl.
Internet-Schwierigkeiten
Mehr über Shanghai und meine weiteren Stopps lest Ihr in den laufenden Berichten im Reisetagebuch. Ich bin mit der Berichterstattung leider immer etwa eine Woche im Rückstand. Mal will das Internet nicht arbeiten, dann fehlt wieder die Zeit zum Bloggen. Das “schwere Los” eines Reiseblogautors ;-)
Mac says
Hallo Gerry,
siehst du für was unfreiwillige Zwischenstopps alles gut sind! Geplant war anders, aber das was rauskam ist doch auch nicht schlecht, oder?
Dann weiterhin schöne Reise, gutes Wetter und keine weiteren Erkältungen! ;-)
Gruß
Matthias
Andersreisender says
@Matthias: Ja, so ist es. Manche Entwicklungen sind auf den zweiten Blick doch sehr angenehm. Morgen geht’s aber trotzdem weiter – bin schon sehr neugierig auf Zhangjiajie…
cocopella says
hallo Gerry,
bin gerade auf deine reiseberichte gestoßen, bei meiner suche nach sehenswürdigkeiten in shanghai. Ich bin noch bis 24. 10 in shanghai….war mit einer band hier 2 monate auf tour (oktoberfeste gespielt in qingdao, hefei, qangchun, zhengzhou, shanghai…) und nun hab ich noch ein paar tage um ´mir shanghai anzuschauen.
Werde sicherlich noch den SWFC besuchen….kannst du mir noch tipps geben was ich noch unbedingt sehen sollte :)? Wo kommst du her in D oder Ös´terreich??
Viele Grüße
cocopella
PS: Schön, dass ich deinen berichten, die gleichen erfahrungen entnehmen konnte, die ich in meiner zeit in china auch gemacht habe lesen konnte ;)
Andersreisender says
Hallo, Cocopella! Willkommen in meinem Reiseblog. Tolle Sache mit einer Band in China auf Oktoberfesten zu spielen. Ich war ja auch auf einem Oktoberfest in China, nämlich in Qingdao. Da habe ich aber nur Chinesische Musik gehört – war aber auch lustig :-)
In Shanghai gibt’s einige schöne Plätze zu sehen – ich weiß nicht, ob Du schon meine Zusammenfassung Sehenswürdigkeiten Shanghai gesehen hast? Das sind so die Plätze, die ich besucht habe. Sonst halt mal die kleinen Gassen durchstreifen und auf die kleinen Einheimischen-Märkte gehen. Tolle Sache!
Ich bin übrigens aus Salzburg in Österreich. Noch viel Spaß in China!