Schneeflocken tanzen vor dem Fenster, ich schaue von meinem Buch auf. Die Seitenenden vibrieren im Takt des Schienenstoßes. Ich kuschle mich in die warme Strickjacke, draußen hat eine dicke Schneedecke die Landschaft eingehüllt.
Winterreisen mit der Eisenbahn sind für mich ein besonderes Erlebnis. Vielleicht deshalb, weil ich relativ selten mit dem Zug durch verschneite Winterlandschaften reise. Früher, als ich noch zur Schule ging, musste ich im Winter mit der Eisenbahn pendeln. Bei Sonne und Regen, Schnee und Eiseskälte. Ob ich wollte oder nicht. Da gab es auch extreme Tage mit Temperaturen von bis zu minus 20 Grad unter Null.
Der Schnee knirschte unter den Stiefeln am Weg zum Bahnhof. Endlich angekommen folgte die Durchsage, dass der Zug wieder einmal Verspätung hat. Nochmals warten, 5 Minuten, 10 Minuten oder mehr. Selbst nach so kurzer Zeit in der Eiseskälte freute man sich über den warmen Platz im vollen Pendlerzug.
In der Früh, wenn es im Winter noch finster war, sah man den Lichtbogen des Stroms an der vereisten Oberleitung besonders gut. Der knisternde, blaue Lichtball sah aus, als hätte jemand am Stromabnehmer der Lokomotive einen Sternspritzer befestigt.
Nach dem Ende meiner Schulzeit gerieten diese Erlebnisse langsam in Vergessenheit. Erst bei einer sehr langen Winter-Bahnreise kamen die die Erinnerungen wieder hoch. Schneegarantie und kalte Temperaturen bietet die Transsibirische Eisenbahn im Winter. Inklusive „Sternspritzer“ am Fahrdraht und mit Kohle beheizte Waggons.
In unseren Breiten ist das Wintervergnügen beim Bahnfahren leider nicht so sicher. Ich hoffe schon lange wieder einmal auf eine richtig schöne Winterreise mit der Eisenbahn, wo es draußen schneit und man sich drinnen im Waggon einkuscheln kann. Vielleicht noch eine Tasse Kaffee oder Tee vor sich am Tisch und die Landschaft aus dem warmen Abteil beobachten. Das finde ich schön.
Bei meiner Reise mit dem Bernina Express hat es im November auch in 2.300 Metern Seehöhe, mit dem Schnee noch nicht geklappt. Voriges Jahr war auch bei der Fahrt mit der Salzburger Lokalbahn zum Advent am Holzöster See kein Schnee zu sehen.
Dafür konnte ich mich dieses Jahr in Thüringen über eine Bahnfahrt mit der Thüringer Bergbahn (vormals Oberweißbacher Bergbahn) durch den Schnee freuen. Über Nacht hat es überraschend geschneit und der Thüringer Wald war weiß „angezuckert“. Passend dazu war auch der Bahnhof Lichtenhain weihnachtlich geschmückt. Ein Highlight ist auch die Winterreise mit dem Zug nach Hallstatt.
Jedes Jahr fahre ich kurz vor dem Heiligen Abend mit der Bahn in die Steiermark zu meiner Familie. Und jedes Jahr hoffe ich, dass die Fahrt durch eine tief verschneite Berglandschaft führt und etwas Weihnachtsstimmung aufkommt. Es ist schon sehr lange her, nämlich 10 Jahre, dass meine Weihnachtsreise durch eine richtig tief verschneite Landschaft geführt hat. Damals fuhr ich mit dem Zug über Bad Ischl und das Ausseer Land auf der Salzkammergutbahn nach Hause.
Vergangenes Jahr konnte ich im Panoramawagen nur auf den Gipfeln etwas Schnee sehen, im Tal war es grün. Auf der Rückreise konnte ich mich dann über eine verschneite Winterlandschaft freuen.
Wie wird sie wohl dieses Jahr werden, die Weihnachtsreise? Gibt es grüne Weihnachten oder tanzen die Schneeflocken vor dem Zugfenster? Was meinst Du?
Markus says
Ja Bahnfahren kann schon was feines sein. Viel Spaß beim weiteren Söckchen suchen und eine frohe Vorweihnachtszeit an alle…
Alex says
Zitat: “Der Schnee knirschte unter den Stiefeln am Weg zum Bahnhof”, ja, da sagst du was. Ich liebe das knackende Geräusch. Und ich schätze, dass es einfach der krasse Gegensatz ist, den man so interessant findet: im Zug sitzend, angenehm warm. Nach draußen kuckend, alles weiß und kalt. Was dieses Jahr allerdings angeht, tippe ich leider auf grün anstelle weiß. Aber man kann unser Klima “hier oben” ja auch nicht wirklich mit dem euren vergleichen. Daher kannst du gerne Meldung geben, wie es denn schlussendlich bei Euch ausgesehen hat, wenn deine Reise anstand. So oder so, gute Reise, danke für das interessante Söckchen und auch weiterhin eine angenehme Vorweihnachtszeit!
Nila says
Oh ja Gerhard. Dein Beitrag versetzt mich in meine Kindheit. Auch ich musste mit der Summerauerbahn vom Mühlviertel nach Linz in die Schule pendeln. Da waren oft durch die Kälte und den hohen Schnee Verspätungen am Tagesplan. Und meine fast zugefrorenen Hände auch ;) Ich warte auch schon sehnsüchtig auf den Schnee. Viel hatten wir ja heuer noch nicht.
Ja, vielleicht haben wir ja noch a bissal a Glück ;)
Liebe Grüße
Nila
Stephan says
Ein Teil meiner Familie lebt auch in der Steiermark. Daher kann ich das winterliche Gefühl nachvollziehen. Leider haben mir aber die Erfahrungen der letzten Bahnreisen, die ich dorthin gemacht habe (gut, das ist jetzt schon einige Jahre her) den Spaß etwas verdorben.
Ich denke, weiße Weihnachten und eine schöne Winterlandschaft ist der Traum von vielen.
Fällt schwer, diese Hoffnung bei angesagten 14 Grad zu behalten.
Dir schöne und vielleicht auch weiße Weihnachtstage (wo auch immer)!
christiane says
Also “mit Kohle beheizte Waggons” kann ich mir gar nicht vorstellen, aber das gemütliche im- Zug-Sitzen und nach-draußen-in-den-Schnee-Gucken (wie würde der Duden das schreiben?) kenne ich noch vom letzten Jahr und habe es auch immer sehr genossen. Ich drücke Dir die Daumen, dass Du dieses Jahr Glück hast!
Hans says
Ich stehe ja mit der Bahn eher auf Kriegsfuß aber so eine Tour durch eine schöne Winterlandschaft würde ich mir noch zutrauen. Schaun mer mal…
Schöne Feiertage.
daggi says
Ich habe ja zwischenzeitlich auch meine Liebe zum Bahnfahren entdeckt, insbesondere seit ich mit den Kindern alleine unterwegs bin. Im Auto musste ich Essen und Trinken anreichen, hier packen sie ihren Rucksack aus und gut ist. Und ich erspare mir Pipipausen an irgendwelchen dunkeln Autobahnparkplätzen. Seit ich festgestellt habe, dass sie sich sogar vier Stunden am Stück wohlerzogen benehmen können, leisten wir uns 1.-Klasse-Tickets. Vor einiger Zeit waren die aber nicht mehr zum Sparpreis erhältlich, weswegen wir 2. Klasse fahren mussten. Da war ein Junggesellenabschied im Abteil, worauf meine Kleine (9) sagt: Mama, man merkt doch gleich, dass das hier nicht 1. Klasse ist :D
Zurück zum Thema ;)
Generell sieht man einfach viel mehr von der Landschaft, aber ich liebe es tatsächlich auch, in die Schneelandschaften hinein zu fahren. Der Glacier-Express steht auf meiner ToDo-Liste… irgendwann nehme ich ihn in Angriff :)
LG
Daggi
Erdbeere says
Ui, da lese ich doch was von minus 20 Grad unter Null. Brrrrr für mich der planke Horror :-)
Lieben-Ich-pendele-auch-und-bin-oft-von-Verspätungen-und-Zugausfällen-betroffen-aber-was-ein-Glück-wird-es-nie-so-kalt-wie-von-Dir-beschrieben-Gruß,
Erdbeere
P.S. Wünsche Dir eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Gerhard says
Dankeschön für Eure interessanten Meinungen zu den Winterreisen mit der Eisenbahn. Tja… so wie es aussieht wird meine Weihnachtsreise in die Steiermark wohl eher eine Reise in den Frühling werden. Weder zum Heiligen Abend noch zu den Feiertagen ist Schnee angesagt.
Nichtsdestotrotz wünsche ich Euch wunderschöne Feiertage und einen guten Rutsch in ein abenteuerliches Bahnreisejahr 2016!
Alexander says
Das ist ja eine abenteurliche Reise und hab davon schon einiges gehört. So eine Winterreisen mit der Eisenbahn würde ich auch gern machen vielleicht klappt es ja noch Ende dieses Jahres. Ich vermisse ein weißes Weihnachten, deshalb sind wir über die Weihnachtstage auch nach Südtirol gefahren und haben in einem Wellnesshotel am See unsere Tage verbracht. Dieses Jahr erhoffe ich mir, dass wir nicht weitreisen müssen um eine weiße Schneepracht zu bewunder. Ganz lieben Gruß
Sebastian says
Ja, das Bahnfahren in der kalten Jahreszeit ist ein ganz besonderer Genuss, wie ich auf meiner sechswöchigen Winterreise durch Norwegen, Schweden, Finnland und das Baltikum gelernt habe. Besonders angetan haben es mir die stundenlangen Fahrten durch das tiefverschneite Lappland – insbesondere am Morgen, kurz nach Sonnenaufgang, wenn der Himmel in den schönsten Farben strahlt.