In den vergangenen Jahren ist Vietnam zu einem beliebten Reiseziel geworden. Anfangs noch ein Geheimtipp für Individualreisende, hat der Touristenstrom längst das Land in Südost-Asien erfasst. Die Reiseberichte aus Vietnam fallen unterschiedlich aus. Die einen lieben das einst geteilte Land – andere hassen es.
Auch wenn ich tolle zwölf Wochen in Vietnam verbracht habe ist an mir der “Kulturschock” während dieser Zeit nicht spurlos vorübergegangen. An eine herrliche Landschaft, tolle Begegnungen mit Menschen, einen langen Aufenthalt an der Küste und an viele kulinarische Köstlichkeiten denke ich gerne zurück. Aber am Anfang war doch alles anders…
Inhalt:
Liebe oder Hass?
Wer meinen Reiseblog regelmäßig verfolgt weiß, dass ich nach Einreise aus China mit manchem überhaupt nicht glücklich war. Vor allem die die ständige Diskussion ums Geld ging mir auf die Nerven. Touristen werden als dollarschwere Geldsäcke gesehen und der Abzocke in Vietnam ist Tür und Tor geöffnet. Um jedes Produkt muss verhandelt werden. Auch um Lebensmittel wird gefeilscht, als würde man einen Kleinwagen kaufen wollen. Wer in Vietnam kein Verhandlungsgeschick entwickelt zahlt meist ein Vielfaches des üblichen Preises.
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Das regelmäßige Streiten ums Geld machte mich unglücklich. Was ich erst als Offenheit der Menschen einstufte, stellte sich nach wenigen Tagen in Nord-Vietnam als Geschäftstüchtigkeit heraus. Sobald sie mein Geld hatten, wurde nicht mal mehr Danke gesagt.
Was tun in einer solchen Situation? “Entweder ich verlasse dieses Land wieder auf schnellstem Wege oder ich spiele das “eiskalte” Spiel des Verhandelns mit” war meine Überlegung. Ich entschied mich für letzteres, zahlte des Öfteren noch Lehrgeld und entwickelte geduldig meine Verhandlungsstrategien.
Nord- und Süd-Vietnam
Mir war nicht ganz klar: Beginne ich mich zu verändern oder änderte sich die Mentalität der Menschen, je weiter ich in den Süden reiste? Ich habe das Gefühl, die Menschen sind in Süd-Vietnam entspannter und auch freundlicher als im Norden. Gefeilscht und verhandelt wird auch hier auf “Teufel komm raus”, aber irgendwie auf sympathischere Weise.
Preiswertes Reiseland
Auch wenn Touristen höhere Preise als die Einheimischen zahlen ist Vietnam ein sehr preiswertes Reiseland. Wählt man nicht die billigsten Unterkünfte und “gönnt” sich immer wieder etwas so kommt man mit einem Durchschnitts-Budget von 15 bis 20 Euro am Tag gut durch. Auch der Internet-Zugang ist an den meisten Plätzen kostenlos. Vor allem in den Hotels und Hostels mit ausländischen Gästen wird ein kostenloser W-Lan Zugang (WiFi) angeboten.
Die tollsten Eindrücke
An oberster Stelle meiner Reiseerlebnisse in Vietnam steht die Fahrt mit dem Motorrad ins zentrale Hochland in Vietnam. Wahrscheinlich gibt es keine bessere Möglichkeit, dieses interessante Gebiet zu bereisen. Aber auch die Halong Bucht und das Mekong-Delta haben es mir angetan.
Ganz anders präsentieren sich die Städte in Vietnam. Interessant ist, die Sehenswürdigkeiten in Hanoi und der ehemaligen südvietnamesischen Hauptstadt Saigon zu entdecken. Das heutige Ho-Chi-Minh-Stadt ist das unverkennbare wirtschaftliche Zentrum Vietnams während Hanoi Verwaltungssitz ist. Beide haben sie aber eines gemeinsam: Unmengen an Mopeds auf den Straßen!
Die Altstadt von Hoi An wurde 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die Stadt ist zwar schön anzusehen, wirkte aber ein bisschen wie ein Museum mit vielen Schneiderläden. Wesentlich authentischer wirken da die vom Tourismus kaum berührten Städte und Dörfer. Eine Besonderheit sind ganz im Süden schwimmende Märkte im Mekong-Delta.
Hygiene und Gesundheit
Die Hygiene-Standards sind in Vietnam viel niedriger als in Mitteleuropa. Darum habe ich darüber im Vorfeld viel gelesen und mich auch mit Impfungen (u.a. Hepatitis A und B, Tollwut, Typhus) vorbereitet. Auch das Thema Malaria spielt eine Rolle – hier habe ich aber keine vorbeugenden Medikamente als Malariaprophylaxe verwendet. Stattdessen setzte ich auf eine Expositionsprophylaxe als Mückenschutz, d.h. Stiche durch Mückenschutzmittel, Mückennetz und Co. zu vermeiden.
Während Malaria nur im Süden des Landes und in der Halong Bucht auftritt ist das Dengue-Fieber in ganz Vietnam ein Thema. Dagegen gibt es keine Impfung, es hilft nur der ganztägige Mückenschutz. Vor einer Reise in die Tropen sollte man sich unbedingt von einem Arzt beraten lassen.
Essen in Vietnam
Ganz oben auf der Liste der vietnamesischen Speisen gibt es nur für eine Platz: Die Pho. Von Nord bis Süd wird sie überall etwas unterschiedlich zubereitet und bevorzugt an Straßenständen gegessen. Während in Nordvietnam die Nudelsuppe mit Kräutern den ganzen Tag serviert wird, schließen viele Stände weiter im Süden bereits um die Mittagszeit. Sie wird dort hauptsächlich zum Frühstück serviert.
Vietnam ist bekannt für seine reichhaltige, leichte Küche. Es wird viel mit Kräutern gewürzt, trotzdem sind die Speisen sehr mild. Wer es gerne scharf mag kann mit Chili nachwürzen. Besonders beliebte Gerichte sind zB. auch frische oder frittierte Frühlingsrollen, Meeresfrüchte und Fisch.
Auch regionale, kulinarische Besonderheiten gibt es in Vietnam zu entdecken. Hue verdankt seine vielfältige Küche seinen Kaisern, während das Geheimnis von Cao Lau auf dem Wasser in der Umgebung von Hoi An beruht.
Langer Aufenthalt in Nha Trang
In Nha Trang, etwa 450 Kilometer nördlich von Ho-Chi-Minh-Stadt, konnte ich einen lang ersehnten, längeren Reisestopp einlegen. Die Arbeit am Laptop stand im Vordergrund. Eine stabile Internet-Verbindung und die Nähe zum Strand machten den Aufenthalt sehr angenehm.
Schnell kommt man auch hier in einen täglichen Arbeitsrhythmus. Mit Armin, er arbeitete u.a. intensiv an seinem neuen Easy Backpacker Weltreiseblog, teilte ich mir ein Monat lang das “Office” in Nha Trang. Wir arbeiteten täglich fleißig an unseren Projekten – dank Laptop und Internet ist das auch auf Reisen möglich. :-)
Es war auch ein interessantes Erlebnis einmal Weihnachten in Vietnam gemeinsam mit Sonja aus Linz und Armin zu verbringen. Wir waren überrascht, dass viele Vietnamesen die Nacht des 24. Dezembers am Strand verbringen. Eine völlig andere Stimmung als zu Hause, aber dennoch toll. Silvester fand ganz ohne Raketen-Knallerei statt – das Fest endete gemeinsam mit anderen Reisenden wieder am Strand.
Und natürlich kamen auch die Sehenswürdigkeiten in Nha Trang nicht zu kurz, auch wenn der Badeurlaub in dieser Touristenstadt im Vordergrund steht. Einmal habe ich mit der Seilbahn Nha Trang verlassen und einen lustigen Tag im “Vinpearl Land” verbracht.
Wie reist man in Vietnam?
Etwas verwundert war ich über die Art und Weise, wie viele Backpacker in Vietnam reisen. Sie lassen sich von Nord nach Süd im “Open Tour Bus” von einem Hostel zum nächsten transportieren. Viele laufen wie die Lemminge den anderen von einer organisierten Unterkunft zur nächsten nach.
Ich bin darüber etwas schockiert, da für mich individuelles Reisen doch etwas Anderes bedeutet. Das Open-Tour-Bus-Fahren gleicht eher einer organisierten Gruppenreise als einer Individualreise. Zweifelsohne ist die Organisation anderer Verkehrsmittel etwas aufwändiger.
Um ein Zugticket zum Normalpreis zu erhalten, muss man zum Bahnhof gehen. Agenturen und Hotels vermitteln lieber die Bus-Tickets, da sie eine gute Provision dafür bekommen. Auf Zugtickets werden hohe Aufschläge verrechnet.
Nachdem ich meine gesamte Reise durch Vietnam – soweit möglich – mit dem Zug zurücklegte, konnten die Hotels und Hostels auch kein “Geschäft” mit mir machen. Hartnäckig versuchten sie mir mit Horrorgeschichten das Zugfahren in Vietnam zu vergrausigen. Als das nichts half wurde ich mehrfach beschimpft. Eine Geschäftsmethode, die bei mir sowieso nicht funktioniert.
Leider isolieren die Bustouren Touristen vom vietnamesischen Alltags-Leben, “mitten drin” ist man nur in jenen Verkehrsmittel, die auch die Einheimischen benützen.
Mein Fazit
Ist nun Vietnam ein interessantes Reiseland? Mein Ergebnis nach zweieinhalb Monaten: Ja!
Wer sich intensiv mit dem Land beschäftigt wird um einen Kulturschock nicht umher kommen. Mir haben dieser Reiseführer* und dieses Buch* mit vielen Hintergrundinformationen über Vietnam sehr gut bei der Reisevorereitung geholfen. Den Lonely Planet Vietnam habe ich hier im Blog im Detail vorgestellt, außerdem findest Du im Reiseblog eine Vorstellung des Kulturschock Vietnam Buchs. Trotz guter Reisevorbereitung für Vietnam wird jeder seine individuellen Zwistigkeiten haben und Erfahrungen machen. Das ist auch gut so.
Sehenswürdigkeiten gibt es in Vietnam viele. Sowohl landschaftlich als auch kulinarisch und geschichtlich hat das südostasiatische Land viel zu bieten. Auf der klassischen Nord-Süd-Route von Hanoi nach Ho-Chi-Minh-Stadt läuft die Tourismus-Maschinerie auf Hochtouren. Die Geheimtipps liegen abseits dieser Route.
Vietnam fasziniert mich! Ich habe seit 2010 über 13 Monate in Südostasien verbracht. Du planst eine Reise nach Vietnam? Einen spannenden Überblick über Reise-Highlights, Geheimtipps und tiefe Einblicke ins Land erhältst Du in meiner DVD über Vietnam & Kambodscha. Neugierig? Gleich reinschauen!
Alle meine Reiseberichte und Reiseinformationen über Vietnam im Reiseblog findest Du in dieser Übersicht.
Christina says
Danke für die tolle Zusammenfassung und auch die letzten Berichte! Bei uns ist Vietnam im Winter 2012 geplant und ich bin gespannt was dieses tolle Land zu bieten hat. Deine Posts werden also sicher noch einmal von mir gelesen, wenn es dann so weit ist.
Vorteil bei uns: Zwei vietnamesische Freunde, die für uns wohl noch bessere Preise beim Verhandeln rausschlagen können. ;-)
Schöne Grüße
Christina
kahunablogger says
Dein Fazit liest sich ja ganz ähnlich wie meins bzw. das anderer Reisender: Prinzipiell ist Vietnam sehr interessant und für Individualreisende durchaus eine Reise wert, man sollte besser von den Open Tour-Bussen wegbleiben, im Süden sind die Leute wesentlich freundlicher, aber es gibt noch einiges zu verbessern.
Jetzt wieder zurück in Thailand würde ich Thailand Vietnam aber in jedem Fall vorziehen, das Essen an den Straßenständen ist wesentlich schmackhafter, die Leute sind viel viel freundlicher, die Infrastruktur stimmt, Scams halten sich außerhalb der absoluten Touristenzentren in Grenzen, es gibt mehr zu sehen, bessere Strände etc.
Sven says
Zu meiner Schande muss ich gestehen, Vietnam nur aus diversen Hollywood-Filmen zu kennen, die das Lieblingsthema Krieg mal mehr mal weniger eindrucksvoll wiedergeben. Auch der Vietnamese in Berlin, bei dem man täglich hinter Büschen und Verstecken “steuerfreie” Zigaretten erwerben kann, taugt nicht wirklich, um einen Eindruck dieser Kultur zu gewinnen. ;-)
Insofern macht Dein Fazit echt neugierig, es elbst mal auszuprobieren…
Beste Grüße
Sven
Andersreisender says
@Christina: Na, da darfst Du Dich schon auf tolle Reiseeindrücke freuen! Und lass Dich vom “Kulturschock” – sofern er auch bei Dir eintritt – nicht unterkriegen ;-)
@Kahunablogger: Hmm…ich bin mittlerweile auch in Thailand gelandet und mal eine intensive Strand-Zeit eingelegt. ;-) Darum kann ich nun noch nicht viel über die Unterschiede sagen. Es wirkt jedenfalls alles viel westlicher. Dass das thailändische Essen besser schmeckt als das vietnamesische kann ich derzeit aber noch nicht bestätigen…
@Sven: Witzig, was man bei Vietnamesen in Berlin so alles kaufen kann. ;-) Ich habe nur von anderen Reisenden gehört, dass manche von ihnen eine hervorragende Pho anbieten. Wobei sie am authentischsten bestimmt am Straßenstand in Vietnam schmeckt…
Nicole says
Ich lese mich gerade durch Deine sämtlichen Vietnam Artikel. Echt super klasse! Die vielen praktischen Tipps sind genial! Danke! :-)
Andersreisender says
Danke, Nicole! Ich hoffe, Du findest die Tipps die Du suchst. Sonst gerne auch persönlich nachfragen. Viel Spaß bei der Reisevorbereitung für Vietnam. :-)
Petra says
Hallo, eine Frage: sollte man in Vietnam ein Moskitonetz mit Imprägnierung verwenden oder reicht eines ohne?
Ich möchte ein Kastennetz für Doppelbett kaufen. Einerseits lieber ohne Gift, aber Sicherheit geht mir im Zweifelsfall vor. Ich möchte mich aber auch nicht unnötig mit Chemikalien belasten. Wir reisen zu zweit von Hanoi bis Ho-Chi-Minh-Stadt und schlafen in Hostels.
Andersreisender says
– Petra: Ich würde Dir ein nicht imprägniertes, engmaschiges Moskitonetz empfehlen. Das reicht für Eure Reise durch Vietnam ganz bestimmt gut aus. Es gibt ein paar Dinge bei Moskitonetzen zu beachten, kennst Du den ausführlichen Beitrag zum Thema Moskitonetz hier im Blog schon?
Petra says
Vielen Dank für die schnelle Antwort. Das Thema Mückennetz habe ich gelesen.
Ich habe mich für ein Kastennetz entschieden. Welche Maschenweite sollte das nun haben, um bei richtiger Handhabung ganz sicher das Eindringen von Moskitos zu verhindern?
Reicht 225 mesh, um die Insekten, welche Dengufieber, Malaria, Japanische Enzephalitis usw. übertragen, abzuhalten oder muss es feinmaschiger sein? Bin für deinen Rat sehr dankbar. :-)
Von Impfungen hat mein Arzt uns abgeraten, da wir nur drei Wochen in Vietnam sind.
Andersreisender says
– Petra: Ich habe grade nachgesehen: Mein verwendetes Moskitonetz hat 280 Mesh. Es ist schon ein paar Jahre alt und sieht so ähnlich wie dieses Moskitonetz* aus. Damit bin ich in Vietnam, Kambodscha, Thailand und in anderen asiatischen Ländern bisher sehr zufrieden gewesen. Chemo-Prophylaxe würde ich in Südostasien auch nicht machen.
Petra says
Vielen Dank nochmal für die Tips. Unser Urlaub war super. Die Landschaft ist traumhaft schön und wir haben viele nette und gastfreundliche Menschen kennengelernt. Das Mückennetz war uns in einigen Unterkünften ein guter Schutz.
Ich würde sofort wieder nach Vietnam reisen. Es gäbe noch so viel zu sehen, da sind drei Wochen einfach sehr kurz. Trotzdem haben wir alle Orte erreicht, die uns wichtig waren.
Der Sleepingbus hat uns dreimal über Nacht ans Ziel gebracht, wodurch wir etwas mehr Zeit für Ausflüge einplanen konnten.
Die Motorradtouren waren besonders schön.
Andersreisender says
– Petra: Ich freue mich, dass Euer Vietnam-Urlaub so schön war. Von so einer Reise durch Südostasien zehrt man lange. :-)